Um 9.00 Uhr war es in der Londoner Riverbank Arena endlich so weit: Das Eröffnungsspiel des paralympischen Blindenfußballturniers zwischen Weltmeister Brasilien und Europameister Frankreich wurde angepfiffen.
Es entwickelte sich von Beginn an die enge Partie, die viele erwartet hatten. Brasilien schickte sein Sturmduo Ricardinho/Jefinho auf den Platz, konnte gegen die starke Defensive der Franzosen aber kaum Torchancen herausspielen. Im Gegenzug setzte Frankreich durch gefährliche Sturmläufe ihres Kapitäns Frederic Villeroux offensive Akzente. Villeroux war es auch, der die deutlichste Torchance in der ersten Hälfte für Frankreich hatte. Das häufigste Duell des Spiels lautete Frederic Villeroux gegen den brasilianischen Abwehrchef und zweimaligen Goldmedaillengewinner Gabriel Silva. Bei Brasilien herrschte eine deutliche Trennung zwischen der Verteidigung und dem Angriff, wohingegen bei Frankreich lediglich Martin Baron als vornehmliche Offensivkraft bezeichnet werden konnte, immer unterstützt vom überall auffindbaren Villeroux.
Erst Mitte der zweiten Hälfte kam der 23-jährige Ricardinho zu seiner ersten hochkarätigen Tormöglichkeit, die vom französischen Schlussmann Jonathan Grangier jedoch vereitelt werden konnte. Keine der beiden Mannschaften überschritt die Teamfoulgrenze, aber zwei Minuten vorm Abpfiff erhielt Frankreich nach einem wüsten Foul von Gabriel Silva, für das er zudem die gelbe Karte sah, acht Meter vorm brasilianischen Gehäuse einen Freistoß zugesprochen. Villeroux und sein Teamkollege aus Bordeaux, David Labarre, traten zur Ausführung an, zögerten beim Abschluss jedoch zu lange und vergaben so diese hervorragende Standardsituation. In den letzten zwei Spielminuten geschah nichts mehr und die Teams trennten sich mit einem torlosen Remis. Am Sonntag trifft Frankreich auf China und Brasilien auf die Türkei.
China bezwang im zweiten Spiel des Tages die Türkei souverän mit 4:0. Bereits in der zweiten Minute erzielte Wenfa Zheng den Führungstreffer und in der 13. Legte Xiaoqiang Li mit einem Strafstoß das 2:0 nach. Die Türkei war über das gesamte Spiel hinweg chancenlos und durfte sich bei ihrem Torhüter Ali Hidir Kurt bedanken, dass sie nicht noch mehr Tore kassierten. Zwei Gegentreffer sollte es dann noch geben. Chinas vermutlich stärkster Stürmer Yafeng Wang traf in der 46. Minute und für den Endstand sorgte erneut Zheng in der 50. Spielminute.
Für die Türken geht es am Sonntagmorgen um 10.00 Uhr deutscher Zeit gegen Brasilien. Das türkische Fernsehen überträgt die Partie auf TRT3. Im Spiel zwischen Frankreich und China (Anpfiff ist um 12.00 Uhr) wird es bereits um eine Vorentscheidung in Sachen Halbfinaleinzug gehen. Mit einem Sieg sollte China so gut wie weiter sein und Frankreich würde bei einem Sieg für einen spannenden letzten Vorrundenspieltag sorgen. Dann kann das Torverhältnis noch eine wichtige Rolle im Kampf um das Weiterkommen in Gruppe B spielen.
Die Gruppe A führt nach einem 2:0-Erfolg gegen den Iran die Mannschaft aus Argentinien an. In einem relativ ausgeglichenen Spiel war es Argentiniens Kapitän und Altmeister Silvio Velo (41) vorbehalten, direkt nach Wideranpfiff in der 27. Spielminute das 1:0 zu erzielen. Er war es auch, der in der Folge zwei Mal den Pfosten traf und in der 48. Minute den Endstand von 2:0 besorgte. Iran spielte über die gesamte Spieldauer gut mit und erarbeitete sich ebenfalls gute Torchancen, vergab allerdings auch vom Achtmeterpunkt.
Die nächste Aufgabe für den Iran heißt am Sonntag Spanien. Sollte dieses Spiel auch verloren werden, wird der Iran die Halbfinalträume wohl zu den Akten legen müssen. Argentinien könnte hingegen im Nachmittagsspiel gegen Großbritannien das Ticket fürs Halbfinale schon vorzeitig einlösen. Hier wird es unter anderem auf das Duell der zwei „Alten“ des Weltblindenfußballs, Silvio Velo und David Clarke, ankommen.
David Clarke (41) war es, der Großbritannien im letzten Spiel des Spieltags gegen Spanien durch seinen grandiosen Treffer in der 22. Minute das Unentschieden und somit den Punkt sicherte. Sich gegen drei Gegenspieler durchsetzend versenkte er den Ball knallhart im langen Eck und ließ Spaniens Keeper Alvaro Gonzalez (37) keine Chance. Zwei Minuten zuvor hatte Antonio Martin sein Team per Sechsmeterstrafstoß in Führung geschossen. Im zweiten Durchgang hatte Spanien die größeren Spielanteile, kam auch zu mehreren Tormöglichkeiten, die weder Antonio Martin, Marcelo Rosado, Adolfo Acosta oder Jose Lopez nutzen konnten. So teilten sich die Teams die Punkte und die ausverkaufte Riverbank Arena bejubelte beim Abpfiff beide Mannschaften für ihre Leistungen.
Im zweiten Match am Sonntag wird sowohl Spanien gegen den Iran, als auch Großbritannien gegen Argentinien versuchen den ersten Sieg bei diesem Turnier einzufahren, um die Halbfinalchancen zu wahren.
Blinde können kein Fußball spielen… das dachte ich vor Jahren mal, bis ich mich damit beschäftigt habe. Großen Respekt dafür. Hoffe durch die Paralympics bekommt das alles etwas mehr Aufschwung.