Bei wechselhaften Wetterverhältnissen in Stuttgart hat sich am zweiten Spieltag der Deutschen Blindenfußball-Bundesliga (DBFL) ein Spitzentrio formiert. Zum Abschluss bescherte heftiger Regen der bayerischen Spielgemeinschaft ein spielfreies Wochenende.
Über zu wenig Tore konnten sich die Zuschauer an diesem Wochenende nicht beschweren. In den acht ausgetragenen Spielen bekamen die Stuttgarter Blindenfußballfans insgesamt 23 Treffer zu sehen.
Talay trifft doppelt
In der Auftaktpartie am Samstagmorgen um 9.00 Uhr standen sich Viktoria Berlin und die SG Köln/Köppern gegenüber. In der ersten Spielhälfte entwickelte sich ein äußerst zerfahrenes und höhepunktarmes Spiel. Berlin stand tief in der eigenen Hälfte und ließ Köln/Köppern das Spiel machen. Die SG schaffte es aber in der ersten Hälfte nicht, das gegnerische Tor in Bedrängnis zu bringen. Auf der anderen Seite hatte Fathi Talay nach zwölf Minuten mit einem Distanzschuss die erste Chance. Vier Minuten später war es dann jener Talay, der nach einem schönen Dribbling das 1:0 für Berlin erzielte. In den letzten Minuten des ersten Spielabschnitts waren die Kölner zwar bemüht und drängten auf den Ausgleich, doch bis auf einen vergebenen Achtmeter von Michael Wahl sprang keine echte Torgelegenheit heraus. So ging es mit einer verdienten Führung für Berlin in die Pause.
Die zweiten 25 Minuten begannen ähnlich wie die Erste Hälfte aufgehört hatte. Köln/Köppern machte Druck, Berlin zog sich weit zurück und beschränkte sich aufs Kontern. Im Anschluss an einen solchen Gegenstoß besorgte Talay in der 31. Minute das 2:0. Köln/Köppern setzte nun alles auf eine Karte und stürmte teilweise mit allen vier Feldspielern auf das Berliner Tor. Mehr als der Anschlusstreffer durch Jonas Fuhrmann gelang der Spielgemeinschaft allerdings nicht mehr. Die Viktoria aus der Hauptstadt sicherte sich somit den Dreier.
Dortmund verpasst Punktgewinn
Vier Minuten fehlten, dann hätte der ISC aus Dortmund Rekordmeister Stuttgart Punkte abgetrotzt. Nach 50 spannenden und intensiven Spielminuten musste sich das Team aus dem Ruhrpott am Ende knapp mit 0:1 (0:0) geschlagen geben. Vor heimischer Kulisse übernahm der MTV – wie nicht anders zu erwarten – von Anfang an die Spielkontrolle. Vor allem Alex Fangmann und Lukas Smirek sorgten immer wieder für Gefahr vor dem Dortmunder Tor. Offensiv versuchten die Westfalen ab und zu durch Hasan Altunbas für Entlastung zu sorgen, blieben aber in der ersten Hälfte meist ungefährlich.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit erhöhten die Gastgeber die Schlagzahl. Dortmund kam in den ersten fünf Minuten kaum noch aus der eigenen Hälfte. Jedoch schafften die Stuttgarter es nicht, in dieser Drangphase das erlösende Tor zu erzielen. So befreite sich der ISC zusehends und kam durch Altunbas selbst zu zwei glänzenden Konterchancen, die der Nationalspieler allerdings nicht im Kasten von MTV-Schlussmann Fabian Klaputek unterbringen konnte. In den letzten Minuten der Partie erhöhte der MTV nochmals den Druck und kam schließlich durch eine Einzelaktion von Kapitän Mulgheta Russom doch noch zum umjubelten Siegtreffer. Während Dortmund trotz guter Leistung am Ende mit leeren Händen dastand, hielt Stuttgart mit dem ersten Sieg in der neuen Saison Anschluss an die Spitzengruppe der Tabelle.
Pektas mit Doppelpack beim Comeback
Zur Mittagszeit kam Titelverteidiger Marburg zu seinem ersten Einsatz in dieser Saison. Am ersten Spieltag gewannen die Mittelhessen ihr Spiel gegen den Chemnitzer FC am grünen Tisch, da dieser nicht antreten konnte.
Angetrieben von dem wiedergenesenen Kapitän Pektas schnürten die Marburger die Königsblauen von Beginn an in deren eigenen Strafraum ein. Das 1:0 durch Pektas in der fünften Spielminute war die Konsequenz aus der Marburger Übermacht. Auch nach dem Führungstreffer blieben die Marburger am Drücker und belohnten sich kurz vor Ende der ersten Halbzeit mit Alis zweiten Treffer.
Wer in der zweiten Halbzeit auf ein aufbäumen der Schalker gehofft hatte wurde je enttäuscht. Es war viel mehr erneut der Meister aus der Lahnstadt, der die Akzente setzte. Niklas Schubert nutzte zwei der zahlreichen Torchancen und stellte somit das Endergebnis von 4:0 her.
Die Schalker rutschen nach dieser Niederlage immer tiefer in den Tabellenkeller hinein. Marburg hingegen festigt souverän die Tabellenführung und darf weiter von der Titelverteidigung träumen.
Punkteteilung im Spitzenspiel
Am frühen Nachmittag kam es zum Spitzenspiel des Tages. Der FC St. Pauli und der am ersten Spieltag nicht angetretene Chemnitzer FC trafen aufeinander.
Die Partie startete furios: Erst ging Chemnitz durch David Lippmann nach sechs Minuten mit 1:0 in Führung. Doch Paul Ruge netzte für die Hamburger nur drei Zeigerumdrehungen später mit seinem ersten Bundesligator zum Ausgleich ein. Danach entwickelte sich eine intensive Begegnung, in der die Kiezkicker zunächst mehr vom Spiel hatten. Möglichkeiten blieben nach der schwungvollen Anfangsphase jedoch Mangelware. Vielmehr wurden beide Teams mit zunehmender Spieldauer immer vorsichtiger und gingen gar kein Risiko mehr ein. Mit einem insgesamt gerechten Unentschieden ging es in die Halbzeitpause.
Auch in der zweiten Hälfte änderte sich nichts am Spielverlauf. Beide Teams wollten auf keinen Fall verlieren und erspielten sich folglich auch keine echten Tormöglichkeiten. Erst kurz vor Schluss wachten die Himmelblauen auf und setzten die Nordlichter gehörig unter Druck. Da das Team vom Millerntor die Teamfoulgrenze überschritt, boten sich den Sachsen in den letzten fünf Minuten drei Gelegenheiten vom Acht-Meter-Punkt.
Diese vergab der letztjährige Vizemeister allesamt, sodass es am Ende beim für St. Pauli etwas glücklichen Unentschieden blieb.
Stuttgart schießt sich nach oben
Der MTV Stuttgart hat sich im zweiten Heimspiel keine Blöße gegeben und die Spielgemeinschaft Köln/Köppern klar mit 4:0 (2:0) besiegt.
Im letzten Spiel des Samstags ließ der Gastgeber von Anfang an keine Zweifel aufkommen, wer Herr im Hause ist. Angetrieben von dem stark aufspielenden Alexander Fangmann erspielte sich der Rekordmeister Chance um Chance. Die SG fand offensiv so gut wie gar nicht statt. Aufgrund einer Verletzung aus dem Vormittagsspiel konnte Michael Wahl nicht mitwirken und so war Jonas Fuhrmann im Angriff aleein auf weiter Flur. Nachdem Marco Hornbacher zu Beginn des zweiten Spielabschnittes das Spielfeld nach dem fünften persönlichen Foul verlassen musste, war die SG gezwungen zu dritt zu Ende zu spielen. Defensiv hatten die Mannen von Trainer Wolf dem Dauerdruck der Schwaben wenig entgegenzusetzen. Fangmann sorgte mit einem Doppelpack bereits in der ersten Hälfte für klare Verhältnisse. Der Nationalmannschaftskapitän legte im zweiten Durchgang zwei weitere Treffer nach. Pfostenschüsse von Smirek und Fangmann sowie eine Vielzahl weiterer Torgelegenheiten hätten durchaus für ein noch höheres Ergebnis sorgen können.
Mit nunmehr sechs Punkten bilden die Schwaben mit Marburg und dem FC St. Pauli das Spitzentrio der Liga.
Jugend schlägt Routine
Am Sonntag startete der zweite Teil des zweiten Spieltages gleich mit einem Torspektakel. Mit 6:0 (3:0) fertigte die junge Mannschaft aus St. Pauli den ISC Viktoria Dortmund ab. Überragender Akteur war Jonathan Tönsing, der vier Treffer für seine Farben erzielte. Am vergangenen Wochenende nahm Tönsing erstmals an einem Lehrgang der Nationalmannschaft teil; eEin vielversprechender Stern am Nachwuchshimmel.
Die Hamburger, die mit Tönsing, Ruge, Narjes und Versen eine sehr junge Startaufstellung auf den Rasen brachten, begannen extrem druckvoll und drängten die Dortmunder in ihren eigenen Strafraum. Paul Ruge und Tönsing wirbelten die Dortmunder Hintermannschaft immer wieder durcheinander und erspielten sich somit einige Chancen. Es dauerte allerdings bis Mitte der ersten Halbzeit bis Jonathan Tönsing das erste Mal einnetzen konnte. Die Paulianer spielten auch nach dem Führungstreffer mutig weiter nach vorne. Glück hatten sie allerdings, dass Altunbas bei einen der seltenen Gegenstöße der Dortmunder das Tor nur knapp verfehlte. Mit einem Doppelschlag in den letzten fünf Minuten der ersten Halbzeit sorgte Tönsing schließlich für die komfortable 3:0-Pausenführung.
Auch in der zweiten Halbzeit bot sich den Zuschauern am Kräherwald das gleiche Bild. Die Hamburger stürmten und Dortmund versuchte zu retten, was zu retten war. Vor allem Tönsing scheiterte immer wieder an Dortmunds Keeper, der mit Abstand die beste Leistung der Ruhrpöttler zeigte, und zudem zweimal am Aluminium. Trotzdem erzielten Ruge, Serdal Celebi und Tönsing jeweils noch einen Treffer und machten somit das halbe Dutzend voll. Die Dortmunder finden sich nach diesem Spieltag auf dem letzten Platz wieder, während St. Pauli mit diesem Kantersieg ein beeindruckendes Zeichen nach Marburg und Stuttgart gesendet hat und sich schon mal für den Heimspieltag am 16. und 17. Juli warm geschossen hat.
Meister zu stark für Berliner Abwehrbollwerk
Im dritten Spiel des Tages hat Titelverteidiger Marburg einen ungefährdeten, aber glanzlosen Sieg gegen Berlin eingefahren. Das Team aus Hessen festigte mit dem 2:0 (2:0) den ersten Tabellenplatz und hat das Ziel „Titelverteidigung“ weiterhin klar vor Augen.
In der ersten Halbzeit bot sich den Zuschauern ein sehr einseitiges Spiel. Die Berliner zogen sich meistens mit allen vier Feldspielern an ihren eigenen Strafraum zurück und ließen die Marburger spielen. Marburg suchte geduldig nach der sich bietenden Lücke und fand diese durch Stürmer Alican Pektas, der in der fünften Minute eiskalt zur Führung vollstreckte. Auch in der Folgezeit änderte sich kaum etwas am Spielverlauf, Marburg blieb am Drücker, konnte sich aber zunächst kaum weitere Chancen erarbeiten. In der 19. Minute war es dann Adriani Botez, der erneut das Berliner Bollwerk durchbrach und das zweite Marburger Tor erzielte. Mit 2:0 ging es dann auch zum Pausentee.
Die zweiten 25 Minuten begannen für die Hauptstädter nicht ganz so tiefstehend, auch weil der Druck der Mittelhessen etwas nachließ. Viktoria war nun durchaus bemüht, selbst ein paar Akzente nach vorne zu setzen, jedoch fehlte es Lars Stetten und dem angeschlagenen Fathi Talay an der nötigen Durchschlagskraft. So erlebte Niklas Schubert, der kurzfristig für Sebastian Schleich als Torhüter einspringen musste, einen sehr ruhigen Nachmittag im Marburger Tor. Offensiv spielten sich die Blau-Gelben zwar noch ein paar mal gefährlich vor das Berliner Gehäuse, waren aber in ihren Angriffsbemühungen oft zu ungenau, um weitere Tore nachzulegen. So blieb es beim verdienten, wenn auch unspektakulären 2:0 für den amtierenden Meister.
Feld unter
Das letzte Spiel des Tages zwischen Stuttgart und der bayerischen Spielgemeinschaft Würzburg/München musste wegen heftiger Regenfälle und eines vorüberziehenden Gewitters
abgesagt werden. Die Partie wird an einem der kommenden Spieltage nachgeholt.