Paukenschlag in der Bundeshauptstadt: Am Donnerstag gab der FC Viktoria 1889 Berlin bekannt, dass er beim Amtsgericht Charlottenburg einen Insolvenzantrag einreichen musste. Die finanzielle Umstrukturierung könnte auch erhebliche Nachteile für die Blindenfußballsparte der Berliner mit sich bringen.
Frischer Wind wehte, als Viktoria Berlin bei den Blindenfußball-Bundesligaspieltagen in der vergangenen Saison auf dem Platz stand. Der Kader, der oftmals in himmelblau gekleideten Bundeshauptstädter, war radikal verjüngt. Mit viel Leidenschaft, Engagement waren die ehrgeizigen Kicker bei den Wochenenden in Hamburg, Dortmund und Düsseldorf dabei – ob die Berliner auch in Zukunft in der Bundesliga vertreten sein werden? Ungewiss. Der Verein musste am Donnerstag beim Amtsgericht Charlottenburg einen Insolvenzantrag stellen. „Aufgrund ausbleibender Zahlungen des chinesischen Investors, der Advantage Sports Union Ltd. (ASU),Hongkong, ist der Verein nicht mehr in der Lage, die auflaufenden Verbindlichkeiten zu decken. Zum Schutz des Vereins war es die unvermeidliche Pflicht des Vorstands, diesen Insolvenzantrag einzureichen“, heißt es in der Pressemitteilung des Clubs.
Große Träume, tiefer Fall
Laut einem Bericht der „BILD“-Zeitung sollte das asiatische Unternehmen in den kommenden zehn Jahren 90 Millionen Euro in den Verein spülen. Hoch hinaus und endlich wieder Profi-Fußball in der deutschen Hauptstadt. Den vielversprechenden Plänen und Träumenfolgte nun der tiefe Fall. „Wir bedauern sehr, dass die ASU seine Verpflichtungen ohne Nennung von triftigen Gründen nicht einhält, vereinbarte Zahlungen nicht geleistet hat und auch zukünftige Zahlungen ablehnt. Dies alles kam für uns umso überraschender, da sowohl alle notwendigen Schritte und Maßnahmen zur Ausgliederung in eine Kapitalgesellschaft abgeschlossen waren und sich auch der sportliche Erfolg eingestellt hat.“
„Unsere Teilnahme an der Bundesliga-Saison 2019 ist in Gefahr.“
Bei den Verantwortlichen der Blindenfußball-Sparte macht sich Enttäuschung und Ungewissheit breit. „Unsere Teilnahme an der Bundesliga-Saison 2019 ist in Gefahr. Das war sie in den letzten zwei, drei Jahren auch schon. Unser Budget ist immer spitz auf Knopf genäht. Nächstes Jahr wird es noch schwerer, das Geld zusammenzubekommen. Dass die Teilnahme noch nicht sicher ist, hat aber an vielen Faktoren. Ein anderer ist unser Kader. Wir haben viele Schüler. Da müssen wir klären, zu welchen Spieltagen sie sicher können. Nicht nur Ferienzeiten müssen abgeklärt werden, auch Prüfungstermine. Aber es ist unser Ziel. Wir werden alles daran setzen, um das möglich zu machen“, erklärteTrainer Oliver Heise, der Gespräche mit Verein und dem Team ankündigte. „Danach müssen Entscheidungen getroffen werden.“
Immerhin: Laut Clubmitteilung wird „die Fortführung des Vereins, welcher nach Bestellung des vorläufigen Insolvenzverwalters auch wieder handlungsfähig ist“ garantiert. „Der Spielbetrieb der rund 70 Mannschaften des Breitensports wird wie bisher weitergeführt. Dies ist mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter und seinem Team abgestimmt. Wir bauen auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit“, heißt es weiter.
Versprechen, die viel Hoffnung mit sich bringen. Für Spieler, Fans und alle Angehörigen. Aber: Die hundertprozentige Gewissheit gibt es nie. Ein Neustart bei einem anderen, möglicherweise auch größeren Verein, wie beispielsweise Hertha BSC oder Union Berlin, könnte de Spielbetrieb der jungen Blindenfußballer in der nationalen Liga sichern. „Ich kann da nur für mich sprechen. Wenn ein anderer Verein Interesse hat, mit uns zusammenzuarbeiten, würden wir uns das auf jeden Fall anhören müssen, denke ich. Aktuell ist eine einzige Trainingszeit alles, was wir vom Verein bekommen. Material, Budget für die Liga, Öffentlichkeitsarbeit – alles müssen wir eigenständig realisieren“, kommentierte Heise, der schon jetzt einen sportlich herben Verlust für die kommende Spielzeit hinnehmen muss. Edis Veljkovic gab vorerst sein Karriereende bekannt. „Er ist ganz ausgestiegen“, sagte der Berliner Trainer. Schwierige Zeiten also für „Viktoria“.
Edis Veljkovic hört auf
Aber die vergangene Spielzeit hat gezeigt, dass viel Potential in der blutjungen Mannschaft steckt – es müssen nur eine ordentliche finanzielle und materielle Basis vorliegen, um den jungen Akteuren nicht nur eine dauerhafte Teilnahme an der Bundesliga zu gewähren, sondern vielleicht auch das ein oder andere internationale Turnier. Und wer weiß, vielleicht durchbricht nach dem FC St. Pauli ein Verein aus der Hauptstadt die Phalanx der SF BG/Blista Marburg und des MTV Stuttgart.