Blindenfußball-Bundesliga 2013: Team der Saison

Die Begehrte Trphäe
Die Begehrte Trophäe.

Auch 2013 hat die Redaktion von Blindenfussball.net zusammen mit den Spielbeschreibern und dem Liga-Ausschuss der Blindenfußball-Bundesliga gewählt und in den Kategorien „Newcomer der Saison“, „Bester Abwehrchef“, „Bester Torwart“ und „Bester Mittelfeldspieler“ Sportler der Liga gekührt. Neben dem Torjäger 2013 wurden diese im Rahmen der Abschlussveranstaltung der Liga 2013 in Stuttgart am Wochenende 14.9. geehrt.

In diesem Jahr war die Kandidatenliste der auffälligsten Kicker der Liga lang und die Jury hatte es nicht leicht ihre Stimmen zu verteilen. Die Teams und Leistungen sind insgesamt enger zusammengerückt, was es allen erschwerte. Wie auch im Vorjahr wurde nach dem Schulze-Wahlverfahren gewählt, d. h., dass die Wahlberechtigten die Kandidaten nach Leistungsbeliebtheit auf dem Stimmzettel reihten. Das Verfahren berücksichtigt hier auch die Tendenzen anderer Stimmzettel, also kann auch ein Sportler den Pott gewinnen, der z. B. von vielen an Position zwei in einer Kategorie gesehen wird, obwohl er bei wenigen Wählern auf Position eins war.

Ulrich Pfisterer überreicht Enrico Göbel den Pokal
Als bester Torwart der Saison wurde der Deutsche Blindenfußball-Nationalkeeper Enrico Göbel vom VSV/BFW Würzburg gewählt

Beim Torwart der Saison ging es besonders eng zu. Neben Frank Leschke (Chemnitz) und Tim van Aken (Stuttgart) sowie dem Gewinner 2012 Daniel Soldanski (Gelsenkirchen) kämpften die Nationalkeeper Sebastian Schleich (Marburg) und Enrico Göbel (Würzburg) um den Titel.

Erstmals stand er 2010 zwischen den Pfosten, wurde schnell zum festen Rückhalt in seinem Team und machte 2012 zudem durch gute Leistungen auf sich aufmerksam, sodass ihn Bundestrainer Pfisterer in die Nationalmannschaft berief. Bei der EM 2013 in Italien stand er als Nummer Eins für Deutschland zwischen den Pfosten und parierte einige Male die gefährlichen Schüsse der internationalen Gegner. In der Liga ist er zwar nicht unbezwingbar, sorgt bei Stürmern aber stets für Verzweiflung. Als Wahlfranke und in seinem Job als IT-Lehrer fühlt sich der gebürtige Thüringer aber sehr wohl im Bundesland des Leberkäses und der Schweinshachse. Die Auszeichnung des besten Torhüters ging 2013 an Enrico Göbel vom VSV/BFW Würzburg.

Daniel Hoß (Rechts im Bild) wurde bester Abwehrspieler 2013
Daniel Hoß (Rechts im Bild) wurde bester Abwehrspieler 2013.

In der Abwehrregion wurde die Wahl auch nicht einfacher. Abwehrgrößen wie Mulgheta Russom aus Stuttgart und Bayram Dogan aus Gelsenkirchen standen hier auf dem Wahlzettel. Am Ende war die Überraschung groß, da der Abwehrchef 2013 schon auf der Kandidatenliste des Vorjahres zu finden war und sich dort Robert Warzecha von den Sportfreunden Marburg geschlagen geben musste. Der neue Abwehrspezialist ist ein Urgestein des deutschen Blindenfußballs. 2007 beim ersten offiziellen Blindenfußballturnier in tübingen war er schon mit von der Partie. Damals noch für Marburg kickend sorgte er mit seinen Teamkollegen für den Torsturm. In den Folgejahren spezialisierte er sich eher auf das Mittelfeld und ist in seinem neuen Klub im Rheinland seit Jahren der Chef der Defensive. Zudem trägt er die Kapitänsbinde seines Vereins. Mit seinem Bruder als Schlussmann sichert er die Abwehr des PSV Köln: in dieser Saison ging die Auszeichnung des besten Abwehrchefs an Daniel Hoß vom PSV Köln.

Ulrich Pfisterer überreicht Sebastian Schäfer den Pokal
Ausgezeichnet als bester Mittelfeldspieler der Saison wurde Sebastian Schäfer vom VSV/BFW Würzburg

Im Blindenfußball verschwimmen immer mehr die Positionen. Bei vier Feldspielern spricht man in der Regel von Allroundern. Es gibt keinen definitiven Stürmer oder Mittelfeldspieler. Jeder arbeitet auch in der Defensive für das Team. Deshalb dürfte die Auszeichnung des Mittelfeldspielers für den Mann des Mittelfelds 2013 eine Überraschung gewesen sein. Seit 2009 schnürt der Student aus Bayern die Kickstiefel für den Blindenfußball. Auf dem Platz ist das Konditionswunder nicht müde zu bekommen. Er ist einfach überall wo Not am Mann ist – eben noch vor dem Tor, sichert er in der nächsten Sekunde den Gegenstoß im eigenen Strafraum. Seit 2011 kickt er zudem für die Nationalmannschaft Deutschlands und erzielte bei den World Games 2011 sein erstes Länderspieltor. 2011 erreichte er mit dem vierten Tabellenrang das bislang beste Ergebnis seiner Karriere in der Liga. 2012 jagte er der Torjägerkanone hinterher, musste sich aber damals Ali Pektas geschlagen geben.Bei der EM 2013 in Italien war er berufsbedingt leider nicht dabei. In der Liga 2013 sah es für seinen Verein nicht so rosig aus. Im letzten Saisonspiel erzielte er drei Tore und sicherte seinem Team damit den ersten Sieg. Am Ende hieß es Platz acht für die Franken. Zusammen mit Kollegen wie Jörg Fetzer (Chemnitz), Alex Fangmann (Stuttgart) oder Cengiz Dinc (Dortmund) sowie Heinrich Niehaus (Braunschweig) konkurrierte er um die Trophy des Mittelfeldspielers. Das Wahlergebnis hatte schlussendlich das letzte Wort und sicherte Sebastian Schäfer vom VSV Würzburg den Pokal des Mittelfeldspielers 2013.

Newcommer liegen sich vor Freuden in den Armen.
Newcommer liegen sich vor Freuden in den Armen.

Der Blindenfußball lebt von Talenten, die den Sport aufmischen, attraktiver machen und von Menschen, die andere mitreißen. Der Nachwuchs in Deutschland ist vielerorts ein Problem. In den letzten Jahren fanden nur wenige Sportler den Weg zum Blindenfußball. Um so erfreulicher ist es, dass hier weiter investiert wird. Als Aushängeschild fungiert hier seit Jahren das Team vom FC St. Pauli. Nahezu jedes Jahr präsentieren die Hamburger neue Spieler bei Turnieren oder auch in der Liga. Deshalb war es in dieser Kategorie eine deutliche Sache bei der Wahl des Newcomers 2013. Die Wahl in dieser Kategorie konnte außer beim Klub St. Pauli jedoch keinen klaren Sieger finden, da zwei Spieler große Aufmerksamkeit erregt haben und am Ende beide den Pokal des Newcomers überreicht bekommen haben. Beide gehören zu den jüngsten Spielern der Liga, mit Geburtsjahrgang 2000 und 1999 kickten die jungen Hamburger mit Ausnahmegenehmigung in der Liga mit und hielten bei der Konkurrenz auch brillant mit. Ein Tor gelang ihnen zwar noch nicht, aber bei den gezeigten Leistungen darf man noch „Großes“ in der Zukunft erwarten. Den Newcomer-Pokal 2013 teiltn sich Rasmus Narjes und Jonathan Tönsing vom FC St. Pauli aus Hamburg.

Neben den Newcomern 2013 gab es als letzte Position auch die Trophy des Torschützenkönigs zu vergeben. Entgegen den übrigen Personen wurde hier nicht gewählt; allein die geschossenen tore entschieden hier über Sein oder Nichtsein. In den Vorjahren eher in der Liste weiter unten zu lesen stand 2013 erstmals ein neuer Mann gemeinsam mit dem Vorjahressieger ganz oben und reiht sich somit in die Geschichtsbücher der Liga ein. Der Wahlkölner, 2008 noch für das DJK Essen kickend, in der Folge ein eigenes Team in Köln gründend, drehte 2013 in nahezu jedem Spiel auf und schob sich von Spieltag zu Spieltag immer mehr nach oben in der Torjägerliste. Mit am Ende zehn Treffern sicherten sich der Exnationalspieler, der übrigens in der Nationalmannschaft amtierender Rekordhalter mit 12 Toren für Deutschland ist, zusammen mit dem aktuellen Nationalspieler aus Marburg, Alican Pektas, die Trophy des Torjägers 2013.

Das Team der Saison 2013

  • Torwart: Enrico Göbel (VSV/BFW Würzburg)
  • Abwehrchef: Daniel Hoß (SG PSV Köln/RBSSV Düren)
  • Mittelfeld: Sebastian Schäfer (VSV/BFW Würzburg)
  • Sturm: Michael Wahl (SG PSV Köln/RBSSV Düren) und Alican Pektas (SF Blau-Gelb Marburg)
  • Newcomer: Rasmus Narjes und Jonathan Tönsing (FC St. Pauli)