Während die Sportfreunde Blau-Gelb Marburg erst heute in Richtung Apulien aufbrechen, waren ein paar bayerische Blindenfußballer bereits an Pfingsten in Italien unterwegs gewesen.
Vom 21. bis 24. Mai fand in diesem Jahr in Italien erstmalig der „European Day of Integrative Sport“ statt. In zwölf italienischen Städten trafen sich rund 500 Sportler mit und ohne Handicap um sich gemeinsam in elf integrativen Sport-Disziplinen zu messen.
Auf Vermittlung der Volkshochschule in Cham, die von der europäischen Union als eine von nur zwei Organisationen der Bundesrepublik Deutschland ausgewählt worden war, um eine entsprechende Delegation zu diesem internationalen Event zu entsenden, traten die Feldspieler Ramon Pryssok (derzeit beim ISC Viktoria Dortmund-Kirchderne e.V.) und Manuel Beck sowie die Guidin Julitta Harms (beide vom BFW/VSV Würzburg) gemeinsam mit 17 anderen deutschen Sportlern die Reise nach Rom zum betreffenden „European Day of integrated Sport“ an. In der ewigen Stadt stand neben Sightseeing auch die Teilnahme an der Eröffnungsfeier im altehrwürdigen Olympiastadion auf dem Programm. Anschließend ging es zusammen mit dem Sportreferent des Landkreis Cham Karlheinz Sölch sowie zwei Sportwissenschaftsstudentinnen per Bahn und Bus in Richtung Norden nach Aosta.
Ursprünglich hätten die drei DBFL-Sportler eigentlich nach Sardinien weiterreisen sollen, wäre dem Hauptveranstalter dieser europäischen Großveranstaltung nicht ein folgenschwerer Fehler unterlaufen, so dass die drei am Ende nicht wie zum Zeitpunkt der Anmeldung gedacht an einem dortigen Blindenfußballprojekt (eigenltich offiziell ausgeschrieben als „Football-5-a-Side“) teilnahmen, sondern die italienische Form des Integrationsfußballs „Calcio Integrato“ kennenlernten.
Außer der Abordnung aus Deutschland versammelten sich so am Pfingstsamstag vor dem Rathaus der Alpenstadt im Herzen der City Aktive aus Rumänien, der Slowakei und Italien, um in der Zeit von 11 bis 18 Uhr miteinander zu kicken.
Anders als beim „normalen“ Fußball wurde so auf insgesamt vier Tore gespielt, die von Menschen mit und ohne Handicap gehütet wurden, die von den nach Nummern, welche den Grad der jeweiligen Behinderung ausdrücken sollten, gekennzeichneten Akteuren selbstredend reichlich unter Beschuss genommen wurden. Das reine Endresultat trat dabei im Vergleich zum regen Erfahrungsaustausch und zum knüpfen internationaler Freundschaften eindeutig in den Hintergrund, was sich anschließend auch dadurch ausdrückte, dass die Teilnehmer am Abend noch lange zusammen feierten, bevor es tags darauf wieder zurück in die jeweilige Heimat ging.
„Es ist zwar schade, dass den Organisatoren in Rom bei der Erstellung der Ausschreibungsunterlagen ein derartiger Übersetzungsfehler unterlaufen ist, aber die Eindrücke und Erfahrungen, welche ich so unverhofft in Aosta sammeln durfte, möchte ich jedoch keinesfalls missen“, zieht Beck trotzdem ein positives Fazit. „Aus reiner Blindenfußballsicht muss man das Ganze wohl etwas kritischer sehen, da doch der Spaß zu Ungunsten des gewohnten Wettkampfgedankens klar im Vordergrund stand“, merkt Pryssok an, dass es eben doch schwer bis unmöglich ist sowohl Menschen ohne Einschränkung, als auch Menschen im Rollstuhl oder mit Down-Syndrom sowie mit einer geistigen Behinderung gemeinsam mit Blinden unter leistungssportlichen Aspekten gleichberechtigt gegeneinander antreten zu lassen. Letztlich war dies aber auch überhaupt nicht das Ansinnen der Erfinder dieser jegliche Personengruppen integrierenden Sportart, wie Harms zusammenfasst: „Wenn man erlebt hat, welche Freude beispielsweise ein im Rollstuhl sitzendes Mädchen mit Down-Syndrom dabei hatte, einen kleinen Ball aus wenigen Metern ins Tor zu werfen, dann kann man den hinter dieser Facette des Fußballs steckenden Grundgedanken einfach nur gut finden“.