WM-Finale nach Buenos Aires verlegt

Wie der Liga-Ausschuss vermeldet, findet der letzte Spieltag der diesjährigen Blindenfußball-Bundesliga-Saison nicht mehr in Schleswig statt!
In der Meldung heißt es, „…dass der Finalspieltag (13.09.2014) nicht in Schleswig, sondern auf dem Marktplatz der schönen Hansestadt Lübeck ausgetragen wird.“ Die Spielervertretung leitete diese ohne ihr Zutun im Liga-Vorstand getroffene Entscheidung am letzten Mittwoch an die Mannschaften weiter.
In der Begründung heißt es, dass es in Schleswig nicht möglich sei, einen Spieltag auszutragen, da es „die Bedingungen vor Ort nicht ermöglichen einen reibungslosen Spielbetrieb zu garantieren.“

Genaueres Nachhaken ergab, dass in Schleswig nicht der mobile Kunstrasen zum Einsatz hätte kommen können und auf Naturrasen hätte gespielt werden müssen. Dieses erschien zu verletzungs- und regenanfällig. Das gewählte Motto der Sepp Herberger-Stiftung „Mit Fußball in die Mitte der Gesellschaft“ schien durch die gewählte ungünstige Lage ebenso nicht glaubwürdig umsetzbar.

Wie kann so ein Planungspatzer großen Verbänden wie dem Deutschen Behinderten-Sportverband, dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband und der Sepp-Herberger-Stiftung unterlaufen? Für keinen der drei Liga-Träger ist dies die erste Großveranstaltung und die Erfahrungen der letzten Jahre im Blindenfußball sollten das Auge für die Anforderungen an die Spielorte geschult haben.

Zumal in der Vergangenheit, am letzten Spieltag der Spielzeit 2011, schon einmal ein großer Aufreger durch planerisches Unvermögen evoziert wurde. Damals vergab man den Abschlussspieltag nach Hannover und ließ auf einem beengten Platz hinter dem Rathaus spielen. Wegen des Platzmangels musste das Spielfeld verkleinert werden. Die Teams drohten aufgrund des nicht regelkonformen Geläufs mit einem Boykott der Spiele und verwirklichten diesen teilweise dadurch, dass sie a lâ Schande von Gijon den Ball minutenlang lustlos hin und her schoben und schön unspektakulären Nichtangriffsfußball an einem von den Trägern vermarkteten Städtespieltag präsentierten.

Die zunächst ungenügend begründete Verkündung knapp zwei Monate vorm Veranstaltungstermin zeugt jedoch davon, dass den Anforderungen an eine Umgebung, die sportliche Topleistungen ermöglicht, im Vorfeld nur geringe Aufmerksamkeit entgegen gebracht werden. Zudem stellt dieser Schnitzer das ohnehin undurchsichtige Vergabeverfahren der DBFL-Träger erneut stark in Frage. Ohne einen öffentlichen Kriterienkatalog, klar definierten Bewerbungs- und Vergabeterminen, geschweigedenn von transparent agierenden oder überhaupt existierenden Vorabinspektionen können und dürfen derartige Veranstaltungen nicht geplant werden.
Nachdem bereits die Vereinsspieltage in Dortmund und Gelsenkirchen terminlich getauscht wurden und zum Zeitpunkt der Anmeldung nicht feststand, ob der Auftakt in der Kölner oder Mainzer Innenstadt steigen würde, wird der Begriff der Planungssicherheit im Zusammenhang mit der DBFL, der „in Europa einzigartigen Spielrunde„, erneut ad absurdum geführt.

Man stelle sich nur vor, dass der FIFA während der laufenden Weltmeisterschaft plötzlich auffällt, dass es im Estádio do Maracanã nicht mehr die eigentlichen 73.531 Sitzplätze, sondern bloß noch 3.531 Plätze gibt und Sepp Blatter und seine Funktionärskollegen daraufhin die spontane Entscheidung treffen das Endspiel stattdessen, ach sagen wir doch mal im Estadio Monumental Antonio Vespucio Liberti in Buenos Aires auszutragen. Nach einer solchen Aktion wäre Uruguays Staatspräsident José Mujica sicher nicht der einzige, dem dazu passende Kraftausdrücke für die Herren Funktionäre auf der Zunge liegen würden.

Gestattet sei auch die Frage, inwieweit die Liga-Träger selbst bereit sind sich an ihre eigenen Statuten zu halten; setzt eine Verlegung des letzten Spieltages doch einen Beschluss des Liga-Vorstandes voraus, wozu auch die Spielervertretung zählt. Der Ligaausschuss wurde jedoch zu keinem Zeitpunkt an dieser Entscheidung beteiligt, sodass über die Wirksamkeit jenes Beschlusses gestritten werden kann. Sind die Vereine also gehalten, dass sie sich an einer möglicherweise nichtigen Spieltagsfestsetzung festhalten lassen?

Mit der Bekanntgabe der Spielorte 2014 konnten die Vereine ihr benötigtes Budget für Anfahrten und Übernachtungen kalkulieren und sich für die Saison 2014 anmelden. Nun dürften bei den Teams die Drähte heiß laufen, Ehrenamtliche wild nach neuen Übernachtungsangeboten und günstigen Reisemöglichkeiten suchen und sich nebenher auch noch mit Stornierungskosten und der Rückerstattung derselbigen durch die Liga-Träger herumschlagen. Denn diese werden mit Sicherheit bei den Verantwortlichen dieses Planungspatzers eintreffen.