Nun ist es endlich wieder so weit: die Deutsche Blindenfußball-Bundesliga startet Mitte April in ihre fünfte Saison. Die Bundesliga wird 2012 erstmals an sechs Spieltagen ausgetragen. Im Rahmen der Club- und City-Serie finden vier Spieltage in Innenstädten statt und zwei Spieltage bei Ligaclubs. 2012 sind acht Mannschaften mit von der Partie; neben den Ligagründungsmitgliedern SF Blau-Gelb Marburg, Chemnitzer FC und dem MTV Stuttgart sind auch im fünften Jahr die Teams des VfB Gelsenkirchen und des PSV Köln dabei. Zudem treten Spielgemeinschaften aus Mainz/Würzburg, Braunschweig/Berlin und Dortmund/St. Pauli an.Auftakt der Spielzeit ist am 14./15. April in Baden-Württembergs Landeshauptstadt Stuttgart. Der dreimalige Deutsche Meister MTV Stuttgart läutet mit einem Spieltag auf dem eigenen Blindenfußball-Kunstrasenplatz auf dem MTV-Vereinsgelände (Am Kräherwald 190A, 70193 Stuttgart) die Saison ein.
Die erste Partie der Liga bestreitet der Vizemeister der vergangenen Spielzeit. Die SF Blau-Gelb Marburg trifft um 10.00 Uhr auf den Chemnitzer FC. Beide Teams konnten sich im Vorfeld bereits etwas einspielen. Der CFC erzielte beim selbst ausgerichteten 1. Energie-Cup im März zwei torlose Unentschieden gegen den FC St. Pauli und das Team aus Würzburg. Die Chemnitzer Mannschaft von Trainer Michael Falb belegte in der Saison 2011 zwar den letzten Platz, will aber durch einige Neuzugänge im Team dieses Jahr erneut angreifen, um die Rote Laterne des Vorjahres abzugeben. Bekanntester Neuzugang der Sachsen ist Jörg Fetzer, der im Frühjahr vom Deutschen Meister aus Stuttgart zum CFC gewechselt ist.
Der Zweitplatzierte der Vorsaison geht auch 2012 motiviert und engagiert in die Ligarunde. Nach Abgängen im Team, Manuel Beck (jetzt PSV Köln), dürfen die Zuschauer auf eine neue Defensive schauen. Als Neuzugang kann Trainer Peter Gößmann auf Jungspieler Max Grote von Eintracht Braunschweig zurückgreifen. Für die Tore sorgten bei den Sportfreunden in der Vergangenheit vornehmlich Toptorschütze Ali-Can Pektas (9 Treffer 2011) und seine Teamkollegen Taime Kuttig (3 Treffer 2011) sowie Adriani Botez (1 Treffer 2011).
Im zweiten Spiel des Tages treffen um 12.00 Uhr die Spielgemeinschaften SG Mainz-Würzburg und Braunschweig-Berlin aufeinander. Hier dürfen die Zuschauer auf eine ganz neue Paarung schauen. Die Berliner vom LFC, 2011 noch als eigenständige Mannschaft angetreten und am Ende mit einem Podiumsplatz belohnt, verschmelzen 2012 mit der ebenfalls zuvor eigenständig angetretenen Eintracht aus Braunschweig. Qualitativ eine durchaus interessante Hochzeit – bringt doch Braunschweig die Nationalspieler Niehaus und Dinc und der LFC Berlin Goalgetter Kofi Osei und Ex-Nationalkeeper Moritz Klotz mit in die Ehe. Der erneute Podiumsplatz am Ende der Saison sollte ein anvisiertes Ziel und auch möglich sein. Die SG hat bereits ihre ersten Siege in der Saisonvorbereitung beim 1. Energie-Cup in Chemnitz einfahren können und dort gezeigt, dass in der Saison 2012 stark mit ihnen gerechnet werden kann.
Die SG Mainz/Würzburg hingegen setzt 2012 den Zusammenschluss fort. Die Mannschaft um Kapitän Marcel Heim und Trainer Ansgar Lipecki schaffte es im Vorjahr immerhin auf den respektablen vierten Rang. Mit Nationalstürmer Sebastian Schäfer (12 Treffer 2011) sind hier packende Offensivaktionen zu erwarten. Die Mainzer sind nach ihrem Vereinswechsel von der BSG zur RGS Mainz in alter Besetzung dabei.
Am Nachmittag betritt der Gastgeber des MTV Stuttgart die Ligabühne. Der VfB aus Gelsenkirchen wird versuchen, die seit Mitte 2008 ungeschlagene Mannschaft um Coach Ulrich Pfisterer in Bedrängnis zu bringen. In der abgelaufenen Spielzeit war der VfB mit seinem Kapitän Bayram Dogan (4 Treffer 2011) und Torwart Daniel Soldanski eine harte Nuss für die Schwaben. Nach den hohen Siegen des MTV in allen Vorpartien gelang nur ein 2:0-Sieg gegen die Ruhrpottkicker. Auch in der Saison 2010 hielten die Gelsenkirchener gut dagegen, auch wenn sie mit 0:1 verloren. Ob der VfB dem amtierenden Meister ein Unentschieden abtrotzen kann, bleibt abzuwarten; immerhin steht beim VfB mit Soldanski einer der besten Torhüter der DBFL zwischen den Pfosten. Der MTV ist 2012 von Personalsorgen geplagt. Nationalspieler Alex Fangmann fällt nach einer bei der Europameisterschaft im Herbst 2011 erlittenen Knieverletzung und anschließender OP weiterhin aus. Jörg Fetzer wechselte zum Chemnitzer FC. Gespannt darf man sein, wie sich Mulgheta Russom, Sven Schwarze, Lukas Smirek und der Torschützenkönig 2011 Vedat Sarikaya (18 Treffer) schlagen werden und der MTV in die Liga starten wird. 2011 schlossen die Schwaben ungeschlagen mit 50:2 Toren die Meisterschaftsrunde ab. Laut Trainer Pfisterer wird die Saison „kein Spaziergang. Wir werden oben mit dabei sein, ob es am Ende der vierte Titel werden kann, müssen wir schauen. Die Personaldecke ist 2012 leider sehr dünn.“ Bei einem Freundschaftsspiel Ende März wurden schon die Personalsorgen sichtbar, als der MTV in Kleinstbesetzung gegen die SF Blau-Gelb Marburg antrat und nur ein torloses Unentschieden mit nach Hause nehmen konnte.
Den Samstag beschließt der Chemnitzer FC mit seinem zweiten Ligaspiel. Die Sportler des PSV Köln treten gegen die Sachsen an, um für sich die ersten Punkte einzufahren. Für die Kölner sollte der erste Spieltag unter dem Motto stehen „ein besserer Start als 2011 bitteschön“. Damals bekamen die Spieler um Trainer Dieter Wolf die bislang höchste Klatsche der Blindenfußballgeschichte. Mit 12:0 fegte 2011 der MTV Stuttgart zum Saisonauftakt das Team vor heimischem Publikum vom Platz. Zwei von drei Partien gingen im Vorjahr am Spieltag 1 für Köln verloren. Punkte, die dem PSV am Ende fehlten und sie nur im Mittelfeld platzierten. Trainer Wolf kann heute aber auf einen großen Kader zurückgreifen. Neuzugang Manuel Beck (ehemals SF/Blau-Gelb Marburg) verstärkt seit Ende letzten Jahres die Kölner Abwehr. Neben den Koparan-Brüdern Cengiz und Hasan wird auch der Kölner Toptorjäger Michael Wahl (11 Treffer 2011) wieder dabei sein und das Chemnitzer Gehäuse gehütet von Frank Leschke unsicher machen.
Blickt man auf die erste Partie des Folgetages braucht man nicht viel zu sagen. Marburg trifft um 10.00 Uhr am Sonntag auf die SG Mainz/Würzburg. Beides routinierte Mannschaften und dann auch eingespielt, die keinen Punkt verschenken wollen. 2011 gab es zwischen beiden ein 1:1-Unentschieden durch einen Treffer der Marburger in der Schlussphase. Schwierig wird es für die Hessen aus Marburg werden, die Defensive der SG zu durchbrechen, da die erfahrene Abwehr um den Mainzer Reiner Hoster und Würzburger Jens Pleier versuchen wird, den eigenen Kasten zu verteidigen, um auf Torwart Enrico Göbel so wenig Arbeit wie möglich zukommen zu lassen. Torgelegenheiten wird es beidseitig geben, wenn der Vorjahresvierte auf den Vizemeister trifft.
Die letzte Partie des ersten Spieltages bestreiten erneut die Gastgeber aus Stuttgart und die Spielgemeinschaft aus Braunschweig und Berlin. Im Vorfeld verspricht dieses Spiel das Highlight des Wochenendes zu werden, auch wenn die Ergebnisse beider SG-Partner aus dem Vorjahr einen klaren Ausgang vermuten lassen. Mit 10:0 gegen Berlin und 4:0 gegen Braunschweig fertigte Stuttgart die Konkurrenten ab. Allerdings dürfte durch die Fusion beider Teams die Ausgangslage anders sein. Hierfür werden die Stürmer Osei (14 Treffer 2011) und Dinc (4 Treffer 2011) der SG sorgen, sowie die Jungspieler Veljkovic und Thalai, die auch im Vorjahr durch Tore auf sich aufmerksam gemacht haben. Der Stuttgarter Sturm mit Sven Schwarze (10 Treffer 2011) und Sarikaya wird es nach der Abwehrmauer gegen Gelsenkirchen am Vortag wieder schwer haben den Ball hinter Torwart Klotz und seinen Vorderleuten zu platzieren. Hier stellen sich nämlich alte Hasen und Nationalmannschaftskollegen der Stuttgarter in den Weg.
Die Spielgemeinschaft aus Dortmund und dem FC St. Pauli wird erst im Mai in die Liga starten. Die Ansetzungen bringen es mit sich, dass die dritte SG der DBFL 2012 beim Auftaktspieltag kein Spiel zu absolvieren hat.
Für alle Fans des Blindenfußballs wird es auch in der fünften Saison wie gewohnt die Audiospielbeschreibung geben. Das Sprecherteam wird für alle Daheimgebliebenen und Interessierten die Spiele ins World Wide Web streamen.