Die Bundesliga-Blindenfußballer vom Vital-Sportverein (VSV) und Berufsförderungswerk (BFW) Würzburg und das Sportzentrum der Universität Würzburg machen gemeinsame Sache: Im Mittelpunkt steht die wissenschaftliche Leistungsdiagnostik für das Würzburger Blindenfußballteam.
Dr. Olaf Hoos, Leiter des Uni-Sportzentrums am Hubland, nimmt den Blindenfußball zusammen mit Prof. Dr. Ralph Beneke von der Philipps-Universität Marburg seit einiger Zeit wissenschaftlich ins Visier. Im Rahmen des Projekts testete man bereits die Blindenfußballer der Deutschen Nationalmannschaft. Nun waren die Bundesliga-Kicker von VSV und BFW Würzburg an der Reihe.
„Die sehbehinderten Spieler und sehenden Torhüter werden von uns zunächst durch Schwarzbrillen alle auf einen einheitlichen Sehrest von null Prozent gebracht“, erläutert Olaf Hoos. „Dann absolvieren die Sportler zwei Fitness-Übungen, die wir identisch auch mit Sehenden durchführen“. Die Organisation und die Auswertung der Tests liegen in den Händen von Thomas Ruttmann und Michael Kümmel. Um sicherzugehen, dass die Übungen auch ohne Sehvermögen machbar sind, checkten die beiden Sportstudenten den Ablauf im Vorfeld mit sehenden Kommilitonen, die sie mit Schlafbrillen vorübergehend blind machten. „Interessant ist für uns, wo es Unterschiede in der Leistung sehender und blinder Sportler gibt und warum diese auftreten“, betonen die Studenten. Neben einer Gleichgewichtsübung auf dem Wackelbrett geht es vor allem beim sogenannten Yo-Yo-Test an die physische Leistungsgrenze. Dieser vom dänischen Fußballtrainer Jens Bangsbo Test ist eine Art Pendellauf. Dabei muss der Athlet bei steigender Geschwindigkeit zwischen zwei zwanzig Meter entfernten Markern hin- und her laufen, bis das Tempo nicht mehr gehalten werden kann. Aus den gemessenen Werten des Tests kann die absolvierte Distanz und die maximale Herzfrequenz bestimmt werden. Zudem ist es möglich, die maximale Sauerstoffaufnahme abzuschätzen.
Langfristig ist geplant, weiteren Blindenfußball-Bundesliga-Teams in Deutschland die Leistungsdiagnostik anzubieten. Ein mannschaftsübergreifender Vergleich von Fitnesswerten und die Entwicklung der Ergebnisse über die nächsten Jahre wären sicher auch für Blindenfußball-Nationaltrainer Uli Pfisterer interessant. Der Stuttgarter Fußballlehrer bereitet die Blindenfußball-Nationalmannschaft gerade auf die Weltmeisterschaft in Japan vor. Im November möchte er mit dem Team dann bei der WM in Tokio eine gute Platzierung erreichen. „Unser Traumziel sind die Paralympics 2016 in Rio des Janeiro“, betont Würzburgs sehender Nationaltorhüter Enrico Göbel. Der 31-jährige IT-Lehrer des BFW Würzburg bleibt aber realistisch: „Um das zu erreichen, müssen wir hier in Würzburg und mit der Nationalmannschaft noch viel trainieren…“ „