6. Sächsischer Blindenfußball Cup 2017

Zum sechsten Mal wurde in Leipzig zum Sächsischen Blindenfußball Cup geladen. Mit dabei waren die Mannschaften von PSV Köln, Viktoria Berlin, Tyniecka NWP Krakau, Avoy MU Brno, FC St. Pauli und eine Spielgemeinschaft zwischen dem 1. FC Lok Leipzig und dem Chemnitzer FC.  Spielpraxis sammeln, voneinander und miteinander lernen, den Sport voranbringen und das ein oder andere Erfolgserlebnis einheimsen – das sind seit Jahren die Ziele dieses Freundschaftsturniers.

Die Ergebnisse im Überblick
Die Partien im Detail

Spiel 1: SG Lok Leipzig/Chemnitz gegen Tyniecka Krakau
In neuen Trikots in kräftigem Blau eröffneten die Gastgeber von Lok Leipzig in einer Spielgemeinschaft mit dem Chemnitzer FC den 6. Sächsischen Blindenfußball Cup.

Sebastian Themel, Daniel Hoche, Steven Herzig, Jörg Fetzer, Andreas Hausmann, David Lippmann, Marko Stoll, Philipp Tauscher, Britt Bäran, Falco Kannengießer, Milat Zoveidavei, Michael Falb (Trainer), Frank Kayser (Co-Trainer), Foto: Florian Eib

Mit Britt Bäran und Falco Kannengießer brachte Leipzig zwei Neulinge ins Turnier, die ihre ersten Erfahrungen unter Wettkampfbedingungen sammeln durften und eventuell in der kommenden Saison auch in der Blindenfußball-Bundesliga starten werden. Erster Gegner für die SG Lok Leipzig/Chemnitz waren die polnischen Vertreter aus Krakau. Dass es bei diesem Turnier nicht um die goldene Ananas geht, war gleich von Beginn an zu spüren. Die Teamfoulgrenze, auf zwei heruntergesetzt, wurde von Krakau bereits nach fünf Minuten erreicht, weitere fünf Minuten später gab es dann den ersten Double Penalty, den David Lippmann unhaltbar unter die Latte setzte. Keine Chance für Keeper Krysztof Bednarkiewicz bei diesem strammen Pikenschuß.

David Lippmann erzielt das erste Tor des Turniers per Achtmeter. Der Ball schlägt direkt unter der Latte ein. Foto: Florian Eib

Zweimal fünfzehn Minuten betrug die Spielzeit im Turnier und für die zweite viertel Stunde hatten sich die polnischen Gäste etwas vorgenommen. Es kam deutlich mehr Zug in den Angriff. Allen voran Martin Jung glänzte mit guter Zweikampfführung, dribbelte sich häufiger an den Strafraum von den Gastgebern heran, verfehlte aber stets das Tor. Maßgeblich am Erhalt der Führung beteiligt war auf Seiten der Gastgeber auch Torhüter Sebastian Themel, der sich mehrmals ordentlich strecken musste (16., 19. 30.).

Nachdem Jörg Fetzer in der 28. Minute eine Vorentscheidung verpasste, als er sich durch zwei Abwehrspieler der Krakauer durchwurschtelte und aus sechs Metern fast mittig den Ball knapp rechts am Tor vorbeisetzte, gab es für Krakau noch eine letzte Chance. Aber auch ein Achtmeter (29.) brachte nicht den Ausgleich, der Ball ging über das Tor und so blieb es beim etwas glücklichen 1:0 Auftaktsieg für die SG Lok Leipzig/Chemnitz.

Ergebnis: 1:0
Tore: 1:0 Lippmann (10.)

Spiel 2: FC St. Pauli gegen Avoy Brno 
Zwei Mannschaften, die sicherlich zu den Favoriten für das Turnier zählen. St. Pauli als Deutscher Meister und Brno als Titelverteidiger des Turniers.

Brno beim Freistoß, halbrechts zwölf Meter Torentfernung. Zwei Mann am Ball. St. Pauli stellt eine Mauer aus drei Mann, ein weiterer etwas links versetzt. Im Bild auch der Schiedsrichter, der jeden Moment anpfeifen wird. Foto: Florian Eib

Es entwickelte sich ein ausgeglichenes Spiel, was man durchaus auch als „Kampfspiel“ bezeichnen konnte. Beide Teams offensiv mit guten aber nicht zwingenden Torchancen. Das tschechische Team überschritt schon nach acht Minuten die Teamfoulgrenze. Den fälligen Achtmeter schoss Narjes allerdings in die Wolken bzw. Richtung Hallendecke. Neben Narjes auffällig beim FC St. Pauli, die ohne ihren besten Torschützen Tönsing und ohne Celebi spielten, war Philipp „Hippo“ Versen, der nicht nur in diesem Spiel die Abwehrreihen der Gegner zu beschäftigen wusste. Im Tor der Hamburger übrigens erstmals mit dabei Johan Narjes, der Bruder von Rasmus und seinerseits im sehenden Fußball eigentlich eher als Abwehrspieler aktiv.

In Halbzeit zwei änderte sich bis auf die Spielrichtung der Mannschaften nicht viel. Die Teamfoulgrenze erreichten beide Teams, einen weiteren Achtmeter wollte dann allerdings niemand riskieren. Die Schlussoffensive eingeläutet durch die Anweisung des Hamburger Trainers Wolf Schmidt „Drei Minuten noch, jetzt muss was kommen“, verpuffte im Abwehrbollwerk der Tschechen und so blieb es beim 0:0.

Trainer Wolf Schmidt gibt Anweisungen. Seine Spieler stehen um ihn herum und trinken. Foto: Florian Eib

Ergebnis: 0:0
Tore: Fehlanzeige

Spiel 3: Viktoria Berlin gegen PSV Köln
Achtung hier kommen sie die Jungspunde. Drei 14-Jährige und ein 12-Jähriger, damit liegt der Altersschnitt von Viktoria Berlin bei rund 20 Jahren. Man möchte Spielpraxis sammeln und lernen, dafür sind solche Turniere genau das Richtige. Es ist immer erfreulich, wenn sich neue Sportlerinnen und Sportler für Blindenfußball begeistern. Neue Mitspieler zu finden ist oft nicht leicht und so kann man die Viktoria aus Berlin schon beneiden, die in den letzten Wochen und nach der Heim-Europameisterschaft gleich 4 neue Teammitglieder gewinnen konnte, plus einen Guide. Für die anstehende Bundesliga-Saison stünden momentan insgesamt neun Spieler zur Verfügung. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Im Hier und Jetzt trafen die Berliner auf die Turnierdebütanten vom PSV Köln, gecoacht übrigens abwechselnd von Michael Falb (Chemnitzer FC) und Wolf Schmidt (FC St. Pauli).

Matthias Hoß, Daniel Hoß, Jan Engeland, Jens Pleier, Marco Hornbacher, Bülent Aydinlioglu, Jonas Fuhrmann, Michael Falb (Gasttrainer), Moritz Wolf (Guide), Foto: Florian Eib

Mit viel Freude am Sport starteten beide Teams in das Turnier. Zu sehen waren sogar einige trainierte Spielzüge, allerdings fehlte (verständlicherweise) vor allem den Berlinern die körperliche Präsenz, um sich gegen das Abwehrbollwerk der Kölner in Person von Daniel Hoß, seinerseits zum besten Abwehrspieler der vergangenen Bundesliga-Saison gewählt, durchsetzen zu können.

Im Gegenzug übernahm Köln zunehmend das Kommando, auffälligster Spieler der ebenfalls erst siebzehnjährige Jonas Fuhrmann. Seine Chance in der 6. Spielminute nach tollem Sololauf konnte vom Berliner Schlussmann Matthias Ryschelski nur im Nachfassen gehalten werden. Keine Chance hatte dieser dann allerdings kurz vor der Pause. Nach einer Ecke zog Fuhrmann sechs Meter fast zentral vor dem Tor einfach mal flach ab, der Ball noch abgefälscht und durch die Hosenträger. Das sah vielleicht unglücklich aus, letztlich war dieser Schuss allerdings schwer zu halten: 1:0 für Köln in der 14. Spielminute.

Jonas Fuhrmann (Köln) und Nico Rother (Berlin) in vollem Lauf nebeneinander auf dem Weg zum Ball. Foto: Florian Eib

Berlin in der zweiten Hälfte mit wenig Entlastung nach vorne, sah sich zunehmenden Angriffen von Köln ausgesetzt, allen voran Jonas Fuhrmann prüfte Ryschelski mehrmals – beste Chance in der 25. Minute, wo der Kölner am linken Torpfosten scheiterte. Doch wie heißt es so schön: „ Wir müssen den Sack zumachen“. Weil die Kölner das nicht taten, kam Berlin in der letzten Spielminute tatsächlich in die Nähe eines Punktgewinns. Teamfoul Nummer drei für Köln führte zu Achtmeter Nummer eins im Spiel und zur Chance zum Ausgleich für Berlin. Lars Stetten übernahm die Verantwortung, Jan Engeland im Tor konnte allerdings parieren und so reichte es zum verdienten Sieg von Köln über Berlin.

Endergebnis: 0:1
Tore: 0:1 Fuhrmann (14.)

Spiel 4: FC St. Pauli gegen SG Lok Leipzig/Chemnitz

Paul Ruge, Wolf Schmidt, Michael Löffler, Peyman Galeh, Rasmus Narjes, Johan Narjes, Philipp Versen, Nic Hämmerling, Wolf Schmidt (Trainer), Constantin Ross (Physio), Susanne Ottens (Guide), Foto: Florian Eib

Mittlerweile ein Klassiker im deutschen Blindenfußball. Der amtierende Deutsche Meister gegen den Liga-Vierten. Wobei diese Konstellation etwas trügt, denn am ersten Spieltag der abgelaufenen Saison waren es die Chemnitzer, die die Hamburger mit 2:0 abwatschten.

Vorbei, zwar nicht vergessen, aber von Revanche zu sprechen, wäre dann wohl doch etwas zu hoch gegriffen. Es war allerdings davon auszugehen, dass die Teams heiß sind und das zeigte sich auch in den ersten Minuten. Es dauerte keine zehn und die Teamfoulgrenze war bei beiden Teams erreicht. Viel Tempo und viel Risiko im Spiel führten zur ein oder anderen Diskussion mit den Schiedsrichtern und zur ein oder anderen Verletzungsunterbrechung. Am schlimmsten traf es dabei das Nordlicht Paul Ruge, der sich am rechten Knöchel verletzte und das Turnier beenden musste. Auf der anderen Seite musste Jörg Fetzer nach einem Zusammenprall pausieren, konnte aber später wieder ins Spiel eingreifen.

Die größte Chance auf den Führungstreffer hatte in der 14. Minute die Spielgemeinschaft Lok/Chemnitz durch einen Achtmeter, den Johan Narjes allerdings parieren konnte und so blieb es zur Pause beim 0:0.


Nach dem Seitenwechsel dasselbe Bild, beide Teams schenkten sich nichts. Auffälligster Hamburger war Rasmus Narjes, der viele Meter machte aber gleich mehrfach am überragenden Chemnitzer Schlussmann Sebastian Themel scheiterte. Auf der anderen Seite entwickelte die Spielgemeinschaft Lok Leipzig/Chemnitz zu wenig zündende Ideen, um St. Pauli vor ernsthafte Probleme zu stellen und so blieb es am Ende beim 0:0.

Das Team der SG Lok Leipzig/Chemnitz in einer Auszeit. Vorne im Bild Philipp Tauscher. Foto: Florian Eib

Endergebnis: 0:0
Tore: Fehlanzeige

Spiel 5: PSV Köln gegen Tyniecka Krakau

Krysztof Bednarkiewicz, Martin Jung, Marcin Ryszka, Michal Kobos, Michal Woszczak, Sebastian Wodz, Michal Szpyrka, Mateusz Krzyszkowsko, Marek Zychowski, Piotr Niesyczynski (Trainer), Jarolsaw Sap (Co-Trainer), Dawid Jung (Guide), Foto: Florian Eib

Die erste Halbzeit ist schnell erzählt, wenn man den neudeutschen Fußballterminus „neutralisieren“ bemüht. Für Hälfte zwei hatten sich beide Teams allerdings das fußballerisch bis dahin vielleicht beste Spiel aufgehoben. Vor allem die Gäste aus Krakau schienen so langsam ihren Puls gefunden zu haben und nutzten die sich bietenden Lücken der Kölner Abwehr.

Krakaus Martin Jung fand das Mittel und dribbelte sich im Zentrum mehrfach durch. Das erlösende 1:0 fiel in der 19. Minute – sieben Meter Torentfernung, zentral frei, unten links, unhaltbar. In gleicher Manier schnürte er dann auch den Doppelpack nur fünf Minuten später (24.). Da stand es dann allerdings schon 3:0 denn zwischendrin (21.) hatte Marcin Ryszka für Krakau schon auf 2:0 erhöht.

PSV Köln Spieler Jonas Fuhrmann erhält an der Grundlinie Anweisungen vom Guide Moritz Wolf. Foto: Florian Eib

Ergebniskosmetik gab es dann kurz vor Schluss (27.). Jonas Fuhrmann tauchte nach tollem Sololauf halbrechts etwa sieben Meter vorm gegnerischen Tor auf und markierte den Ehrentreffer. Der Ball platziert unten rechts, da streckte sich Torhüter Krzysztof Bednarkiewicz vergeblich.

Endergebnis: 1:3
Tore: 1:0 Jung (19.), 2:0 Ryszka (21.), 3:0 Jung (25.), 3:1 Fuhrmann (27.)

Spiel 6: Avoy Brno gegen Viktoria Berlin

Tomas Bukovsky, Jan Bango, Ondrej Gottlieb, Tomas Javorsky, Ales Moravec, Jan Mrazek, Michal Petras, Milan Duda (Trainer), Jitka Grallikova (Guide), Silkie Hrabczova (Physio), Foto: Florian Eib

Lehrgeld zahlte das junge Team aus Berlin, die vor allem körperlich nichts gegen eine präsente Mannschaft aus Brno entgegenzusetzen hatten. Nach Belieben traf der Tscheche Jan Mrazek. Er erzielte vier Treffer. Jan Bango setzte drei Minuten vor Ende den Schlusspunkt zum 5:0 Endstand. Bei Berlin versuchte der Jüngste im Team Nico Rother zwischenzeitlich mehrfach Angriffe zu starten, er war allerdings in der Offensive auf sich alleine gestellt.

Nico Rother rechts an der Bande und am am Ball. Zwei Meter vor ihm steht Jan Bango und deckt den Laufweg ab. Foto: Florian Eib

Endergebnis: 5:0
Tore: 1:0 Mrazek (5.), 2:0 Mrazek (13.), 3:0 Mrazek (19.), 4:0 Mrazek (21.), 5:0 Bango (27.)

Spiel 7: SG Lok Leipzig/Chemnitz gegen PSV Köln

Für beide Mannschaften war es das dritte Spiel an diesem Tag. Und vielleicht waren es auch die nötigen Körner, die fehlten, um im richtigen Moment noch einen entscheidenden Schritt weiterzugehen. Und das ist nicht nur bildlich gesprochen, denn wenn man auf beiden Seiten etwa sechs Meter von der Grundlinie parallel zu dieser eine Querlinie gezogen hätte, dann hätte man ziemlich genau die Angriffsgrenze von beiden Teams markiert. Anders gesagt: Bei sechs Meter vor dem Tor war Endstation.

Schiedsrichter Andres Merten beim Schiedsrichterball. Neben ihm steht Andreas Hausmann und richtet seinen Kopfschutz. Auf der anderen Seite Marco Hornbacher nach vorne gebeugt und mit den Händen auf die Knie gestützt. Foto: Florian Eib

Entsprechend wenig Chancen wurden herausgespielt. Fetzer wollte mit dem Kopf durch die Wand, Lippmann mit der vielleicht besten Möglichkeit schon fast gegen Ende mit einem hohen Schuss verfehlte das obere rechte Eck und bei den Kölnern spielte Fuhrmann die Chemnitzer Abwehr zwar schwindelig, hielt sich aber auch weitestgehend an den Tor-Mindestabstand. In diesem Sinne ein leistungsgerechtes 0:0.

Endergebnis: 0:0
Tore: Fehlanzeige

Spiel 8: Viktoria Berlin gegen FC St. Pauli

Einer der zahlreichen Angriffe: Philipp Versen beim Dribbling sieben Meter zentral vorm Tor. Viktoria Berlin verteidigt mit vier Spielern. Im Tor Thaddäus Wartenberg voll konzentriert.

Bereits zwei Spiele absolviert, aber noch keinen Treffer erzielt. Das wollte der FC St. Pauli im letzten Spiel an diesem ersten Turniertag ändern. Auf Berliner Seite griff erstmals auch Edis Veljkovic ins Geschehen ein. Und das nicht so schlecht, denn die erste Chance gehörte ihm. In der 4. Spielminute schepperte sein Abschluss aus sieben Metern halbrechts an die rechte hintere Torstange.

Fast im Gegenzug tankte sich dann aber mal der Kapitän der St. Paulianer Rasmus Narjes durch, traf aber aus Nahdistanz nur den rechten Pfosten. Dann wurde es kurios: Wieder Berlin im Angriff. St. Pauli kann nicht klären, Nico Rother setzt nach, schiebt Ball und Gegner langsam Richtung Zweimeterraum, holt zum Schuss aus, tritt den Ball mit der Pike Richtung Tor, der Ball wird noch vom Verteidiger abgefälscht und kullert über den rechten Fuß vom Schlussmann der Hamburger ins Eck. Das überraschende 1:0 für Berlin und das umjubelte erste Karrieretor für Nico Rother.

Es dauerte nur etwa 3 Minuten, bis sich die St. Paulianer vom Rückstand erholt hatten. Noch eine Fußballer-Weisheit? „Wenn man keine Tore aus dem Spiel heraus macht, dann müssen eben die Standards helfen“. Sie halfen. Rasmus Narjes nach einem Freistoß mit einem wuchtigen Schuss von rechts knapp sieben Meter Torentfernung. Es rasselte gewaltig im Kasten der Berliner, der Ball schlug im langen Eck oben ein. Und was einmal klappt, kann ja auch nochmal klappen. Die Hamburger Führung erzielte wieder Narjes, diesmal per 8-Meter, ebenfalls satt ins rechte Eck genetzt. Bei beiden Treffern war der Berliner Schlussmann Wartenberg chancenlos.

In der zweiten Hälfte übernahm der FC St. Pauli gänzlich das Kommando. Auffällig dribbelstark Philipp Versen in der Offensive. Er konnte sich allerdings nicht belohnen, verschoss in der letzten Spielminute sogar noch einen 8-Meter, der zweite in Halbzeit zwei. Den ersten gab es nach dem frühen Erreichen der Teamfoulgrenze bei Berlin schon in der 19. Spielminute. Nic Hämmerling ließ dem Berliner Schlussmann im Tor nicht den Hauch einer Chance. Mit viel Schmackes an den linken Innenpfosten und drin. Premierentreffer auch für Hämmerling und einen Freudentanz gab es obendrauf.

Den numerischen Schlusspunkt setzte etwa fünf Minuten später wieder Rasmus Narjes mit dem ersten Tor aus dem Spiel heraus. Starkes Dribbling durch eine allerdings auch löchrige Berliner Abwehr und dann von halbrechts ins linke Eck geschoben, so macht man einen Hattrick perfekt.

Endergebnis: 1:4
Tore: 1:0 Rother (7.), 1:1 Narjes (10.), 1:2 Narjes (13.), 1:3 Hämmerling (19.), 1:4 Narjes (24.)

Spiel 9: Tyniecka Krakau gegen Avoy Brno
Das Spiel mit rein internationaler Beteiligung eröffnete den zweiten Spieltag des 6. Sächsischen Blindenfußball Cup. Zu Beginn (verständlich für um neun) brauchten beide Teams ein wenig, um ins Spiel zu kommen, dann entwickelte sich aber ein im wahrsten Sinne des Wortes „munterer“ Kick.

Direkt hinter dem Guide von Krakau. Brno Torwart Tomas Bukovsky deckt die kurze Ecke ab. Der Krakauer Martin Jung ist auf der rechten Angriffsseite durchgekommen, gerade verspringt ihm allerdings der Ball. Foto: Florian Eib

Die Mannschaften agierten offensiv und kamen zu zahlreichen Chancen über das gesamte Spiel. Auffälligste Spieler auf Seiten von Brno Jan Mrazek und Ondres Gottlieb und bei den Krakauern Marcin Ryszka und Martin Jung.

Gefordert waren auch die beiden Torhüter, die ihre Teams im Spiel hielten. Hier und da fehlten dann nur Zentimeter zum Tor, das schien auf beiden Seiten zugenagelt. Trotz großer Leidenschaft gingen die Teams äußerst fair zu Werke, es gab kaum Unterbrechungen wegen Foulspiel. Hervorzuheben ist auch eine Szene, in der Brno einen Freistoß in aussichtsreicher Position zugesprochen bekam, dem Schiedsrichter aber signalisierte, dass es sich nicht um ein Foul gehandelt hatte – Fortsetzung Schiedsrichter-Ball und ein Musterbeispiel für Fair-Play.

Shake Hands bei den Mannschaften von Avoy MU Brno und Tyniecka NWP Kraków. Foto: Florian Eib

Ergebnis: 0:0
Torschützen: Fehlanzeige

Spiel 10: Viktoria Berlin gegen SG Lok Leipzig/Chemnitz

Spielpraxis sammeln: Bianka Gräming, Mohammed A., Patrick Kuepp und Kirsat Soytürk so heißen die vier neuen Mitspieler der Viktoria aus Berlin. Und sie sollten in diesem Spiel von Beginn an auflaufen. Ebenfalls neu als Guide Alwan Yahya. In seinem ersten Spiel wurde er von Wolf Schmidt unterstützt.

Alwan Yahya neuer Guide bei Viktoria Berlin bekommt während des Spiels Instruktionen von Wolf Schmidt. Foto: Florian Eib

Auch bei der SG Lok Leipzig/Chemnitz gab es eine Veränderung. Der Leipziger Falco Kannengießer bei seinem ersten Turnier spielte von Beginn an, außerdem im Chemnitzer Tor Marko Stoll, der Sebastian Themel ersetzte.

Ein anderer Leipziger drückte dem Spiel dann allerdings seinen Stempel auf. Philipp Tauscher, nebenbei auch Junioren-Europameister im Goalball und demnach einer der weiß, wie man Tore macht, erzielte seine ersten Treffer beim Blindenfußball. In der neunten Minute dribbelte er sich durch die bis dahin recht sicher stehende Berliner Hintermannschaft durch und schloss aus Nahdistanz ab.

Eigentlich hätte man nachlegen müssen, Chemnitz aber fast das gesamte Spiel zu ideenlos im Aufbau und dazu in der Verteidigung teilweise zu passiv. Das wäre fast bestraft worden. Nasser Alwan fünf Minuten vor dem Ende mit einem straffen Flachschuss von rechts – Chemnitz‘ Keeper Stoll noch gerade so mit einer Fußabwehr. Die Erlösung für die Gastgeber gab es dann zwei Minuten später. Noch einmal gelang es Tauscher, diesmal an der linken Bande, durchzustarten und nach innen zu ziehen. Der Abschluss folgte dann fünf Meter vor dem Tor per Flachschuss. Keine Chance für den Keeper, Doppelpack für Philipp Tauscher und die Entscheidung in diesem zähen Spiel.

Endergebnis: 2:0
Tore: 1:0 Tauscher (9.), 2:0 Tauscher (27.)

Spiel 11: Avoy Brno gegen PSV Köln
Keine drei Minuten, da hatte Brno schon zwei Teamfouls. Der geneigte Köln-Fan rieb sich in Vorfreude auf eine Reihe 8-Meter-Schüsse wohl schon die Hände, doch in der Folge hielt sich das tschechische Team zurück. Ein drittes Teamfoul für Köln gab es nicht. Stattdessen tankte sich Top-Torschütze Jan Mrazek wieder einmal durch und erzielte in der 13. Minute die Führung für Brno.

Jan Mrazek bei seinem fünften Turniertreffer. Der Ball hat beim Flachschuss sechs Meter zentral vor dem Tor bereits den Fuß verlassen. Jonas Fuhrmann und Jens Pleier stellen den Weg zum Tor zu, bekommen den Ball allerdings durch die Beine. Der Torwart steht konzentriert im Tor. Foto: Florian Eib

Der PSV Köln spielte nach vorne insgesamt zu harmlos, allein Jonas Fuhrmann setzte, wenn möglich zum Dribbling an, war jedoch meist auf sich alleine gestellt und gegenüber der starken physischen Präsenz der Tschechen letztlich chancenlos. Die legten dann sogar noch einen drauf. Wer? Natürlich Jan Mrazek stellte in der 24. Minute auf 2:0 – sein 6. Treffer im Turnier.

Endergebnis: 2:0
Tore: 1:0 Mrazek (13.), 2:0 Mrazek (24.)

Spiel 12: FC St. Pauli gegen Tyniecka NWP Kraków
In der vorletzten Partie beider Mannschaften war der amtierende deutsche Meister über die komplette Spielzeit die bestimmende Mannschaft, konnte aber auch gute Chancen nicht in ein Tor ummünzen. Krakau blieb über die kompletten 30 Minuten zu harmlos, konnte sich nur selten aus der Umklammerung der St. Paulianer befreien und ebenfalls keinen Torerfolg verbuchen.

Ergebnis: 0:0
Torschützen: Fehlanzeige

Spiel 13: Avoy MU Brno gegen SG Lok Leipzig/Chemnitz
Die Ausgangslage vor der Partie war klar. Die SG aus Leipzig und Chemnitz musste gegen Brünn gewinnen, da beide zwar 8 Punkte auf dem Konto, die Gastgeber jedoch die um 4 Tore schlechtere Tordifferenz hatten. So brachte Trainer Michael Falb wieder Stammtorhüter Sebastian Themel. Beide Mannschaften waren bemüht, hatten aber Probleme zu ganz klaren Torchancen zu kommen. Jörg Fetzer versuchte das Spiel seiner Mannschaft immer wieder von hinten anzukurbeln und suchte vorne Philipp Tauscher.

Bei Brünn verteilte sich die Last auf die Schultern von Bango, Mrazek und Gottlieb. Mangels Torchancen und auf Grund der vielen Zweikämpfe im Mittelfeld ging es mit 0:0 in die Pause. Zur zweiten Halbzeit kam bei der SG Lok Leipzig/Chemnitz David Lippmann in die Partie. Dieser biss sich aber genauso vergeblich die Zähne an den Tschechen aus, wie es zuvor bei seinen Teamkollegen der Fall war. Am Ende fielen keine Tore und damit war klar, dass Avoy Brno das Turnier vor den Gastgebern abschließen würde.

Ergebnis: 0:0
Torschützen: Fehlanzeige

Spiel 14: Tyniecka NWP Kraków gegen FC Viktoria Berlin
Die Vorletzte Begegnung des Tages stellte die letzte Möglichkeit für die junge Mannschaft aus Berlin dar, doch noch Punkte mitzunehmen. So entwickelte sich ein abwechslungsreiches Spiel zwischen der jungen Truppe von Viktoria und Tyniecka Krakau. Die beste Chance für die Berliner konnte Nico Rother verbuchen, während bei den Krakauern besonders Martin Jung und Kapitän Marcin Ryszka auffielen.

Wie in den vorangegangenen Partien schien nach einem langen Wochenende allerdings auch bei diesen beiden Mannschaften der Akku ein wenig leer und die Konzentration nicht mehr in vollem Umfang vorhanden zu sein. So Endete auch dieses Aufeinandertreffen mit einem torlosen Remis.

Ergebnis: 0:0
Torschützen: Fehlanzeige

Spiel 15: PSV Köln gegen FC St. Pauli
Nachdem sich Avoy Brno und die SG aus Leipzig und Chemnitz torlos getrennt hatten, besaß der FC St. Pauli die Chance auf den Turniersieg. Dafür benötigten sie einen Sieg mit 4 Toren Unterschied gegen den PSV Köln. Aber auch bei den Kiezkickern hatten die Anstrengungen bereits Spuren hinterlassen und so konnten sie verletzungsbedingt nur mit den drei Feldspielern Narjes, Versen, und Löffler antreten. Nichtsdestotrotz war St. Pauli den Kölnern mindestens ebenbürtig. Immer wieder kamen sie vor das Tor von Matthias Hoß und scheiterten dort mehr an sich selbst als an der Reaktion des Torhüters. Die Kölner kamen insbesondere durch Standardsituationen zu Abschlüssen, waren da aber oftmals nicht präzise genug. Letztlich endete auch die abschließende Begegnung des Wochenendes mit 0:0, wodurch Avoy Brno der Turniersieg gelang.

Ergebnis: 0:0
Torschützen: Fehlanzeige

Alle Mannschaften stehen aufgereiht zur Siegerehrung bereit
Die Akteure des 6. Sächsischen Blindenfußball Cups aufgereiht bei der Siegerehrung. Foto: Felix Amrhein

Bei der anschließenden Siegerehrung wurden Jan Mrazek als bester Torschütze (6 Treffer) und Nico Rother als bester Spieler des Turniers ausgezeichnet.

Freude nach dem Turniersieg bei Brno
Die Mannschaft und Betreuer von Avoy MU Brno jubeln nachdem ihnen der Siegerpokal überreicht wurde. Foto: Felix Amrhein