Hitziges Saisonfinale in Rostock

Am vergangenen Wochenende fand die Saison 2016 in Rostock ihren Abschluss. Auch wenn der Deutsche Meister bereits feststand, blieb es bis zum vorletzten Spiel spannend, wie die Platzierungen dahinter ausfallen würden. Am Ende des Tages schmückten sich die Kicker des Chemnitzer FC mit Silber vor dem FC St. Pauli, der sich sehr über den dritten Platz freute. Rekordmeister Stuttgart belegte Rang vier.

Abgebrochener Höhepunkt

Zwei abgesagte Partien, einen Spielabbruch und keine Gegentore. Mit dieser Bilanz gingen die Sportfreunde Marburg in ihre letzte Partie der Saison. Gegen den MTV Stuttgart wollten sie noch einmal zeigen, dass sie dennoch zurecht Deutscher Meister sind. Die Stuttgarter hingegen wollten zumindest beweisen, dass sie durchaus in der Lage wären, den bereits feststehenden Deutschen Meister zu besiegen. Gute Vorzeichen für eine spannende Partie, die hielt, was sie versprach. Von Anfang an ging es ordentlich zur Sache. Torschüsse auf beiden Seiten, ohne Erfolg. Das eine oder andere Foul wurde begangen, die Teamfoulgrenze erreicht. Achtmeterschüsse blieben Torlos. Marburg machte Druck, war zunehmend das stärkere Team auf dem Platz und der MTV wurde angespannter, machte Fehler. Lukas Smirek ließ sich gar so sehr reizen, dass er die Rote Karte sah. Dann viel das erste Tor – für die Stuttgarter. Ärgerlich für das Team von der Lahn. Das große Ziel die Null über eine ganze Saison zu halten wurde verfehlt, aber das Spiel war noch nicht verloren. Pektas und seine Kameraden rannten weiter auf das Stuttgarter Tor zu. Karten wurden verteilt, eine Verletzung auf Seiten der Stuttgarter musste hingenommen werden, doch blieb der Spieler auf dem Platz und hielt sich im Hintergrund. Es gab keinen Ersatz für ihn. Durch den fehlenden Smirek fehlte dem MTV bereits ein Spieler. Russom und Fangmann kämpften also zu zweit – mit ihrem angeschlagenen Kollegen Günther im Hintergrund – weiter gegen vier Marburger; bis Russom sich zu einer gelben Karte hinreißen ließ. Es war seine zweite in diesem Spiel und bedeutete folgerichtig Gelb/Rot. Runter vom Platz. Spielabbruch. Jubelschreie waren zu hören. Jedoch nicht bei den Marburgern, sondern den St. Paulianern am Spielfeldrand. Ein Sieg Marburgs bedeutete für sie Platz drei in der Tabelle. Der Deutsche Meister hingegen frustriert. Keine Freude über die letzten drei fehlenden Punkte, über die Null, die sie jetzt doch wieder stehen hatten da das Spiel am grünen Tisch 2:0 für sie gewertet wurde. So wollten sie diese Bilanz nicht aufstellen. Auch die Stuttgarter waren deprimiert, ließen den Fotografen links liegen und machten sich auf den Weg in die Kabine. Bei der kommenden Siegerehrung nahmen sie eine Stunde später den Pokal des vierten Platzes entgegen, reichten aber im Anschluss beim Ligavorstand wegen „regelwidrigen Spielabbruchs“ offiziell Protest ein. Das internationale Regelwerk der IBSA, so die Stuttgarter Argumentation,  sähe einen Spielabbruch nur dann vor, wenn weniger als drei Spieler inkl. des Torwarts auf dem Feld stünden. Eine anderslautende, Deutsche Sonderregel gäbe es nicht.

Vizemeisterschaft bestätigt

Im Vorjahr musste der Chemnitzer FC sich kurz vorm Abpfiff des letzten Spiels noch die Meisterschaft vor der Nase wegschnappen lassen. Dass 2016 am Ende wieder der zweite Platz herausspringen sollte, war nach der Spielabsage am Auftaktspieltag nicht vorhersehbar. In Rostock siegten die Himmelblauen gegen die SG 1860 München/VSV Würzburg souverän mit 2:0. Nach dem Spielabbruch der Begegnung zwischen Marburg und Stuttgart stand der CFC auch als Vizemeister fest. Bis zu diesem Zeitpunkt wäre der MTV Stuttgart Zweiter gewesen.

Kampf um die Vizemeisterschaft

Der FC St. Pauli unterlag am frühen Morgen in seinem letzten Saisonspiel dem FC Schalke 04 mit 0:1. Damit war die erhoffte Vizemeisterschaft für die Kiezkicker außer Reichweite. Mit Platz drei sprang letztlich dennoch die beste Saisonplatzierung der Norddeutschen heraus. Der FC Schalke behauptete mit diesem Sieg den fünften Rang und war nach stockendem Saisonstart durchaus zufrieden mit dem Verlauf der Spielzeit.

Ein Sieg zum Abschluss

Der ISC Dortmund hat das Siegen doch noch nicht verlernt. Erst im letzten Spiel des Jahres gewannen die Westfalen ihr erstes Match, wenn auch knapp mit 1:0. Durch diesen Erfolg zog man am Gegner FC Viktoria Berlin vorbei und landete am Saisonende auf Platz sieben. Mit 51 Teamfouls war der ISC, wir drücken es mal so aus, von allen Teams am weitesten vom Fairplay-Pokal entfernt. Für die Berliner verlief die Saison 2016 enttäuschend. Mit vier Punkten belegten die Hauptstädter den achten und damit vorletzten Tabellenrang.

Rote Laterne für den Liga-Neuling

Wer in acht Spielen 25 Gegentore kassiert, der landet zurecht auf dem letzten Platz. Da spielt es auch kaum eine Rolle, dass es die erste Spielzeit der neu gegründeten bayerischen Spielgemeinschaft aus TSV 1860 München und VSV Würzburg war. Schließlich hatte ein Großteil der Spieler schon einiges an Ligaerfahrungen mit in die SG-Ehe gebracht. Letztlich waren es die Uneingespieltheit und die mangelnde Kontinuität, die den Süddeutschen zum Verhängnis wurden. Wie es mit dem Blindenfußball in Bayern weitergeht, wird spannend zu beobachten sein.

Versöhnlicher Abschluss

Im letzten Spiel der Saison 2016 nahm die SG 1860 München/VSV Würzburg ebenfalls eine tragende Rolle ein. Von der anderen SG aus PSV Köln und Teutonia Köppern bekamen sie drei teilweise doch sehr kuriose Tore eingeschenkt. Die Kölner kletterten mit diesem Sieg auf Rang sechs und schlossen die Saison damit recht versöhnlich ab.

St. Pauli dominiert das Team der Saison

Im Anschluss fand neben der Siegerehrung, die in Rostock von DFB-Vizepräsident Eugen Gehlenborg und DFB-Vorstandsmitglied Joachim Masuch vorgenommen wurde, auch die schon traditionellle Spielerehrung statt. Wie in den vergangenen Jahren schon hatte das Redaktionsteam von Blindenfussball.net auch in dieser DBFL-Saison genau hingeschaut und in den Kategorien Torwart, Abwehr, Mittelfeld, allrounder und newcomer die aus ihrer Sicht besten Spieler gewählt.

Team der Saison 2016

  • Torwart: Sebastian Themel (Chemnitzer FC)
  • Abwehr: Rasmus Narjes (FC St. Pauli)
  • Allrounder: Alexander Fangmannn (MTV Stuttgart)
  • Mittelfeld: Paul Ruge (FC St. Pauli)
  • Newcomer: Serdar Özdemir (Viktoria Dortmund)

Jonathan Tönsing vom FC St. Pauli erhielt zudem die Torschützenkanone. Er erzielte 15 Treffer in acht Ligaspielen.