Am vergangenen Wochenende (20./21. Juni) fand im tschechischen Bučovice bei Brünn die dritte Auflage des international hochkarätig besetzten Bučovice Blind Football Cup statt. Dabei erwies sich Tschechien erneut als gutes Pflaster für die deutschen Turnierstarter.
Aus Deutschland waren die Teams vom Chemnitzer FC und vom FC St. Pauli am Start. Wie im Vorjahr war auch der Worcester BFC aus England und Pirsos Thessaloniki aus Griechenland mit von der Partie. Erstmalig nach Bučovice reisten 5-a-side Anderlecht aus Belgien und die Iren des BFC Dublin. „Headliner“ war wie immer die wohl beste Vereinsmannschaft der Welt, der ICB Bahia aus Brasilien. Komplettiert wurde das Achterfeld aus sieben Nationen von den Gastgebern von Avoy MU Brno.
Die Organisatoren aus Brno scheuten keine Kosten und Mühen und stellten wieder einmal das aktuell wohl beste Turnier für Klubmannschaften im Blindenfußball auf die Beine.
In der Vorrundengruppe B bekam es der Chemnitzer FC zunächst mit dem griechischen Meister und Vorjahresfinalisten Pirsos Thessaloniki zu tun. Traditionell agierten die Griechen aus einer sehr kompakten Abwehr heraus. Die Sachsen konnten das Spiel machen, kamen gegen die robuste griechische Defensive mit ihrem hervorragenden Torwart aber nicht zum Erfolg. Und so markierte Pirsos in der 25. Minute (gespielt wurde 2 x 20 Minuten) den 1:0-Siegtreffer.
Gegen Worcester, das mit einem Nachwuchsteam (Altersschnitt 24) angetreten war, klappte es dann besser. David Lippmann schoss nach 13 Minuten das 1:0, das bis zum Ende Bestand hatte.
Auch der FC St. Pauli war mit einem jungen Team nach Tschechien gereist. Im Auftaktmatch gegen Worcester standen zeitweise vier Feldspieler auf dem Kunstrasen, die einen Altersschnitt von knapp über 15 Jahren hatten! Serdal Celebi konnte den Führungstreffer für die Hamburger markieren, bevor Jonathan Tönsing zum 2:0-Sieg vollendete.
Der zweite Gegner St. Paulis hieß Thessaloniki. Wie zuvor der CFC waren auch die Hamburger spielbestimmend, musste aber kurz vor der Pause das 0:1 hinnehmen. Doch zwei Minuten nach Wiederanpfiff schloss Serdal Celebi ein schönes Solo mit einem unhaltbaren Innenpfostenschuss ab. 1:1 lautete auch der Endstand, was für St. Pauli kurzzeitig die Tabellenführung bedeutete. Das 5:0 von Pirsos über Worcester ließ dann aber die Träume vom Gruppensieg schnell platzen.
Am Sonntagmorgen standen sich im letzten Gruppenspiel die ewigen Kontrahenten aus St. Pauli und Chemnitz gegenüber. Wie schon in der Liga vor einigen Wochen trennte man sich in einer guten Partie 0:0, was St. Pauli zum Halbfinaleinzug reichte.
In der Gruppe A waren die Brasilianer erwartungsgemäß nicht zu stoppen. Gegen Dublin und Brno gab es jeweils 5:0-Siege, gegen Anderlecht gar einen 10:0-Erfolg. Platz 2 in dieser Gruppe ging an die Gastgeber von Avoy Brno.
Die Belohnung für den FC St. Pauli hieß: Halbfinale gegen Bahia. Alle Spieler wurden eingesetzt und für alle war es erlebnis- und lehrreich gegen die Weltmeister Jefinho, Selmi und Co antreten zu dürfen. Am Ende stand ein 0:6 gegen die fast täglich trainierenden Profis aus Bahia, das Ergebnis aber war für die Kiezkicker eher Nebensache.
Für den Chemnitzer FC ging es im Spiel um Platz 5 gegen Anderlecht. Auch hier waren die Sachsen wieder klar feldüberlegen und kamen durch Tom Pasewalk nach 12 Minuten zum verdienten Führungstreffer. Den konnten die Belgier allerdings kurz später egalisieren. Durch zwei Treffer von Jörg Fetzer in den letzten zehn Spielminuten sicherte sich der CFC schließlich noch den verdienten 3:1-Erfolg und damit Platz 5.
Im vorgezogenen Finale, die Griechen mussten zum Flugplatz, setzte sich Bahia deutlich gegen Thessaloniki durch. 13 Minuten lang konnte der griechische Torwart Georgios Ampatzis einen Schuss nach dem anderen parieren, bevor er sich Jefinho geschlagen geben musste. Bei seiner nächsten Glanzparade verletzte Ampatzis sich leider an der Schulter und musste ausgewechselt werden. Gegen den Ersatzmann traf Jefinho im Anschluss noch zwei Mal und machte mit seinem Team den dritten Turniersieg bei der dritten Auflage des Cups perfekt. Gonçalves Jeferson, genannt Jefinho, holte sich auch den Titel des besten Torjägers. In fünf Partien erzielte er 16 Treffer.
Das letzte Spiel des Turniers durften dann die Gastgeber von Avoy Brno und der FC St. Pauli um Platz 3 bestreiten. „Ihr spielt ja fast brasilianisch“, kommentierte Brnos Hintertor-Ruferin und Mitorganisatorin des Cups, Jitka Graclíková, das Spiel der Hamburger. Und in der Tat konnten die Braun-Weißen schon einige Erfahrungen aus dem Bahia-Spiel in diese Partie einbringen. Ball und Gegner wurden laufen gelassen und Serdal Celebi sorgte mit zwei Treffern für eine beruhigende Pausenführung. Nach einem Solo aus der eigenen Hälfte konnte Kapitän Rasmus Narjes Mitte der zweiten Halbzeit auf 3:0 erhöhen, ehe den Gastgebern kurz vor dem Ende der vom Heimpublikum umjubelte Ehrentreffer zum 1:3 gelang. Neben dem Pokal für den dritten Platz durfte Rasmus Narjes auch noch eine persönliche Ehrung mitnehmen. Der 15-jährige St. Pauli-Akteur wurde als bester Abwehrspieler des Turniers ausgezeichnet.
Damit setzte der FC St. Pauli die gute Turnierbilanz deutscher Teams fort, nachdem der MTV Stuttgart 2013 auf Platz 2 und 2014 auf dem dritten Rang landete.
Der Bučovice Blind Football Cup 2015 war wieder einmal eine organisatorische Meisterleistung von Avoy MU Brno und ein unvergessliches Erlebnis für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Es bleibt zu hoffen, dass die dort betriebenen Anstrengungen auch im nächsten Jahr und darüber hinaus betrieben werden. Der Dank der Sportlerinnen und Sportler ist den Veranstaltern schon jetzt sicher!
(Bericht von Sven Gronau)
Fotos: Stefan Groenveld. Viele weitere Bilder gibt es im Blog des Turnierfotografen.