Drittes Gold für Brasilien

Nach 2004 in Athen und 2008 in Peking gewinnt der amtierende Weltmeister Brasilien in London 2012 zum dritten Mal paralympisches Gold. Europameister Frankreich freut sich über die Silbermedaille und auch die Nummer Zwei Europas, Spanien, sichert sich Edelmetall. Der fünfte Wettkampftag des paralympischen Blindenfußballturniers hielt in der Riverbank Arena noch einmal vier spannende Spiele bereit.

Mit Gold im Visier starteten die britischen Blindenfußballer in die Paralympics im eigenen Land. Dass am Ende ein enttäuschender siebter Platz zu Buche stehen würde, damit hatte das Team um Trainer Tony Larkin nicht gerechnet.

Trotz des heutigen 2:0-Sieges gegen die Türkei verlief das Turnier für Großbritannien alles andere als zufriedenstellend. Ein einziges geschossenes Tor, zwei Unentschieden und eine Niederlage sorgten dafür, dass sich Team GB am Ende der Vorrunde auf dem vierten Platz in Gruppe A wiederfand.

Im Qualifikationsspiel für das Spiel um Platz fünf verloren die Briten gegen China im so ungeliebten Sechsmeterschießen, nachdem es nach regulärer Spielzeit 1:1 stand. Kapitän David Clarke und Keryn Seal verschossen am Donnerstag jeweils ihre Sechsmeterstrafstöße. Gegen die Türkei galt es den ersten Sieg einzufahren, den heimischen Fans ein ansehnliches Spiel zu liefern und so erhobenen Hauptes das Turnier abzuschließen. Vor der Minusrekordkulisse von 969 Zuschauern legte Großbritannien einen druckvollen Beginn hin. Die logische Schlussfolgerung war der 1:0-Führungstreffer in der fünften Spielminute durch Keryn Seal. Das war der erste Turniertreffer für den 30-Jährigen.

Die Türkei, die im laufenden Turnier noch keinen Treffer erzielen konnte, tat sich damit auch gegen Großbritannien schwer. Das Team von Coach Yucel Kaya brachte es in den gesamten 50 Minuten bloß zu zwei Torschüssen. Auch wenn die Teilnahme an den Paralympics für die Türkei eher zufällig entstand, da man als Ersatz für einen nicht ausgespielten afrikanischen Meister antrat, entspricht eine so schwache Offensive nicht einmal europäischem Mittelmaß. Das einzig Zählbare, was die türkische Nationalmannschaft aus London mitnehmen konnte, war eine Handvoll wichtiger Erfahrungen aus Spielen gegen internationale Topteams.

Das Spiel um Platz sieben trug neben der Platzierung für Team GB noch eine weitere, sehr wichtige Bedeutung. Es war das letzte Länderspiel für Kapitän David Clarke. Der 41-jährige Banker stand seit 1999 in 144 Länderspielen für England bzw. Großbritannien auf dem Platz. Dabei schoss er unglaubliche 128 Tore. Sein Letztes erzielte er gegen die Türkei in der 48. Minute. Selbst wenn die hoch gesteckten Ziele für die Paralympics nicht erreicht werden konnten, so dürfte dieser Treffer für Clarke ein unvergesslicher Moment bleiben und das Ende einer beeindruckenden Blindenfußballerkarriere bedeuten. Coach Tony Larkin wird für die Zukunft einen neuen Goalgetter ausbilden müssen.

Im 18. Spiel der Paralympics 2012 ermittelten der Iran und China den fünften Platz. Die 1.603 Zuschauer sahen ein durchweg ausgeglichenes Match der zwei asiatischen Teams. Im Asienmeisterschaftsfinale 2011 setzte sich China gegen die aufstrebende Mannschaft des Irans durch. Zuletzt konnte China bei Großereignissen immer auf dem Podium stehen. In London scheiterten die Silbermedaillengewinner von Peking jedoch bereits in der Vorrunde und mussten neben Brasilien auch Frankreich ins Halbfinale einziehen lassen.

Während der regulären Spielzeit vermochte keine der beiden Mannschaften dem Gegner ein Tor zuzufügen. Die Entscheidung musste vom Sechsmeterpunkt fallen. Der erste Schuss Chinas wurde genau wie der Erste Irans pariert. Der Chinese Yafeng Wang verwandelte seinen Sechser zum 1:0-Führungstreffer, der gleichzeitig auch der Siegtreffer war. Iran traf im Anschluss nur die Latte und schoss vorbei. Mit dem zweiten Sieg im zweiten Sechsmeterschießen erspielte China sich den fünften Platz und der Iran landete auf Rang sechs. Mit diesen zwei jüngsten Mannschaften des Turniers wird auch bei zukünftigen Events zu rechnen sein.

Um 13.30 Uhr Londoner Ortszeit wurde das Spiel um Bronze zwischen Spanien und Argentinien angepfiffen. Die Teams standen sich im selben Spiel vor vier Jahren in Peking ebenfalls gegenüber. Damals konnten die Südamerikaner im Sechsmeterschießen gewinnen.

In den ersten sechs Minuten zwang Argentinien den spanischen Keeper Alvaro Gonzalez gleich zu zwei starken Paraden. Spanien befreite sich aus diesem anfänglichen Druck und kam selbst zu ersten Torchancen, vornehmlich durch Antonio Martin (48 Tore in 84 Länderspielen) und Youssef El Haddaoui.

Argentinien kam dennoch zu gefährlicheren Torchancen und war das gesamte Spiel hindurch näher am Führungstreffer als Spanien. Immer wieder war es der spanische Schlussmann Alvaro Gonzalez, der mit guten Paraden die Null für Spanien festhielt.

Das Duell lautete immer häufiger Silvio Velo gegen Alvaro Gonzalez. Der argentinische Kapitän trat auch zum ersten Achtmeterstrafstoß an, schoss diesen allerdings über die Latte. Wenige Minuten später bekam Argentinien einen weiteren Achter zugesprochen. Erneut nahm Velo (30 Tore in 101 Länderspielen) die Sache in die Hand, Gonzalez reagierte wiederum glänzend und wehrte den Schuss ab. Kurz vorm Abpfiff war es wieder Velo, der für Gefahr sorgte. Der 41-Jährige kam nach einem starken Dribbling zum Abschluss, überwand diesmal auch Keeper Gonzalez, aber der Ball krachte nur an den Pfosten. Doch dann war das Spiel vorbei. Die Bronzemedaille musste also auch vom Sechsmeterpunkt ausgeschossen werden.

 

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Für Spanien trat der in diesem Turnier bereits dreifache Torschütze Antonio Martin als Erster an den Punkt. Er brachte sein Team souverän mit 1:0 in Führung. Argentinien schickte zuerst Lucas Rodriguez an den Start. Sein Schuss wurde vom spanischen Schlussmann Alvaro Gonzalez gehalten. Spaniens zweiter Schütze, Marcelo Rosado, zielte am Tor vorbei und sorgte so nicht für eine Vorentscheidung. Silvio Velo kam zu seiner dritten Chance. Aber wieder war Gonzalez der Sieger. Spaniens dritter Sechsmeter ging wieder vorbei. Angel Deldo hatte für Argentinien die Möglichkeit auszugleichen. Doch Alvaro Gonzalez im spanischen Tor war heute nicht zu bezwingen. Er hielt auch diesen Sechsmeter und bescherte Spanien nach Athen 2004 die zweite Bronzemedaille.

In Deutschland zeigten die Uhren 17.00 Uhr an, als in der Londoner Riverbank Arena das Finale des paralympischen Blindenfußballturniers 2012 zwischen Frankreich und Brasilien angepfiffen wurde. In der Vorrunde endete diese Partie noch mit einem torlosen Remis. Der Favorit aus Südamerika setzte sich im Halbfinale gegen Argentinien erst im Sechsmeterschießen durch. Frankreich bezwang dank eines herausragenden Frederic Villeroux Spanien mit 2:0 und zog erstmals ins Paralympics-Finale ein.

 

Die Mannschaften setzten vom Anpfiff weg auf Offensive. So war es für Brasilien Ricadinho, der in den ersten Minuten Jonathan Grangier im französischen Tor prüfte. Auf der anderen Seite war es Frederic Villeroux, der nach einer Ecke zum Schuss kam und Brasiliens Keeper Fabio zu einer Glanztat zwang. Ricardinhos zweiter Versuch landete am Außennetz. Das Spiel war 22 Minuten alt, als Ricardinho erneut in den französischen Strafraum eindrang und Frankreichs Kapitän Villeroux ihn nur mittels eines Fouls stoppen konnte. Für den fälligen Sechsmeter trat der wohl sicherste Strafstoßschütze des Turniers, Severino da Silva, an den Punkt. Sein Schuss ließ Grangier keine Chance und Brasiliens Fans den Führungstreffer bejubeln. Mit diesem Spielstand gingen die Teams in die Kabinen.

Das Spielgeschehen wurde in der zweiten Hälfte zunehmend zerfahrener. Frankreich schien nicht recht in die Partie zurückzufinden. In der 30. Minute sah Villeroux wegen eines Fouls die gelbe Karte. Brasilien drängte auf das vorentscheidende 2:0. Nach einem geblockten Freistoß kam Ricardinho zu einer guten Torgelegenheit. Sein Schuss streifte allerdings nur die Querlatte. Nur noch selten manövrierte Frankreich sich vor das gegnerische Tor. Wenn, dann war es Frederic Villeroux, der Fabio beschäftigte.

Das Spiel wurde immer hektischer und dadurch auch aggressiver. Vor allem Brasilien beging einige Fouls, was auch zum ersten Achtmeter für Frankreich führte. David Labarres Schuss konnte jedoch, wie alle bisherigen Versuche, von Torwart Fabio pariert werden. In der 42. Spielminute setzte Jefinho zu einem Sturmlauf an, schoss aufs französische Tor und plötzlich zappelte der Ball im Netz. Unglücklicherweise hatte Martin Baron das Spielgerät ins eigene Gehäuse abgelenkt. Brasilien führte nun mit 2:0 und eine Rückkehr Frankreichs schien zu diesem Zeitpunkt äußerst unwahrscheinlich zu sein.

Brasilien hielt jedoch die Begegnung durch weitere Fouls spannend. Allerdings konnten weder Villeroux, noch Labarre Brasilien vom Achtmeterpunkt das erste Gegentor zufügen. Die letzten Minuten des Endspiels brachten die Brasilianer durch Herausspielen einiger Ecken geschickt hinter sich und feierten beim Abpfiff ausgelassen ihr drittes paralympisches Gold in Folge.

 

http://www.youtube.com/watch?v=dinMqtVFMT4&feature=plcp

 

Ohne ein einziges Gegentor kassiert zu haben und mit einer brillanten Offensive stellt die brasilianische Nationalmannschaft auch 2012 noch das Maß aller Dinge im Blindenfußball dar.

Frankreich durfte zu den Klängen des Klassikers „We Are T Champions“ stolz auf den Gewinn der Silbermedaille sein. Eine geschlossene Mannschaftsleistung mit einem Frederic Villeroux in Galaform reichte immerhin dazu, nach der Nummer Eins in Europa aktuell auch die Nummer Zwei der Welt zu sein.

 

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