Zwei Mal wurde er mit dem MTV Stuttgart deutscher Meister (2010 und 2011), 2012 musste er sich von seinen Marburger Nationalmannschaftskollegen den Titel entführen lassen, 2013 lautet das Ziel für Lukas Smirek und seine Stuttgarter Jungs wieder Deutsche Meisterschaft.
Der 28-Jährige beantwortet heute am virtuellen Mikrofon die Fragen von B.Net.
B.Net: Hallo Lukas, das neue Jahr hat begonnen und im April startet die Liga in eine neue Saison. Mittlerweile in die sechste Ligarunde. Man darf davon ausgehen, dass Du 2013 weiterhin im Dress der Schwaben auflaufen wirst. Wie sieht beim MTV Stuttgart die Saisonvorbereitung aus und wie bereitest Du persönlich Dich auf die Saison vor?
Lukas Smirek: Beim MTV hat Anfang des Jahres wieder regelmäßiges Training begonnen. Großartig bereiten wir uns nicht auf die Saison vor. Wir sind froh darüber, dass unsere Verletzten wieder fit sind und versuchen durch wieder regelmäßige Trainingseinheiten in den Trott zu kommen. Sicherlich werden wir die Trainingsintensität Richtung Ligastart erhöhen, also zweimal pro Woche trainieren. Ich selbst versuche dann noch einigermaßen regelmäßig laufen zu gehen und Gymnastik- und Kräftigungsübungen zu machen.
B.Net: In den Jahren 2009 bis 2011 stand der MTV Stuttgart am Ende ganz oben auf dem Siegertreppchen. 2012 gab es hier einen Einbruch und die Sportfreunde Marburg holten die Meisterschaft. Mit zwei Niederlagen wurde der MTV am Ende dennoch Vizemeister. Was war da bei euch los und was sind die Ziele für das Team im Jahre 2013?
Lukas: Zum einen gab es nach der verkorksten Europameisterschaft bei dem einen oder anderen ein paar Motivationsprobleme und zum anderen hatten wir die ganze Saison über mit vielen Verletzungen zu kämpfen. Beispielsweise Alex mit seiner schweren Knieverletzung, Mulgheta mit seinem Wadenbeinbruch und ich selber zum Ende mit der Innenbandüberdehnung im Knie.
Das Ziel für die neue Saison ist auf jeden Fall wieder mit um die Meisterschaft zu spielen.
Ich war mit der letzten Saison aber trotzdem recht zufrieden und finde, dass wir uns noch gut aus der Affäre gezogen haben.
B.Net: Nach drei Titeln in Folge musstet ihr euch im letzten Jahr von Marburg die Meisterschale entführen lassen. Was spricht dafür, dass 2013 wieder ein Meisterschaftsjahr für den MTV werden kann oder siehst du die Liga insgesamt ohnehin auf einem immer ausgeglichenerem Niveau?
Lukas: Nach einem nicht so erfolgreichen Jahr denke ich schon, dass die Motivation wieder groß ist und durch die Europameisterschaft mit einer anderen Konzentration und Konsequenz generell trainiert werden wird.
Sicherlich wird Marburg mit am stärksten sein, sonst sehe ich aber keine großen Veränderungen im Vergleich zu den letzten Jahren.
B.Net: Im Jahre 2012 verließ Jörg Fetzer den MTV Stuttgart. Trotz anfänglicher neuer Spieler wurde es näher zur Saison eng bei Euch. Kräfte von außen wurden gesucht und mit Stefan Peters aus Essen auch gefunden. Dennoch war der MTV bei einigen Spielen in der Saison 2012 nur mit drei Spielern aktiv auf dem Platz. Wie sieht es 2013 aus, gibt es neue Spieler beim MTV und spielt Stefan Peters wieder für Stuttgart oder wie ist die Gesamtlage beim Personal wie Torhütern und Rufern?
Lukas: Auch in der kommenden Saison wird unsere Personaldecke nicht sonderlich dick sein. Es werden wieder die gleichen sechs Feldspieler, also auch Stefan Peters, in die Saison starten. Auch als Ruferin wird wieder Jule Hallanzy mit dabei sein. Im Tor sieht es momentan so aus, dass wir mit unserem „fliegenden Holländer“, Tim van Aken, auf Verstärkung hoffen dürfen.
B.Net: Lukas, in der letzten Saison warst du aufgrund diverser Ausfälle deiner Mitspieler bis aufs letzte Ligaspiel, in dem du selbst angeschlagen warst, der Dauerbrenner des MTV. Wie sehr hat dich diese Aufgabe gefordert und inwieweit auch gefördert?
Lukas: Die Verletzungen der anderen sind natürlich kein schöner Anlass. Allerdings habe ich dadurch die Chance gehabt mich spielerisch weiterzuentwickeln. Einerseits habe ich durch die vielen Einsatzzeiten viel Erfahrung sammeln können und dadurch, dass ich auch auf anderen Positionen gerückt bin, wie vor allem in den ersten Spielen die Mittelfeldposition, konnte ich mich auch auf diesen neuen Positionen verbessern. Und im Vergleich zu den Jahren davor ist die Verantwortung natürlich gewachsen. Das hat aber auch großen Spaß gemacht.
B.Net: Kommen wir einmal zum internationalen Fußball. Du bist ja weiterhin im Nationalteam vertreten. Nach der etwas schwierig verlaufenen EM 2011 in der Türkei greift Deutschland 2013 noch einmal an. Der Kader befindet sich derzeit in der Umstrukturierung. Wie siehst du die Chancen für Deutschland bei der kommenden Europameisterschaft?
Lukas: Zunächst muss man einmal sagen, dass für die letzte EM der Spruch gilt: Erst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu. Die Mannschaft ist damals einfach unter Wert geschlagen worden. Für die kommende EM sollte als Ziel sein, die Gruppenphase zu überstehen und was dann kommt muss man vor Ort sehen. Nach den Knappen Ergebnissen gegen England (2:2) und gegen Frankreich (0:1) sollte es dieses Mal hoffentlich auch drin sein einen der „großen Drei“ zu schlagen.
B.Net: Chefcoach Pfisterer hat mit einigen Marburger Spielern neue Qualität ins Nationalteam geholt. Bereits im Juni letzten Jahres sowie bei einigen Lehrgängen konntest du schon mit den „Neuen“ zusammen spielen. Denkst du, dass Deutschland nun besser aufgestellt ist als 2011 und was tut der Kader speziell dafür den Titel „Die Bank ist noch zu weit weg von den ersten fünf“ loszuwerden?
Wo meinst du gibt es bis zur EM noch am meisten zu arbeiten im Team und hast du Sorgen um deinen Platz im Team durch die Verstärkung mit neuen Kickern?
Lukas: Die Marburger Jungs tun der Mannschaft auf jeden Fall gut und verstärken sie auch. Bis zur Europameisterschaft ist mit Sicherheit das Zusammenspiel mit den neuen Kräften ein zentraler Trainingspunkt. Generell sollte es natürlich ein Ziel sein, dass die Mannschaft persönlich und leistungsmäßig ausgeglichen ist und da heißt es natürlich für alle trainieren, trainieren und trainieren. In den anstehenden Länderspielen gegen Frankreich (23./24.3. in Lille) kann auch noch einiges getestet werden, dass wird dann auch den Ersatzspielern zu Gute kommen.
Zu meiner eigenen Position: Ich werde mich auf jeden Fall intensiv vorbereiten und versuchen, mich durch möglichst gute Leistungen und hohe Motivation anzubieten. Klar ist mein Ziel wieder mit zur EM zu fahren.
Die Nominierung ist natürlich Sache des Trainers. Es wird auch stark darauf ankommen was für andere Spieler bzw. Spielertypen bis zur EM zur Verfügung stehen und gebraucht werden. Im Moment sehe ich sehr viele Offensivkräfte, da könnte mir meine Flexibilität durchaus zu Gute kommen.
B.Net: In den letzten Jahren ist der Blindenfußball immer schneller geworden. Neben Sprints führen einige Spieler im Höchsttempo den Ball über das Feld. Immer wieder kommt es vor, dass durch diese Geschwindigkeit Fouls durch zu spätes „Voy“ von Verteidigern passieren. Einige Spieler hat dies schon abgeschreckt. Meinst Du, dass die Voy-Regel zu lasch gehandhabt wird, immerhin weist das Regelwerk einen Rufabstand von drei Metern aus. Stellenweise wird „voy“ erst bei Kontakt mit dem Ballführenden oder gar nicht gerufen. Sollte hier mehr an die Schiedsrichter appelliert werden, um unnötigen Verletzungen auch vorzubeugen? Oder gehst du damit konform, dass dies normal ist und locker gehandhabt werden kann.
Lukas: Ich finde den Schutz der Spieler sehr wichtig. Sich damit abzufinden wie es international ist, wo Voy oft erst bei Körperkontakt gerufen wird, nicht ausreichend. Auch sollte dies nicht als Entschuldigung für zu spätes Rufen ausgenutzt werden.
Für eine definitive Aussage in Deutschland ist mir aber derzeit das Spielgeschehen zu weit weg, als dass ich sagen könnte – hey stimmt, hier wird zu spät gepfiffen. Natürlich kann es nicht schaden, wenn die Schiedsrichter mehr darauf achten, auch um die Spieler zu schützen.
B.Net: Eine Frage zur Zukunft im Blindenfußball und der Entwicklung: Lukas wie siehst du die derzeitige Entwicklung im Blindenfußball mit Städtespieltagen, die Wirkung in der Öffentlichkeit, das Ziel der Neugewinnung von Spielern und wie siehst du die Zukunft im Hinblick darauf, dass eigentlich 2013 das Engagement der Sepp-Herberger-Stiftung ausläuft?
Lukas: Ich möchte die Städtespieltage nicht ausschließlich negativ sehen, da bei entsprechenden Rahmenbedingungen und mit bestimmten Topspielen ein größeres und vor allem auch ein anderes, als das „normale“ Blindenfußbalpublikum, erreicht werden kann. Allerdings sollten, insbesondere dann, wenn eine positive Außenwirkung erzielt werden soll, auch entsprechende Rahmenbedingungen gegeben sein. Leider war es bis jetzt oft so, dass dies meiner Meinung nach nicht gegeben war; beispielsweise zu kleine Spielfelder, Spielfelder mit starkem Gefälle, Spielfelder auf Kopfsteinpflaster mit ‚Sand unterlegt. Es war dadurch oft unmöglich technisch anspruchsvollen Blindenfußball zu präsentieren.
Wirklich gute Bedingungen, wie in Neumünster, hat man leider zu selten vorgefunden. Problematisch an Städtespieltagen halte ich auch den sehr großen zeitlichen und finanziellen Aufwand, da man öfters nur für ein Spiel komplett durch Deutschland reisen muss. Vielleicht war schon das ein oder andere Spiel bei den Cityspieltagen dabei, das sehr gut besucht war, ob es aber die Bekanntheit des Blindenfußballs im gewünschten Maße vergrößert hat, sollen andere beurteilen.
Leider sind in den letzten Jahren nicht so viele neue Spieler dazu gekommen, es werden ja sogar eher weniger. Hier sehe ich vor allem das Problem, dass es keine zweiten Mannschaften oder Jugendmannschaften gibt und daher der Leistungssprung zu den Bundesligaspielern doch sehr groß ist und auf neue Spieler abschreckend wirken kann. Außerdem ist der Zeitaufwand doch relativ groß, insbesondere dann, wenn man nur für ein einzelnes Spiel quer durch die Republik fahren muss. Vielleicht wäre hier eine Idee die vielen, neugebauten Plätze der Vereine eher, evtl. auch parallel, an einem Spieltag zu nutzen. Ein solches Modell wäre ja in Essen, Gelsenkirchen und Dortmund denkbar.
Dies könnte z. B. auch die Finanzierungsengpässe durch einen evtl. Ausstieg der Stiftung aus dem Ligageschäft abfedern.
Insgesamt ist es aber schon so, dass durch die Städtespieltage natürlich der Blindenfußball mehr im Fokus steht und mehr Menschen darauf aufmerksam werden.
B.Net: 2009 erstmals hinter den Ball getreten gehörst Du neben Stuttgart auch zur Nationalmannschaft. Eine Entwicklung, die Du sicherlich regelmäßigem Training und natürlich Talent verdankst. Was sind Deine persönlichen Ziele im Jahre 2013 in der Saison mit Stuttgart und bei der Nationalmannschaft?
Lukas: Was zuvor auch schon angesprochen wurde: mit Stuttgart wieder eine tolle Saison spielen und nach Möglichkeit die Meisterschaft wieder nach Stuttgart holen. Auch will ich den Ball in der kommenden Saison deutlich öfters im gegnerischen Tor unterbringen als in der letzten.
Mit der Nationalmannschaft die Gruppenphase zu überstehen und dann um die Qualifikation zur Weltmeisterschaft zu kämpfen ist das weitere Ziel für mich.
B.-Net: Wo siehst du den MTV am Ende der Saison?
Lukas: Auf einem deutlich höheren Tabellenplatz wie ihn unsere Bundesligakollegen vom VfB Stuttgart derzeit einnehmen. Über die Tabellenregionen, in denen sich meine Kickers herumtummeln, denke ich erst lieber gar nicht nach.
B.Net: Vielen Dank, Lukas, für diese persönlichen Einschätzungen. Das Team von Blindenfussball.net wünscht dir und deiner Mannschaft viel Erfolg beim Erreichen der gesteckten Ziele!