Mit der neu gegründeten Blindenfußball-Trainingsgruppe in Bremen gibt es wieder einen neuen Standort in Deutschland, an dem das rasselnde Leder rollt. Mit Werder Bremen hat diese neue Gruppe einen Bundesligisten als prominenten Verein als Unterstützer gefunden. Blindenfussball.net führte ein Interview mit Michael Arends von Werder Bremen, der diese Gruppe initiiert hat und das Training leitet. Er gibt darin Auskunft, wie die Gruppe zu Stande kam, was für Spieler mittrainieren und wie die weitere Entwicklung des Blindenfußballs an der Weser aussehen soll.
Heute erscheint Teil 2 dieses ausführlichen Interviews. Teil 1 ist auf dieser Seite am 29.08.2012 erschienen.
Blifu.net:
Viele Blindenfußball-Trainingsstandorte in Deutschland haben aktuell Schwierigkeiten damit, neue Spieler zu finden. Wie versuchen Sie, neue Spieler zu gewinnen?
Arends:
Die Kooperation mit der Georg-Droste Schule spielt eine ganz besondere Rolle. Ohne das Engagement der Schulleitung sowie der Lehrkräfte, die beim Training unterstützen, wäre es um einiges schwieriger, an die Kids heranzukommen. Der Schule ist es ein Anliegen, die Kids so früh wie möglich an den Sport zu gewöhnen und der Bewegungsarmut der Kids entgegenzuwirken. Unser Anliegen ist es, die Kids für den Sport zu begeistern und sie an den Blindenfußball heranzuführen.
Ob die Kids am Ball bleiben, kann ich nur hoffen, sodass sie möglicherweise im Jugendalter an Wettkämpfen der Blindenfußballer teilnehmen. Das wäre ein super Erfolg für uns.
Blifu.net:
Wo und wie häufig wird trainiert? Steht ein spezielles Blindenfußballfeld zur Verfügung?
Arends:
Wir trainieren einmal die Woche auf einem DFB-Minifeld, das nicht ganz den Maßen der Blindenfußballfelder entspricht. Zumindest ist das Feld komplett umrandet, sodass der Ball immer im Spiel bleibt. Im Winter haben wir die Möglichkeit, in die Halle zu gehen. Allerdings gibt es in der Halle keine speziellen Bandensysteme, die für den Blindenfußball üblich sind.
Blifu.net:
Skizzieren Sie bitte einen typischen Verlauf einer Trainingseinheit. Woher kennen Sie die blindenfußball-spezifischen Übungen?
Arends:
Unser Training dauert 1 ½ Std. Zu Beginn machen wir ein paar Laufübungen, denn einige Kids haben schon Schwierigkeiten, in der einfachen Fortbewegung. Dabei bilden Laufübungen aus dem Lauf-ABC einen Schwerpunkt. Im Anschluss bauen wir Übungen unter der Blindenbrille ein, um die Kids an diese Situation zu gewöhnen. Bälle in der Hand transportieren und dem Partner übergeben.
Aus den ersten Einheiten haben wir die Erfahrung gesammelt, dass die Konzentration nicht lange anhält und wir den Kids Übungen ohne Brille einbauen müssen. Gerade die ganz jungen Teilnehmer wollen nur kicken und wenn möglich ohne Brille. Um die Kids mit schwerer Beeinträchtigung zu integrieren, stellen wir Regeln auf, in dem sie unbedingt einmal angespielt werden müssen.
Den Großteil der Übungen ziehen wir aus Infobroschüren der bekannten Blindenfußballseiten bspw. von Ulrich Pfisterer.
Blifu.net:
Besteht ein Austausch zu anderen deutschen Blindenfußball-Teams und falls ja – wie sieht dieser aus?
Arends:
Kontakt besteht zum FC St. Pauli sowie zum Niedersächsischen Behinderten-Sportverband in Person von Otfried Morin. Per Telefon tauscht man sich aus und holt sich neue Informationen ein. Des Weiteren spricht man sich über mögliche Treffen ab und überlegt, wie man den Blindenfußball weiter entwickeln kann.
Blifu.net:
Welche Unterstützung erhalten Sie von Werder Bremen?
Arends:
Den Sportlern werden die Bälle sowie Trainingsmaterialien zur Verfügung gestellt. Zusätzlich werden die Kids zum Training gefahren. Die Trainingsgruppe ist aus dem sozialen Engagement des Vereins entstanden und genießt daher eine große Unterstützung, wie viele andere Projekte des CSR-Management auch. Wichtig ist es, die Kids auch in die üblichen Veranstaltungen zu integrieren wie dem Kids-Club Sommerfest und Ferienfreizeiten.
Blifu.net:
Was sind die Ziele der Bremer Blindenfußballer? Werden wir die blinden Kicker von der Weser demnächst vielleicht sogar bei Turnieren oder der deutschen Blindenfußball-Bundesliga sehen?
Arends:
Das Ziel ist es, die Gruppe zusammen wachsen zu lassen. Die Kids sollen lernen, in einer Fußballmannschaft groß zu werden, einem Verein anzugehören und regelmäßig Sport zu treiben. Sie sollen nach ihren Möglichkeiten die Chance haben Fußball spielen zu können. Ich denke das ist eines der vorrangigen Ziele. Außerdem ist es eine große Herausforderung, die Kids für Wettkämpfe fit zu machen. Ich denke das gelingt uns nur im Austausch mit den Sportlern aus Niedersachsen und Hamburg.
Auf Turniere freuen sich unsere Fußballer und Fußballerinnen schon sehr. Leider ist es bislang nicht dazu gekommen. Kleine Trainingseinheiten mit nichtbehinderten Kids haben wir schon durchgeführt, aber der Austausch mit anderen Kids mit visueller Einschränkung wäre eine interessante Erfahrung für alle.
Blifu.net:
Was sollten die Interessierten am Blindenfußball darüber hinaus über die Bremer Trainingsgruppe wissen? Was möchten Sie uns noch mitteilen?
Arends:
Wir freuen uns darüber, dass wir etwas Neues in Bremen anstoßen konnten und hoffen, dass die Fußballer/innen am Ball bleiben. Ich würde mich freuen, wenn sich neue Kontakte mit der Blindenfußballcommunity ergeben und sich dieser tolle Sport weiter verbreitet. Sollten sich Interessenten finden, die Lust haben bei uns mitzuspielen oder uns zu unterstützen, können sie sich gerne an uns wenden. Bislang haben wir keine erwachsenen Sportler bei uns. Es wäre aber sehr schön, wenn wir noch mehr Leute erreichen und neue Gesichter bei uns begrüßen dürfen.
Blifu.net: Wir bedanken uns für das Interview und wünschen weiterhin viel Erfolg und Spaß beim Aufbau des Blindenfußballs in der Hansestadt.
Kontaktdaten:
Sport-Verein „Werder“ von 1899 e.V.
Michael Arends
CSR-Management
Lebenslang aktiv
Telefon: +49 (421) 43 45 9 4430
Telefax: +49 (421) 43 45 9 4090
E-Mail: michael.arends@werder.de