Iran und Türkei ohne Chancen, Großbritannien unter Zugzwang und Frankreich könnte Nutznießer sein

Zum zweiten Mal stand beim Schlusspfiff ein 0:4 auf der Anzeigetafel. Getreu nach dem Motto „Die Null muss stehen“, war neben dieser Ziffer „Türkei“ zu lesen. Im zweiten Vorrundenspiel war es Weltmeister Brasilien, der den Türken vier Tore einschenkte. Ähnlich wie gegen China geriet die Türkei früh in Rückstand. In der 4. Minute war es Jefferson „Jefinho“ Goncalves, der Brasilien in Front schoss. Zehn Minuten später erhöhte Ricardo „Ricardinho“ Alves auf 2:0 und weitere zehn Minuten darauf setzte Severino Silva per Achtmeterstrafstoß, für den er extra eingewechselt worden war, den Halbzeitstand auf 3:0.

Schon während der ersten Hälfte verhinderte der türkische Torhüter Ismael Koc weitere Gegentore. Er hielt zwei Achtmeter, ein Dutzend Torschüsse und sorgte mit seiner Leistung dafür, dass das brasilianische Sturmtrio Ricardinho, Jefinho und Nonato das Ergebnis nicht ins Unermessliche schraubten. Dennoch musste Koc in der 38. Minute nach einem Schuss von Ricardinho noch einmal hinter sich greifen.

Aber die kämpferische Leistung der Türkei sorgte am Ende dafür, dass es nun am Dienstag zu einem Entscheidungsspiel zwischen Brasilien und China kommen wird. Beide gewannen 4:0 gegen die Türken und spielten 0:0 gegen Frankreich, sodass sie punkt- und torgleich die Gruppe B anführen. Die Dramatik dieser Partie (Anpfiff am Dienstag um 10.00 Uhr deutscher Zeit) erhöht sich dadurch, dass der Verlierer bei einem gleichzeitigen Sieg Frankreichs gegen Türkei nicht ins fest eingeplante Halbfinale einziehen wird. Was im möglichen Falle eines 0:0-Unentschiedens zwischen Brasilien und China und eines gleichzeitigen 4:0-Erfolgs Frankreichs geschehen wird, mögen sich zum jetzigen Zeitpunkt wahrscheinlich nicht einmal die Verantwortlichen in London vorstellen. Für ausreichend Spannung ist am Dienstagvormittag aufgrund dieser Konstellationen auf alle Fälle gesorgt.

Im zweiten Spiel der Gruppe B trennten sich Europameister Frankreich und Asienmeister China mit einem torlosen Remis. China hielt dadurch mit Brasilien Schritt und steht gemeinsam mit den Südamerikanern an der Gruppenspitze. Nach dem direkten Duell am Dienstag wäre man allerdings nur mit einem Sieg auf der sicheren Seite und im Halbfinale.
Sollte es einen Sieger geben, werden die Franzosen es vor ihrem letzten Gruppenspiel gegen die Türkei wissen und während des Spiels im Hinterkopf haben, welchem der zwei Favoriten sie bei einem eigenen Sieg die Medaillenträume zerstören können.

Nach dem 1:1-Unentschieden gegen Gastgeber Großbritannien fuhr Spanien im zweiten Gruppenspiel gegen den Iran einen 2:1-Sieg ein. Die 1.996 Zuschauer in der Riverbank Arena sahen zur Lunch Time ein ausgeglichenes Spiel, in dem der Vize-Asienmeister sogar leichte Feld- und Chancenvorteile erarbeiten konnte. Die sechs Torschüsse des Irans fanden jedoch nicht ihren Weg ins Spanische Gehäuse, wohingegen zwei der fünf spanischen Torschüsse einschlugen. Für die zwei Treffer war wie im Auftaktmatch Antonio Martin in der 13. Und 22. Minute zuständig. Das iranische Team um Coach Javad Felfeli hätte punkten müssen, um die Chance aufs Halbfinale aufrecht zu erhalten. Doch mit dieser erneuten 0:2-Niederlage ist nun nur noch der fünfte Platz möglich, wofür es bekanntlich keine Medaille gibt. Am Dienstag dürfte es der Iran im letzten Gruppenspiel gegen Großbritannien, das unbedingt siegen muss, um seine Medaillenerwartungen noch erfüllen zu können, ebenfalls äußerst schwierig haben.
Für Spanien heißt es in der Partie gegen Argentinien nicht zu verlieren. Denn ein Punkt bringt den Iberern das Halbfinale, ein Sieg zudem den Gruppensieg in der Gruppe A.

Im letzten Spiel dieses zweiten Vorrundenspieltags sahen die Trainer von Argentinien und Großbritannien, Martin Demonte und Tony Larkin, eine recht ereignislose Partie. Demonte registrierte ganze drei Torschüsse seines Teams, Larkin lediglich einen einzigen. Mit 57 Prozent Ballbesitz hatten die Argentinier das Spielgeschehen zwar deutlich in der Hand, aber auch vom Achtmeterpunkt gelang ihnen kein Treffer. Es schien auch nicht das große Aufeinandertreffen der zwei Oldies, Silvio Velo und David Clarke (beide 41 Jahre alt), gewesen zu sein; mit Toren half zumindest keiner von beiden seinem Team weiter. Bei einem Sieg mit zwei Toren Unterschied gegen den Iran am Dienstag wäre Großbritannien auch bei einem torlosen Resultat im Spiel zwischen Spanien und Argentinien vor den Südamerikanern und zöge gemeinsam mit Spanien ins Halbfinale ein. Ein Sieg muss unbedingt her, sonst sind die Medaillenträume für die Briten vorzeitig ausgeträumt.

Genau wie in Gruppe B kann es auch in Gruppe A zu einem notwendigen Entscheidungsverfahren kommen. Sollte Großbritannien sein Spiel mit 2:0 gewinnen und Argentinien 1:1 gegen Spanien spielen, wären Großbritannien und Argentinien punkt- und torgleich und hätten zudem im direkten Vergleich 0:0 gespielt. Was dann geschehen würde? Vermutlich eine Entscheidung im Sechsmeterschießen. Für die Zuschauer vor Ort und alle Fans zuhause bleibt jedoch zu hoffen, dass die Teams alles daran setzen werden, den Halbfinaleinzug aus eigener Kraft und ohne unnötiges Zittern klarzumachen.

3 Antworten auf „Iran und Türkei ohne Chancen, Großbritannien unter Zugzwang und Frankreich könnte Nutznießer sein“

  1. Die Spiele werden meines Wissens nach nur zeitversetzt online gebracht, vielleicht werden aber entscheidende Spiele auch live gebracht. Hier lohnt also ein Klick zum Anpfiff auf paralympic.org

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