Deutschland gewinnt Turnier in Kairo

Die Deutsche Blindenfußball-Nationalmannschaft hat das Dreiländerturnier in Kairo gewonnen. Neben Gastgeber Ägypten nahm das französische Nationalteam am ersten Blindenfußballturnier dieser Art auf afrikanischem Boden teil. Die Revanche für das verlorene Spiel um Platz 5 bei der Europameisterschaft Ende August im englischen Hereford (0:1 nach Sechsmeterschießen) ist damit geglückt.

Nachdem Deutschland mit dem sechsten Platz bei der EM deutlich am Ziel Paralympics-Qualifikation vorbeigeschrammt war, galt es für das Team um Coach Ulrich Pfisterer und Teammanager Rolf Husmann das Jahr in Ägypten mit einem Erfolgserlebnis abzuschließen. Die hochmotivierten Veranstalter hatten viel investiert, um den europäischen Gästen ein perfektes Turnier und einen unvergesslichen Aufenthalt in Kairo zu ermöglichen. Dank der tatkräftigen und finanziellen Unterstützung der Stiftung Fundaciôn Atletico Madrid Egypt wurden die Mannschaften nicht nur erstklassig im Zentrum Kairos untergebracht, sondern auch rundum umsorgt. Im Vorfeld wurde medial stark für die Veranstaltung geworben, auch Ägyptens Sportminister war bei diesem für den afrikanischen Blindenfußball so wichtigen Moment anwesend und eröffnete das Turnier.

In der ersten Partie traf Deutschland gleich auf das ägyptische Team. Die Heimmannschaft war extrem motiviert, leider litt das Spiel unter der absoluten Unerfahrenheit der Schiedsrichter, denen viele Regeln noch unbekannt waren. Dennoch war es eine Unachtsamkeit in der deutschen Hintermannschaft, die Ägypten den viel umjubelten, frühen Führungstreffer bescherte. In einer sehr zerfahrenen ersten Hälfte bekam Deutschland neben zwei Achtmetern sogar einen Sechsmeter zugesprochen, Alex und Taime konnten diese Großchancen aber nicht verwerten.
Im zweiten Durchgang zeigte sich das deutsche Team deutlich offensivstärker, drückte Ägypten minutenlang in die Verteidigung, aber der erlösende Ausgleich wollte zunächst nicht fallen. Nach einem Schuss eines Ägypters an den deutschen Innenpfosten brandete lauter Beifall auf, der ägyptische Stürmer freute sich bereits, dabei prallte der Ball zurück ins Spielfeld. Dort nahm ihn Rasmus auf, dribbelte nach vorne, und während Taime und Alex sich unter dem Krach schon für den Wiederanstoß aufstellten, übergab Rasmus den Ball an Lukas, der mit einem satten Schuss den Ausgleich und damit sein erstes Länderspieltor im 30. Länderspiel erzielte. Hinterher beschrieben die Spieler, dass sie noch nie so eine konfuse Situation und insgesamt so ein ereignisreiches Spiel erlebt hatten. Kurz nach dem Ausgleichstreffer pfiffen die überforderten Schiedsrichter die Partie ab.

Nach einer halbstündigen Pause betrat Frankreich gegen Ägypten das Spielfeld. In einer relativ torchancenarmen Begegnung war es am Ende ein Freistoßtor von Frankreichs Kapitän David Labarre, das das Spiel zugunsten der Franzosen entschied.

Bei 35 Grad kam es am Samstagnachmittag zum Spiel zwischen Deutschland und Frankreich. Noch vor wenigen Wochen im Spiel um Platz 5 der diesjährigen Europameisterschaft in England hieß der Sieger am Ende Frankreich, auch wenn es dafür ein Sechsmeterschießen bedurft hatte. In England war Frankreich aber trotz des torlosen Remis über die komplette Spielzeit auch das bessere Team gewesen.
Dies sollte sich in Kairo völlig umkehren. Deutschland nahm von der ersten Minute an das Heft in die Hand, erspielte sich früh beispielsweise über Lukas Torchancen und unterband das französische Aufbauspiel bereits im Ansatz. Mitte der ersten Hälfte eroberte Alex auf Höhe der Mittellinie den Ball, zog von rechts kommend ins Zentrum und sein Linksschuss fand über die Wade eines französischen Abwehrspielers den Weg zur verdienten Führung ins Tor. In der Folge zog Deutschland sich etwas in die eigene Hälfte zurück, dennoch gelang den Franzosen bis zum Pausenpfiff kein einziger Torabschluss.

Der zweite Spielabschnitt gestaltete sich ähnlich. Die Deutschen verteidigten souverän und setzten selbst immer wieder gefährliche Angriffe. Ein abgefälschter Schuss von Alex trudelte gegen den Pfosten, ein Schuss von Taime ging nur Millimeter am kurzen Pfosten vorbei. Von Frankreich kam weiter nichts Gefährliches, selbst die Freistöße aus aussichtsreichen Positionen endeten in der deutschen Abwehrmauer um Neunationalspieler Rasmus Narjes, sodass Sebastian Schleich im Tor wenig zu tun bekam.
Der Schlusspfiff bedeutete nicht nur den Turniersieg, sondern auch den fürs Selbstbewusstsein so wichtigen ersten Sieg über Frankreich. In diesem Jahr trafen beide Teams viermal aufeinander und nach einem 0:1 und einem 1:1 bei den Freundschaftsspielen im März in Straßburg, dem 0:0 bzw. 0:1 nach Sechsmeterschießen in England, folgte nun dieser 1:0-Erfolg in Kairo.

Ein ausführliches Video auf der Facebookseite von „Fundación Atlético de Madrid Egypt“ fasst das Turniergeschehen zusammen und zeigt am Ende eine jubelnde deutsche Blindenfußball-Nationalmannschaft – ein Bild, an das wir uns alle gerne gewöhnen würden.