B.net fragt nach: Der Mann hinter den Kulissen

Dominik Beringer als Portraitaufnahme
Dominik Beringer im Portrait

Wenn in den Innenstädten der Republik das mobile Kunstrasenspielfeld und die Tribüne der Deutschen Blindenfußball-Bundesliga aufgebaut werden und neugierige Passanten auf ihrer Shoppingtour erstmals mit Blindenfußball in Kontakt kommen, dann ist ein Mann vor Ort, der all dies mitorganisiert hat und die notwendigen Anstrengungen im Vorfeld koordiniert.
Blindenfussball.net hat heute einen Mann im Interview, der sich ansonsten vermehrt hinter den Kulissen der Liga bewegt. Dominik Beringer von der DFB-Stiftung Sepp Herberger beschreibt seine Aufgaben im Ligaalltag, die Herausforderungen und seine Faszination am Blindenfußball.

B.net: Herr Beringer, Sie sind seit der Saison 2011 für die Stiftung aktiv. Worin liegen neben der Organisation der Städteserie Ihre Aufgaben?

DB: Neben der Planung, Koordination und Organisation der Stadtspieltage liegen meine Hauptaufgabenfelder unter anderem darin, den Vereine bei der Organisation der Vereinsspieltagen in der jeweiligen Spielsaison unterstützend zur Seite zu stehen. Zudem arbeite ich verstärkt daran, dass die Blindenfußball Bundesliga durch mehr Medienpräsenz in der Gesellschaft mehr Akzeptanz, Interesse und Begeisterung weckt. Ich denke, dass sich diese mediale Arbeit speziell in der Spielzeit 2013 bezahlt gemacht hat, da wir bis jetzt tolle Spieltage mit vielen Zuschauern und begeisterten Besuchern erlebt haben. Dies möchte ich auch in der nächsten Spielzeit verstärkt unterstützen, da es die Blindenfußball Bundesliga, mit all ihren tollen Spielern und dem tollen Umfeld verdient hat, medial mehr wahrgenommen zu werden!

B.net: Welche unterschiedlichen Hürden mussten Sie in dieser Saison bereits mit den Verantwortlichen der Städte bewältigen und ähneln sich die Hindernisse?

DB: Bis jetzt hat eigentlich alles sehr reibungslos und harmonisch funktioniert. Auch hier spielt natürlich die mediale Wirksamkeit dieser Liga eine große Rolle. Viele Menschen, die mir in den Ausrichterstädten helfen, die Spieltage zu organisieren, haben inzwischen schon einmal etwas von der Blindenfußball Bundesliga gehört, oder sogar einen Filmbeitrag gesehen. Dies weckt natürlich das Interesse die Liga in die eigene Stadt zu holen. Ich denke, dass wir speziell beim ersten Stadtspieltag dieser Saison in Hamburg einen unvergesslichen Tag erleben konnten, da hier teilweise Zuschauer in Zweier-, und Dreierreihen hintereinander standen und den Spieltag verfolgt haben. Auch für mich war dieser Spieltag bis jetzt der schönste und außenwirksamste der ganzen Spielrunde. Ich denke aber, dass Stuttgart am 14.09.2013 dem in keiner Weise nachstehen wird.

B.net: Wer steht Ihnen bei der Koordination, dem Aufbau und an den Spieltagen selbst unterstützend zur Seite?

DB: Ich habe während der Spieltage wirklich sehr viele Helfer an meiner Seite, ohne die es sicherlich nicht zu bewältigen wäre, einen Spieltag durchzuführen. Angefangen bei den Kollegen der Agentur, die für uns das Spielfeld aufbaut, über die ehrenamtlichen Helfer der stadtansässigen Fußballvereine, Helfer der Ausrichterstadt und letztlich natürlich die vielen Helfer, die während des Spieltags im Hintergrund arbeiten, wie Techniker, Kommentatoren und Spielbeschreiber.

B.net: Zuschauer, die zufällig am Blindenfußballspielfeld vorbeikommen, bleiben oftmals für längere Zeit interessiert stehen. Dennoch kam von Ortsansässigen vermehrt die Kritik, dass nicht auf die Veranstaltung hingewiesen wurde. Woran liegt es, dass einfache Plakatwerbung rundum den Veranstaltungsort nicht eingesetzt wird oder Medien zu Werbezwecken gezielter angesprochen werden?

DB: Dieser Aussage muss ich in dieser Form widersprechen! Wir setzen seit dieser Saison noch verstärkter als zuvor Plakat-, Flyer-, und Radio- bzw. TV-Werbung ein, um die Spieltage im Vorhinein anzukündigen. Ich denke, dass sich speziell in Hamburg, aber auch in Regensburg und Soest in dieser Spielrunde, der gezielte Einsatz von Werbemitteln bezahlt gemacht hat. Wenn ich mich an Hamburg zurückerinnere und die Zuschauermengen bei den Spielen reflektiere, dann kann die Werbung für die Liga nicht falsch eingesetzt worden sein. Aber auch hier gibt es natürlich noch Luft nach oben! Daher haben wir für Stuttgart zusätzliche Werbemittel (beispielsweise A0-Plakate) in sehr hochfrequentierten Einkaufspassagen anfertigen lassen.

B.net: Welche Standorte haben sich Ihrer Meinung nach als besonders Blindenfußball-freundlich herausgestellt und werden auch in Zukunft in der engeren Auswahl für Städtespieltage liegen?

DB: Ich kann bis jetzt nur positiv auf alle Stadtspieltage zurückblicken. Es gibt keine Stadt, die sich als besonders Blindenfußballfreundlich gezeigt hat, aber auch keine Stadt, die aus diesem Raster herausfällt. Jede Stadt hat seinen eigenen Charme, seinen ganz eigenen Reiz und genau diese vielen verschiedenen Faktoren machen es doch umso spannender, mit der Liga durch die Republik zu reisen und den Menschen dort diesen ganz besonderen Sport näher zu bringen.

B.net: Inwieweit hat sich bei der Vorbereitung für Spieltage schon eine Routine einstellen können oder sind die Begebenheiten so unterschiedlich, dass jede Spielstätte neue Herausforderungen für Sie bereit hält?

DB: Als ich 2011 mit meiner Arbeit bei der DFB-Stiftung Sepp Herberger begonnen habe, stand ich natürlich erst einmal vor einem sehr hohen Berg. Inzwischen fällt es mir sehr viel leichter, die Spieltage zu organisieren und zu koordinieren. Auch hier möchte ich natürlich auch nicht die vielen helfenden Hände vergessen, die mir immer wieder gut zuarbeiten, sodass ich inzwischen wirklich von einer gewissen Routine sprechen kann. Allerdings eröffnen sich in jeder Stadt in der die Blindenfußball Bundesliga gastiert neue Probleme, Fragen und Wünsche, die geklärt und berücksichtig werden müssen. Somit bleibt meine Arbeit also immer spannend und interessant!

B.net: Die DBFL steuert aufs Saisonfinale 2013 auf dem Schlossplatz in Stuttgart zu. Wird der 14. September auch in der Städteserie, die mit dem Spieltag in Hamburg im Mai ihren guten Auftakt feierte, ihren Höhepunkt begehen? Was erwarten Sie und was erwartet den Zuschauer in der Baden-Würrtembergischen Landeshauptstadt?

DB: Ich kann natürlich nicht in die Zukunft sehen, aber ich denke und hoffe, dass der Finalspieltag in Stuttgart noch einmal ein ganz besonderes Ereignis für alle Beteiligten wird. Wir haben in Stuttgart zusätzlich zum eigentlichen Spieltag noch viele verschiedene Mitmachaktionen geplant, die die Menschen rund um das Thema „Blindheit“ und „Fußball“ aufklären und animieren sollen, sich selbst auszuprobieren. Hier wird beispielsweise ein Sinnesparcours angeboten, bei dem sich Interessierte selbst „blind“ testen können, die Besucher können „blind“ auf einem Tandemfahrrad fahren und erleben, wie es ist, sich blind durch seine Welt zu bewegen. Zudem wird das DFB-Mobil des Württembergischen Fußballverbandes vor Ort sein, an dem Kinder ab 6 Jahren ihr Fußballschnupperabzeichen ablegen können. Es wird also vermutlich sportlich ein sehr interessanter Spieltag, aber auch für die Besucher zu einem sehr interessanten Erlebnis.

B.net: Inzwischen konnten Sie einige Spiele live vor Ort verfolgen. Was fasziniert Sie persönlich am Blindenfußball?

DB: Die Blindenfußball Bundesliga ist inzwischen spannender denn je. Ich persönlich kann es kaum erwarten, dass am 14.09.2013 in Stuttgart endlich wieder der Rasselball rollt, da die Spannung in dieser Saison kaum größer sein könnte. Die Meisterschaft wird am letzten Spieltag, womöglich sogar im letzten Spiel entschieden. Sportlich hat sich die Liga also absolut zum Positiven entwickelt! Aber auch das Miteinander und die Umgangsformen in dieser Liga unter den Aktiven, rühren mich jedes Mal aufs Neue. Während des Spiels sind die Spieler Konkurrenten, die um jeden Millimeter des Kunstrasens ringen und kämpfen. Nach dem Spiel aber, herrscht unter allen Beteiligten eine fast familiäre und vor allem freundschaftliche Atmosphäre. So sollte Sport aussehen! Meiner Meinung nach überträgt sich dieser Umgang auch sehr schnell auf alle Zuschauer und Besucher. Wenn ich mich an den Spieltag in Regensburg zurückerinnere und daran denke, dass die Würzburger nach dem letzten Spiel mit einer Fußballmannschaft aus dem Umkreis lachend, singend und tanzend auf dem Spielfeld standen, dann bestätigt das in meinen Augen auch unsere Arbeit, den Blindenfußball in die Mitte der Gesellschaft zu bringen.

B.net: Und in welchen Bereichen können und müssen sich die Vereine und Spieler, aber womöglich auch die Liga als Ganzes noch weiterentwickeln?

DB: Ich bin der Meinung, dass die Liga auf einem sehr guten Weg ist! Das Spielniveau wird stetig höher, die Spieler individuell immer stärker und die Außenwirksamkeit erhöht sich mehr und mehr. Ich hoffe, dass wir diese positiven Entwicklungen auch in der nächsten Spielzeit so fortsetzen können und die Liga somit gesellschaftlich noch mehr etablieren können.

B.net: Noch ist nicht klar, in welcher Form die Liga 2014 genau ausgetragen wird. Es sollen vier Vereins- und zwei Städtespieltage stattfinden. Was können Sie zur Zukunft der DBFL bereits verlautbaren lassen?

DB: Leider noch gar Nichts, da diese Entscheidungen alle erst im Oktober, nach dem Spieltag in Stuttgart fallen werden.

B.net: Wir wünschen Ihnen weiterhin eine erfolgreiche Arbeit mit der Sepp Herberger Stiftung im Bereich Blindenfußball und am 14. September einen schönen Saisonabschluss in Stuttgart.

DB: Vielen Dank für die guten Wünsche und Danke für das Interview.