Während in Hamburg am letzten Wochenende der 824. Hafengeburtstag gefeiert wurde, kam auch das erste Mal die Blindenfußball Bundesliga (DBFL) in die Innenstadt Hamburgs, um das Interesse der Öffentlichkeit zu wecken. Die Spiele der angereisten Teams (BFW & VSV Würzburg und ISC Victoria Dortmund hatten spielfrei) wurden von sehr gutem Wetter begleitet. Vor beeindruckender Kulisse vor dem Hamburger Rathaus, schönstem Frühlingswetter sowie der Binnenalster und den hupenden Schiffen im Hamburger Hafen im Hintergrund übernahm der dreimalige Deutsche Meister vom MTV Stuttgart an diesem Spieltag die Tabellenführung vom spielfreien ISC Viktoria Dortmund-Kirchderne. Mit zwei souveränen Siegen gegen die beiden Spielgemeinschaften aus Köln und Düren sowie Braunschweig und Berlin schoben sich die Mannen rund um Nationalcoach Ulrich Pfisterer auf Platz 1 nach vorne. Erster direkter Verfolger ist nun der Vorjahresmeister der SF BG Blista Marburg, der ebenfalls einen knappen Sieg gegen den Chemnitzer FC verbuchen konnte. In ihrem dritten Spiel errangen die heimischen Kicker des FC St. Pauli ihren ersten Punkt in der laufenden Saison.
Insgesamt verfolgten weit über 1.000 Zuschauer die fünf Spiele des 2. Spieltages und sorgten so für eine Rekordkulisse in der DBFL-Historie.
Bereits um neun Uhr wurde das Spiel der Mannschaften des MTV Stuttgart und der SG Köln/Düren unter strahlendem Sonnenschein angepfiffen. Die Mannen unter dem kölner Trainer Dieter Wolf griffen an diesem Spieltag das erste Mal in den Spielverlauf der aktuellen Saison ein und starteten gegen den aktuellen Vizemeister aus Stuttgart sehr offensiv. Insbesondere der Topstürmer Michael Wahl konnte sich in den Anfangsminuten in einigen guten Aktionen gegen die Schwaben durchsetzen. Seine Bemühungen wurden allerdings von den Stuttgartern, die ausschließlich mit Nationalspielern angereist waren, unterbunden. Hatten die Köln/Dürener sich zunächst in der Hälfte der weiß-roten festgesetzt, so wurden sie immer mehr auf Grund der individuellen Klasse der Stuttgarter in ihre eigene Defensive gezwungen. Zunächst scheiterte Stuttgarts Lukas Smirek am köln/dürener Keeper, bevor dann Vedat Sarikaya Mitte der ersten Halbzeit nach einem Pass von der rechten Seite den Ball unhaltbar in das rechte Eck schoss. Nach der 1:0-Führung versuchte die Abwehrreihe um Daniel Hoss erfolgreich die Schwaben vom eigenen Tor fern zu halten, beging dabei jedoch einige Fouls, die im Anschluss zu Strafstößen führten. Der Spezialist Mulgheta russom schoss zunächst den ersten Strafstoß unplatziert und traf das Tor nicht. Sein zweiter Strafstoß wurde dann allerdings in das linke obere Eck zur 2:0-Führung verwandelt. Mit diesem Spielstand ging es unter dem Beifall des großen Publikums in die Halbzeit.
Wenige Minuten nach Wiederanpfiff konnte erneut Sarikaya sich durch einen schönen Pass von links durchsetzen und zur 3:0-Führung einnetzen. Köln/Düren gab sich aber dennoch nicht geschlagen. Insbesondere Wahl spielte das ein oder andere Mal die Abwehrreihe der Schwaben schwindelig. Ein satter Schuss aus acht Metern sprang nach einer Glanzleistung des stuttgarter Keepers an das Lattenkreuz und anschließend in das Toraus. Dennoch behielt das Team um Ulrich Pfisterer die Oberhand und kam durch einen Sechsmeter von Russom noch zur 4:0-Führung, welche letztendlich auch das Endergebnis war.
Der Vizemeister hatte mit diesem Spiel den zweiten Sieg aus zwei Spielen eingefahren. Man konnte somit bereits hier von einem guten Saisonstart der Schwaben sprechen.
Im nächsten Spiel trat das Team des FC ST. Pauli unter lautem Beifall der vielen Zuschauer auf den Rasen. Ihr Gegner war der VfB 09/13 Gelsenkirchen, die seit Saisoneröffnung auf die Verstärkung durch Hasan und Cengiz Koparan hoffen durften. St. Pauli hatte mit Serdal Celebi einen schnellen Stürmer in ihren Reihen. Zudem zeichnete sich ab, dass die Kiezkicker einen großen Heimvorteil durch die Unterstützung der heimischen Zuschauer hatten. Rund um das Spielfeld fanden sich an die 300 Zuschauer ein, um eine sehr ausgeglichene Partie zu sehen.
Nach dem symbolischen Anstoß durch die Fußballlegende Uwe Seeler hatte Gelsenkirchen einige spielerische Vorteile, welche insbesondere durch die kräftigeren Spieler begünstigt wurde. Pauli Die Kiezkicker hingegen traten mit einer sehr jungen Mannschaft an und schaffte es die Angriffe der Westfalen zu unterbinden. Mitte der ersten Halbzeit konnte sich dann Celebi durch die Abwehrreihen Gelsenkirchens hindurchspielen und stand frei vor dem Kasten von Daniel Soldanski. Sein Schuss verfehlte das Ziel nur knapp und strich links am unteren Eck vorbei. In der ersten Halbzeit spielte sich das Spielgeschehen insbesondere im Mittelfeld ab. Somit ging es mit einem 0:0 in die Halbzeit.
Die zweite Halbzeit bot nun nicht mehr so viele Torraumszenen. Gelsenkirchen hatte zwar mehr Ballbesitz und konnte die Abwehr der Hamburger oft unter Druck setzen, besaß allerdings nicht die notwendige Sicherheit im Abschluss. Mit einem torlosen Remis wurde dieses Spiel dann abgepfiffen. Die Gastgeber dürfen sicherlich mit dem Punktgewinn gegen die etwas stärkeren Ruhrpott-Kicker zufrieden sein, während Gelsenkirchen im Vergleich zur vorhergehenden Saison einen tollen Start erwischt hat und bereits fünf Punkte verbuchen kann.
Zum dritten Spiel des Tages trafen der serienmeister aus Stuttgart sowie die SG aus Braunschweig und Berlin aufeinander. Die Schwaben wurden ihrer Favoritenrolle schnell gerecht und kamen gleich zu Beginn mehrfach aussichtsreich durch Stürmer Vedat Sarikaya sowie Alexander Fangmann zum Abschluss. Doch anfangs gelang es der SG-Defensive rund um Keeper Moritz Klotz und den beiden Verteidigern Lars Stetten und David Kallweit noch, die 0 zu halten. Nach etwa 10 Minuten war der Bann jedoch gebrochen und Fangmann konnte nach einer sehenswerten Kombination aus kurzer Distanz einnetzen. Kurze Zeit danach legte Sarikaya mit einer gekonnten Einzelleistung über seine starke linke Seite nach und erhöhte vor dem Pausenpfiff auf 2:0. Die SG war jedoch keinesfalls chancenlos und kam ihrerseits durch die beiden Angreifer Fatih Talay und Edis Veljkovic vereinzelt zu sehr guten Konterchancen, die jedoch von Abwehrchef Russom oder MTV-Keeper Tim van Aken zu Nichte gemacht wurden.
Die Mannen rund um die beiden Coachs Otfried Morin und Werner Nordlohne versuchten in der zweiten Hälfte noch kämpferisch dagegen zu halten. Ihnen gelang es jedoch nicht, den dritten Gegentreffer durch Sarikaya zu verhindern, der damit seinen vierten Treffer des Tages markierte. Die Stuttgarter zeigten zudem einige sehr sehenswerte Spielkombinationen, für die es von den Zuschauern sogar Szenenapplaus gab. Damit fuhren die Schwaben mit der Maximalausbeute von sechs Punkten aus zwei Spielen wieder zurück in den Süden der Republik.
Um 15 Uhr trat dann der amtierende deutsche Meister gegen den Chemnitzer FC auf den Rasen. In der letzten Zeit hatte Chemnitz sich stetig verstärkt und war nicht zu unterschätzen. Natürlich spielte das Team der SFBG Blista Marburg in einer Favoritenrolle, allen war allerdings klar, dass dies eine sehr schwierige Aufgabe werden würde. Demnach wurde das Spiel der beiden Teams zunächst sehr schnell und aggressiv geführt. Marburg konnte sein sicheres Passspiel zwar aufziehen, kam damit zunächst jedoch nicht bis vor das Tor. Zudem hatte die Abwehr um Tomas Horn Vorsicht walten zu lassen, da der Chemnitzer Jörg Fetzer immer wieder Angriffsversuche startete. Sein Sturmkollege David Lippmann zeigte sich dabei sowohl defensiv, als auch offensiv robust. Bereits nach kurzer Zeit musste das marburger Team um Coach Peter Gössmann sein System umstellen, da Robert Wazecha zur Unterstützung in die Verteidigung rücken musste. Taime Kuttig und Alikan Pektas hatten nun mehr Raum für Offensivaktionen, die das Spiel bestimmten. Die himmelblauen schafften es allerdings immer wieder, ein Körperteil in die Schüsse der beiden Sturmkollegen zu bringen. Zudem konnte der sächsische Keeper bis zur 18. Minute eine Glanzparade nach der anderen zeigen und das Spiel offen halten. Als Kuttig nach einem starken Pass von Wazecha frei stand, konnte er den Ball zunächst nur gegen den Pfosten schießen. Wenige Minuten später setzte er sich dann aber über die rechte Seite durch und konnte aus einem sehr spitzen Winkel den Ball in das obere linke Eck hämmern. Der Keeper hatte bei diesem Schuss keine Chance und musste somit verdient hinter sich greifen. Der CFC Schaffte es bis zur Halbzeit nicht, die Lahnstädter vom Tor fern zu halten. Dies änderte sich auch nicht, als für Kuttig Adriani Botez eingewechselt wurde. Die blau-gelben konnten diese weiteren Chancen jedoch nicht in einen Torerfolg ummünzen. Der Abpfiff der ersten Halbzeit beendete zunächst die Offensivbemühungen der blau-gelben.
Nach dem Pausentee wechselte Gössmann erneut Kuttig für Botez ein und brachte für Tomas Horn Björn Hoppmann. Der CFC konnte sich nun mehr Platz verschaffen. Jörg Fetzer gelang fünf Minuten nach Wiederanpfiff ein Schuss, der knapp am Tor der Marburger vorbei ging. Kurz darauf musste der Marburger Keeper einen abgefälschten Schuss von Fetzer halten. Marburg schaffte es dann aber, sich zu befreien und drückte dem Spiel wieder seinen Stempel auf. Torjäger Pektas fehlte es allerdings an Abschlusssicherheit und so konnten die Chemnitzer das Spiel weiter offen halten. Die erneute Einwechslung von Botez für Kuttig änderte an diesem Umstand eben so wenig, wie die vorhergehende Einwechslung Horns für Hoppmann. Chemnitz kämpfte gut und schaffte es, den deutschen Meister Paroli zu bieten. Der Spielstand änderte sich bis zum Abpfiff nicht mehr. Die Sportfreunde hatten daher knapp drei Punkte gegen ein stark spielendes Team aus Chemnitz gewonnen und halten sich auf dem zweiten Tabellenplatz, während Chemnitz auf den letzten Rang zurück fällt.
Den Abschluss des 2. Spieltags bildete das Nord-Derby zwischen dem gastgebenden FC St. Pauli und der SG Braunschweig/Berlin. Für beide war es bereits das zweite Spiel des Tages. Die Kicker rund um Coach Wolf Schmidt kamen besser in das Spiel und setzten die SG-Defensive zu Beginn unter Druck. Vor allem der Kiezkicker-Angreifer Celebi bereitete den niedersächsisch-berlinerischen Verteidigern zu Beginn einiges Kopfzerbrechen. Je länger das Spiel dauerte, desto mehr konnten die SG-Angreifer Edis Veljkovic, Fatih Talay und Heinrich Niehaus das Spielgeschehen in Richtung des von Sven Gronau gehüteten St. Pauli-Gehäuses verlagern und sich gute Einschussgelegenheiten erspielen. Doch das sehr junge Hamburger Team wusste das eigene Tor gegen die deutlich erfahreneren Gegenspieler sehr geschickt zu
verteidigen. In der 15. Minute durchbrach der ehemalige St. Paulianer Niehaus aus spitzem Winkel jedoch den braun-weißen Abwehrriegel und schoss mit einem abgefälschten Schuss in den Torwinkel das Führungstor
Angefeuert von sehr vielen heimischen Fans versuchten die Kicker rund um Kapitänin Katja Löffler sich im weiteren Verlauf des Spiels der drohenden Niederlage entgegenzustemmen . Doch mit dem zweiten Treffer der SG durch Talay nach 35 Minuten war das Spiel entschieden und die SG-Kicker spielten das Match in Ruhe zu Ende. Sie hätten den Sieg sogar noch höher gestalten können. Die beste Chance auf den Anschlusstreffer vergab Celebi kurz vor Schluss durch einen Achtmeter, der von Keeper Caspary pariert wurde. Die jungen Kiezkicker zeigten großen Einsatz und großes Potential vor heimischem Publikum und ließen erahnen, dass zukünftig mit ihnen zu rechnen sein wird. Die SG Braunschweig/Berlin hat nun bereits fünf Saisonspiele absolviert und findet sich nach dem 2. Spieltag auf Platz 4 der Tabelle wieder.
Aktuell ist die Tabelle auf Grund der sehr unterschiedlichen Anzahl der Spiele noch wenig aussagekräftig. Jedoch finden sich mit Stuttgart und Marburg genau die Teams an der Spitze der Tabelle wieder, die auch vor der Saison auf diesen Positionen erwartet wurden. Beide haben am kommenden Spieltag wegen der parallel stattfindenden Europameisterschaft in Italien spielfrei, so dass es für die anderen Teams die Möglichkeit gibt, die beiden Favoriten wieder zu überholen.
Insgesamt war der Spieltag Werbung für den deutschen Blindenfußball und hat vor herausragender Kulisse vermutlich viele neue Anhänger gefunden.
Ergebnisse:
09 | Samstag | 09:00 | Stuttgart | Köln/Düren | 4:0 |
10 | 11:00 | St. Pauli | Gelsenkirchen | 0:0 | |
11 | 13:00 | Stuttgart | Braunschweig/Berlin | 3:0 | |
12 | 15:00 | Marburg | Chemnitz | 1:0 | |
13 | 17:00 | Braunschweig/Berlin | St. Pauli | 2:0 |
Aktuelle Tabelle:
Platz | Team | Pkt. | Tore | Teamfouls |
1. | MTV Stuttgart | 9 | 8:0 | 4 |
2. | SF Blau-Gelb Marburg | 7 | 8:1 | 7 |
3. | ISC Viktoria Dortmund | 6 | 4:1 | 12 |
4. | SG Braunschweig / Berlin | 6 | 4:10 | 35 |
5. | VfB Gelsenkirchen | 5 | 1:0 | 9 |
6. | BFW und VSV Würzburg | 2 | 1:1 | 9 |
7. | FC St. Pauli | 1 | 1:5 | 13 |
8. | SG Köln / Düren | 0 | 0:4 | – |
9. | Chemnitzer FC | 0 | 0:5 | 14 |