Das Salz in der Fußballsuppe

Sieben Spielzeiten hat die Deutsche Blindenfußball-Bundesliga (DBFL) mittlerweile erlebt. Seitdem am 29. März 2008 um 13.00 Uhr an den Spielorten Stuttgart und Berlin parallel der Anpfiff der ersten Begegnungen ertönte, nahm die Entwicklung dieser neuen Sportart in Deutschland rasant an Fahrt auf. Ein Blick auf Vergangenes kann bekanntlich nicht nur spannend sein, sondern auch Aufschlüsse für die Zukunft parat halten, weshalb im Folgenden ein buchhalterischer Blick auf die abgelaufene Spielzeit 2014 mit dem Fokus auf die erzielten Tore, die den Fußball bekanntlich so spannend machen, geworfen wird.

Mit Abpfiff des letzten Ligaspiels zwischen dem FC St. Pauli und der SG Berlin/Braunschweig wurden in den sieben Jahren 236 Bundesligaspiele bestritten. Insgesamt fielen hierbei 661 Treffer, was einen Durchschnitt von 2,8 Toren pro Spiel ergibt. Die zurückliegende Spielzeit reiht sich mit einem Torschnitt von 3,28 auf den zweiten Platz der torreichsten Jahre ein und muss sich dabei bloß der Rekordsaison 2011, als 3,75 Tore pro Spiel fielen, geschlagen geben.

Der Torschützenkönig Ali Pektas in seinem Element - hier beim Spiel gegen Chemnitz am 4. DBFL-Spieltag in Gelsenkirchen. (Foto: Michael Hain)
Der Torschützenkönig Ali Pektas in seinem Element – hier beim Spiel gegen Chemnitz am 4. DBFL-Spieltag in Gelsenkirchen. (Foto: Michael Hain)

In der Premierensaison reichten dem späteren Meister aus Marburg sechs Tore zum Gewinn der historischen ersten Meisterschaft. Kurioserweise verlor der spätere Meister seine ersten zwei Auftaktspiele, bevor fünf Siege am Stück und damit der Titelgewinn folgten. In diesem Jahr stellten die Hessen mit 33 erzielten Toren die gefährlichste Offensive der Liga, hatten mit Pektas (20 Treffer) den Torschützenkönig im Team, gewannen wie 2008 fünf Spiele, verloren zwei ihrer acht Duelle und mussten sich am Ende dennoch hinter Stuttgart mit der Vize-Meisterschaft begnügen. Eine Parallele zur Premierensaison 2008 ist, dass damals Stuttgart mit 14 geschossenen Toren die stärkste Offensive stellte, mit Fangmann (10 Treffern) den Torschützenkönig im Team hatte und sich zu Saisonende ebenfalls mit dem zweiten Platz begnügen musste. Effizienz scheint hier das gesuchte Wort zu sein.

Die Freude der Stuttgarter Guidin Jule Söhner beim Tor von Alex Fangman gegen Marburg im Spiel um die Meisterschaft war groß! (Foto: Michael Hain)
Die Freude von Jule Söhner (Guide bei Stuttgart) beim Tor von Alex Fangman gegen Marburg im Spiel um die Meisterschaft war groß! (Foto: Michael Hain)

Stuttgart und Marburg heißen bis dato die einzigen DBFL-Meister, wobei der MTV in Lübeck bereits den fünften Titel einfuhr und die blaugelben Sportfreunde bislang zweimal die Schale nach Hause brachten. Die Lahnstädter dürften aus historischen Gründen nichts gegen eine Liga bestehend aus nur acht Vereinen einzuwenden haben. Denn in den Jahren 2008 und 2012, als nur acht statt wie sonst neun Teams für die Liga gemeldet waren, standen die Hessen nach den sieben absolvierten Ligaspielen ganz oben. Die Vielfalt und Entwicklung der DBFL freuen sich indes vielmehr über einen Zuwachs neuer Sportler in den kommenden Jahren.

JahrAnzahl geschossener Toregespielte Spiele in dieser SaisonDurchschnittliche Toranzahl pro Spiel
200849281,75
200982362,28
2010117363,25
2011135363,75
201279282,82
201382362,28
2014118363,28

Die 118 Tore dieser Saison wurden von 25 unterschiedlichen Torschützen erzielt. In der Saison 2013 waren es 17 verschiedene Spieler, die den Ball insgesamt 82 mal im Netz unterbringen konnten. Unter den diesjährigen Torschützen feierten Marco Hornbacher vom PSV Köln und der erst 14-jährige Jonathan Tönsing zudem ihr erstes Ligator. Der Kölner Hornbacher verwandelte im Spiel gegen Gelsenkirchen einen Freistoß aus für Blindenfußballverhältnisse großer Entfernung spektakulär in den Winkel. Durch zwei Tore seines Teamkollegen Dennis Krallert feierte der PSV beim Abpfiff den einzigen Saisonsieg.
Pauli-Youngster Tönsing markierte seinen Treffer im Spiel gegen Meister MTV Stuttgart. Nach einem Dribbling über die linke Angriffsseite versenkte der Newcomer des Jahres 2013 aus kurzer Distanz die Kugel im Stuttgarter Gehäuse und brachte sein Team so früh in Führung. Zwar verlor St. Pauli am Ende mit 1:2, aber für Tönsing wird dieses Spiel noch lange in Erinnerung bleiben.

In den vergangenen Jahren fiel immer wieder auf, dass viele Mannschaften bloß einen oder zwei Torschützen vorweisen konnten. In diesem Jahr hat sich dies bemerkenswert verändert.
Beim neuen und alten Meister aus Stuttgart trugen sich wie im Vorjahr mit Fangmann (10 Treffer), Sarikaya (8 Treffer), Russom (4 Treffer) und Smirek (1 Treffer) wieder vier Spieler in die Torschützenliste ein. Gleiches gilt für Vize-Meister Marburg. Bei den Hessen trafen Pektas (20 Treffer), Kuttig (8 Treffer), Horn (3 Treffer) und Botez (2 Treffer).
Gleiches gelang der Spielgemeinschaft Berlin/Braunschweig, für die Kofi Osei (5 Treffer), Heinrich Niehaus (2 Treffer) und Edis Veljkovic und Fathi Talay mit jeweils einem Treffer erfolgreich waren.

Zwar reichte es am Ende nur für den achten und damit vorletzten Platz, dennoch trugen sich beim PSV Köln mit Dennis Krallert (4 Treffer), Michael Wahl (3 Treffer) und Marco Hornbacher (2 Treffer) in diesem Jahr gleich drei Spieler in die Torschützenliste ein. Im Vorjahr war es ausschließlich Wahl, der für die Kölner einnetzte.
Wenn auch nicht so ausgewogen wie bei den Domstädtern, gab es in dieser Saison drei Torschützen im Trikot des FC St. Pauli. Serdal Celebi (6 Treffer) sowie Michael Löffler und Jonathan Tönsing mit jeweils einem Treffer waren für die Hamburger erfolgreich.

Bei Chemnitz, Gelsenkirchen und Dortmund waren es jeweils zwei Akteure, die Tore erzielten.
Das Angriffsduo des Chemnitzer FC, Jörg Fetzer und David Lippmann, teilte sich die 10 geschossenen Tore gerecht auf. Beim VfB Gelsenkirchen konnte neben Angreifer Hasan Koparan (7 Treffer) bloß noch Kapitän Bayram Dogan (3 Treffer) für Torgefahr sorgen. Der Revierrivale aus Dortmund ist in Person von Hasan Altunbas (5 Treffer) und Cengiz Dinc mit einem Treffer auf der
Torschützenliste
zu finden.

Der VSV/BFW Würzburg war in diesem Jahr der einzige Verein, der nur einen Torschützen vorwies. Zwar landete Sebastian Schäfer mit seinen 9 Treffern am Ende sogar auf Platz 3 der Torjägerliste, aber die Franken unterstrichen damit ihre offensive Ausrechenbarkeit. Der historische Negativrekord von 31 kassierten Toren ist aber sicher der ausschlaggebendere Grund für die Rote Laterne.