Strittige Entscheidungen von Schiedsrichtern gibt es im Fußball seit Beginn an. Ob ein nicht gegebenes Foul, die Nichtbestrafung einer Schwalbe oder ein nicht gegebenes Tor. Der Blindenfußball bleibt von diesen „normalen“ Streitpunkten auch nicht verschont.
Am zurückliegenden Spieltag der Liga in Gelsenkirchen kam es zu einem Achtmeter und der Frage: „War der drin, oder nicht?“
Im Spiel der Kicker vom PSV Köln gegen die Mannen des ISC Viktoria Dortmund trat Köln zu einem Achtmeter an. Der Kölner Schütze platzierte den Ball unter die Querlatte von wo aus er senkrecht nach unten abprallte und den Boden berührte. Unklar war, ob der Ball hinter der Torlinie war. Die Schiedsrichter entschieden auf „kein Tor“.
Marius Caspary vom Spielbeschreiberteam hatte diese Szene per Kamera zufällig aufgenommen und hinterher mehrmals angesehen, um dem Rätsel auf den Grund zu gehen ob es nun ein Treffer gewesen wäre oder nicht? Eins ist jedoch klar: Die Schiedsrichter hätten bei der Geschwindigkeit des Balles nahezu unmöglich beurteilen können, ob dieser hinter der Linie war.
Unglücklicherweise aus Sicht Kölns nutzten die Dortmunder unmittelbar nach diesem Lattenkracher ihre Chance und erzielten im Gegenzug in der allgemeinen Verwirrung ein weiteres, womöglich spielentscheidendes Tor.
Kritiker und selbsternannte Experten sagen in solchen Fällen immer: wenn der Treffer gezählt hätte … dann wäre das Spiel sicher ….
Tja, wann der Blindenfußball über die Einführung der Torlinientechnik diskutieren wird, bleibt abzuwarten. Bis dahin müssen alle Akteure auch mit solchen Entscheidungen leben, so wie die Kollegen der Bundesliga der Sehenden annähernd 50 Jahre damit leben mussten.
Abschließend die Frage an euch Leser anhand des Videos: War der Ball nun hinter der Linie oder nicht?
Die Diskussion kann angesichts des rechtlichen Hintergrundes in eine andere Richtung gehen. Nach Nr. 11 des Regelwerkes für die Deutsche Blindenfußball-Bundesliga (DBFL) ist ein Tor gültig erzielt, „wenn der Ball die Torlinie zwischen den Torpfosten und unterhalb der Querlatte in vollem UMFANG überquert“. Nach Nr. 2 des Regelwerkes hat der Ball einen UMFANG von mindestens 60 und höchstens 62 cm. Demzufolge ist ein Tor nur dann erzielt, wenn sich der Ball mindestens 60 cm hinter der Torlinie befindet.
Damit weicht das Regelwerk der DBFL von demjenigen vermutlich aller anderen Ballsportarten ab, in denen ein Tor erzielt wurde (oder der Ball das Spielfeld verlassen hat), wenn der Ball mit vollem DURCHMESSER die Linie überschritten hat.
Trotz eines Hinweises auf diese Unstimmigkeit änderten die Liga-Träger diese Abweichung vor Start der Saison 2014 nicht. Was die DBFL mehr als eine Torlinientechnik braucht sind Verantwortliche, die die Spieler, die häufig Experten in eigener Sache sind, endlich ernst nehmen!
Das war ein Tor. Schaut man auf den hinteren Pfosten, sieht man den Einschlag deutlich hinter der Linie.