Avoy MU Brno erstmals Turniersieger

Am letzten April-Wochenende fand auf dem Kleinspielfeld des Sächsischen Förderzentrums in Chemnitz zum vierten Mal ein von dem Energieversorgungsunternehmen „eins“ (Energie in Sachsen) unterstütztes Blindenfußball-Turnier statt. An diesem nahmen neben dem Chemnitzer FC wieder die Mannschaften des FC St. Pauli, vom BFW/VSV Würzburg und von Avoy MU Brno aus Brünn in Südtschechien teil.

Aufgrund des zunächst für 10. Mai angekündigten Starts der Blindenfußball-Bundesliga wurde der Turniertermin auf das letzte Wochenende im April gelegt. Nach der Verschiebung des Ligastarts konnte der Turnierplan dann jedoch nicht mehr geändert werden, so dass Wegen der parallel in Dortmund stattfindenden Länderspiele zwischen Deutschland und Rumänien die Gäste aus Hamburg und aus Würzburg auf ihre torgefährlichsten Spieler Serdal Celebi bzw. Sebastian Schäfer verzichten mussten.

Die Würzburger Mannschaft setzte auf altbekannte Spieler und brachte erstmals Christina Dreßel als Torguide zum Einsatz. Demgegenüber nutzten die anderen drei Mannschaften das Turnier, um neue Spieler Erfahrungen sammeln zu lassen. Für St. Pauli war erstmals PhillipVersen mit von der Partie, bei Brünn stürmte Ondrej Gottlieb als Neuling und beim CFC feierte Stefan Wunderlich seine Premiere als Torhüter.

Die sechs Spiele dauerten 2 x 15 Minuten und wurden von Schiedsrichter Günther Mankell geleitet. Über den Tag verteilt sahen ca. 250 Zuschauer bei meist sonnigem Wetter einige sehr anspruchsvolle Partien und ein hochspannendes Abschlussmatch. Alle Spiele wurden von Martin Popp („Poppey“) über Funkkopfhörer kommentiert; vier der sechs Partien waren zudem übers Internet zu hören:

Im ersten Spiel standen sich die Gastgeber des Chemnitzer FC und die Spieler vom BFW/VSV Würzburg gegenüber. Diese Partie stellte das Abschiedsspiel von Torhüter Patrick Zobel dar, der den Sachsen künftig nur noch in Notsituationen aushelfen kann. Das Team von Trainer Michael Falb war über weite Strecken spielbestimmend und ging bereits in der Mitte der ersten Hälfte durch einen harten Linksschuss von Jörg Fetzer in Führung. Wenige Augenblicke zuvor hatte VSV-Schlussmann Bernd Bergmann zwar noch einen Schuss Fetzers abwehren können, gegen dessen schnellen Nachschuss war er aber machtlos. Fetzers Sturmkollege David Lippmann erhöhte in einer unübersichtlichen Situation nach dem Seitenwechsel aus kurzer Entfernung auf 2:0. Aufgrund einer Sonderregel wegen der verkürzten Spielzeit kam es bereits nach dem dritten Foul der Franken in der zweiten Hälfte zu einem Achtmeter durch Fetzer, den der Würzburger Torhüter Bergmann noch abwehren konnte. Gegen den harten Rechtsschuss des schnell reagierenden Strafstoßschützen an den Innenpfosten hatte er dann aber keine Chance.

Auch wenn sich den Mannen um Kapitän Marcel Heim das Bemühen, den Ehrentreffer zu erzielen, durchweg nicht absprechen lässt, so fehlte es der Offensive der Mainfranken in diesem Match jedoch an Durchschlagskraft und Präzision.

Danach trennten sich Avoy MU Brno und der FC St. Pauli 1:1. Die Hanseaten gingen durch Michael Löffler in Führung; Jan Mrazek gelang in der zweiten Hälfte der Ausgleich.

Nach der Essenspause trafen die Tschechen und die Würzburger aufeinander. Brno entschied das Spiel dank eines Blitztores durch Jan Mrazek, der bereits nach zehn Sekunden mit einem knallharten Schuss Bergmann keine Chance ließ, äußerst knapp mit 1:0 für sich. Die Tschechen hatten anschließend die besseren Chancen, konnten jedoch keinen weiteren Treffer erzielen. Ärgerlich war diese Niederlage für die Schützlinge von Trainer Ansgar Lipecki trotzdem, da sich seine Akteure beim Gegentor durch das kurzzeitige Rauschen der Lautsprecheranlage hatten verwirren lassen, was der tschechische Angreifer eiskalt auszunutzen vermochte. Schiedsrichter Mankell behielt in dieser Situation den Durchblick und gab nach kurzer Überlegung diesen Treffer, da der Ball bereits vor ertönen des vermeintlich irritierenden Geräusches den Fuß des Torschützen verlassen hatte, womit die Würzburger auch äußerst Fair umgingen und so klaglos die letztlich erfolglose Aufholjagd einleiteten.

Im vierten Spiel des Tages ging es zwischen den Himmelblauen und den Braun-Weißen ordentlich zur Sache. Die Chemnitzer waren zwar etwas überlegen, standen sich aber gelegentlich buchstäblich selbst im Wege. Die besten Chancen hatten die Sachsen erst nach dem Seitenwechsel, als sich Fetzer gegen die stets sehr massive Hamburger Abwehr durchdribbeln konnte, aber mit einem Linksschuss aus drei bis vier Metern Entfernung an Torhüter Maximilian Ziegert scheiterte, der den Ball mit dem Fuß an den Pfosten lenkte. Auch Lippmann war das Glück nicht hold, als sein Achtmeter in der letzten Spielminute das Tor nur ganz knapp verfehlte. Bei den Sachsen kam erstmals Torhüter Stefan Wunderlich, der erst seit wenigen Wochen zum Team gehört, zum Einsatz. Auch wenn ihm zwar noch etwas Nervosität anzumerken war, so machte er seine Sache doch recht gut.

Nach einer weiteren Pause kam es vor allem für den Hamburger Jonathan Tönsing zu einer denkwürdigen Partie. Der erst 14-jährige Nachwuchsspieler erzielte beide Treffer zum hart umkämpften 2:0-Erfolg der Hanseaten über das Würzburger Team. Kurios war dabei sein erstes Tor, bei dem der gegnerische Torhüter in Erwartung eines ins Aus rollenden Balles bereits sein Tor verlassen hatte, aber nicht mit der Sprintstärke des Hamburgers rechnete, der den Ball kurz vor der Auslinie noch stoppte und ins leere Tor der Unterfranken schieben konnte. Insbesondere im zweiten Abschnitt setzten die Würzburger dann alles auf eine Karte, agierten ab sofort gar mit drei Angreifern und nur einem Verteidiger, doch auch für diesen Mut konnten sich die Franken letztlich nicht belohnen, so dass diese Schlussoffensive ebenfalls wiederum ungekrönt blieb.

Jan Mrazek im Dreikampf mit David Lippmann und Daniel Hoche
Jan Mrazek im Dreikampf mit David Lippmann und Daniel Hoche

Dank dieses Erfolges war dem Team aus dem Norden der zweite Platz aufgrund der nunmehr besseren Tordifferenz bereits sicher, während es beim abschließenden Spiel zwischen Brno und Chemnitz noch um den Turniererfolg ging. Erneut waren die Sachsen die spielbestimmende Mannschaft, gelangten jedoch gegen die dichte Abwehr der Tschechen nur zu wenigen richtig gefährlichen Aktionen. Jene agierten deutlich effizienter und waren mit einem von zwei Schüssen aufs gegnerische Tor während des gesamten Spiels erfolgreich. Kurz vor der Halbzeitpause versenkte Jan Mrazek einen Ball im kurzen Eck des neuen Chemnitzer Torwarts. In der zweiten Halbzeit drängten die Gastgeber noch stärker auf den Ausgleich, der ihnen den Turniersieg beschert hätte. Dieser war den Kickern des CFC jedoch nicht vergönnt, auch wenn diese sehr gut zusammenspielten. Tomáš Bukovský, der Torhüter von Brno, wartete dabei mehrfach mit sensationellen Leistungen auf. Allein in den letzten fünf Spielminuten lenkte er zwei Flachschüsse von Fetzer gerade noch um den Pfosten und parierte einen Schuss von Lippmann. Als auch Bukovský nicht mehr eingreifen konnte, stand der Pfosten bei einem harten Schuss von Lippmann dem Chemnitzer Turniererfolg im Wege. Aufgrund seiner Paraden, die seiner Mannschaft den Sieg gegen den CFC sicherten und damit den ersten Turniergewinn überhaupt brachten, wurde Bukovský von den anwesenden Teams zum Spieler des Turniers gewählt.

Trotz dieses letztlich unglücklichen Abschneidens der Chemnitzer waren die Zuschauer von dieser Partie begeistert und waren sich darin einig, dass diese sehr gute Werbung für den Blindenfußball gewesen sei!

Des Weiteren bleibt als Fazit einmal mehr festzuhalten, wie wichtig gerade bei einem Blindenfußball-Turnier mit verkürzter Spielzeit ein guter Torwart und die Chancenverwertung sowie eine präzise Kommunikation sind.

Bei der Siegerehrung wurden die Gastmannschaften bereits wieder zu einem Folgeturnier, das im Herbst stattfinden soll, nach Chemnitz eingeladen. Die Mannschaft des Heimteams bedankte sich dann mit einem eigens angefertigten Schal bei Dr. Eberhardt Langer, dem Vorsitzenden des CFC-Fördervereins, für sein außerordentliches Engagement für den Blindenfußball und seine Unterstützung bei der Vorbereitung des Turniers.

Bereits beim Start der Blindenfußball-Bundesliga am 17. Mai auf dem Gutenbergplatz in Mainz werden sich zwei der Turnierteilnehmer wieder auf dem Spielfeld begegnen. Der Chemnitzer FC und der FC St. Pauli werden gegeneinander antreten und zeigen, ob sie die richtigen Lehren aus dem Vorbereitungsturnier gezogen haben. Dabei wird sich Trainer Falb auch für eine der drei Abwehrformationen entscheiden müssen, die er beim Turnier einsetzte. Die Würzburger hingegen treffen an diesem Tag auf den amtierenden Vizemeister aus Marburg sowie auf das Team aus Gelsenkirchen und werden hoffen, dass die sportlich eher weniger erfolgreiche Generalprobe in Chemnitz ein gutes Omen für den schweren Ligaauftakt darstellt.

Im Rahmen eines gemeinschaftlichen Grillabends ging dieser für alle Seiten durchweg zufriedenstellende Turniertag entspannt zu Ende. Am Sonntagmorgen konnten die Spieler bei einem gemeinsamen Training neue Impulse bekommen und in einem mit gemischten Mannschaften besetzten Mini-Turnier neue sowie interessante Eindrücke gewinnen. Die Gäste äußerten sich auch über diesen Ausklang des Turniers sehr positiv.

Weitere Bilder vom Turnier gibt es übrigens hier auf der Facebookseite von Avoy MU Brno.

Die Turnierspiele

Chemnitzer FCBFW/VSV Würzburg3:0
Avoy MU BrnoFC St. Pauli1:1
Avoy MU BrnoBFW/ VSV Würzburg1:0
Chemnitzer FCFC St. Pauli0:0
FC St. PauliBFW/ VSV Würzburg2:0
Chemnitzer FCAvoy MU Brno0:1

 

Tabelle

TorePunkte
1. Avoy MU Brno3:17
2. FC St. Pauli3:15
3. Chemnitzer FC3:14
4. BFW/VSV Würzburg0:60

 

Die Kader der teilnehmenden Mannschaften: 

Brno: Tomáš Bukovský (Tor), Jiří Fenz, Ondrej Gottlieb, Jan Hegr, Ales Moravec, Jan Mrazek, Martina Mrazkova, Pavel Ondra, Vojtech Polasek, Milan Duda (Trainer), Jitka Graclíková (Guide)

Chemnitz: Stefan Wunderlich und Patrick Zobel (Tor), Jörg Fetzer, Andreas Hausmann, Steven Herzig, Daniel Hoche, David Lippmann, Robert Matthies, Michael Falb (Trainer), Gunnar Kaufmann (Guide),

St. Pauli: Maximilian Ziegert (Tor), Katja Löffler, Michael Löffler, Christian Marx, Rasmus Narjes, Paul Ruge, Jonathan Tönsing, Phillip Versen, Wolf Schmidt (Trainer), Rolf Hardt und Miriam Stehen (Guides)

Würzburg: Bernd Bergmann (Tor), Manuel Beck, Marcel Heim, Sebastian Hofmann, Sven Lotter, Ramon Pryssok, Ansgar Lipecki (Trainer und Christina Dreßel (Guide)