4. Spieltag: Spannende Playoffs

Erstmalig wurde der Deutsche Meister der Blindenfußball Bundesliga durch Platzierungsspiele gesucht und auch gefunden. In einem packenden Finale besiegte der FC St. Pauli die Sportfreunde Blau-Gelb Marburg im Sechsmeterschießen vor vollen Rängen in Halle. Der letzte Spieltag der Saison 2017 war nicht nur eine Erfolgsstory für den neuen Meister sondern auch in der Außendarstellung der Sportart.

SG PSV Köln/Teutonia Köppern 0:2 SG 1860 München/Viktoria Berlin

0:1 Edis Veljkovic (13.), 0:2 Edis Veljkovic (26.)

Köln/Köppern und München/Berlin duellieren sich vor einer tollen Kulisse in Halle.

Beide Mannschaften hatten zu Beginn der Partie große Probleme den Ball auf dem langen Kunstrasen mit Tempo vor das gegnerische Tor zu bringen. Immer wieder kam das rasselnde Leder zum Erliegen und musste von den Spielern neu geortet werden. Im Laufe der Partie kam besonders die Spielgemeinschaft aus Berlin und München besser damit zurecht. Edis Veljkovic war ein stetiger Unruheherd und suchte immer wieder den Abschluss Richtung gegnerisches Gehäuse. Folgerichtig erzielte er in der 13. Spielminute auch den Führungstreffer, als er den Ball mit dem rechten Fuß am zögerlichen Torhüter Jan Engeland vorbeispitzelte und dieser in die rechte Torecke kullerte. Die SG aus Köln und Köppern war fortan bemüht, ohne jedoch wirklich zwingend vor dem Kasten von Moritz Klotz aufzutauchen. Immer wieder verfingen sie sich in der vielbeinigen Abwehr der Berliner und Münchner. Während in der regulären Saison Standardsituationen das Pendel zu Gunsten der Köln-Köpperner ausschlagen ließ, verpufften die Aktionen diesesmal. Anders sah das auf der Gegenseite aus. Veljkovic nutzte im zweiten Durchgang die Unordnung in der Mauer des Gegners und schoss den Ball zum 2:0 in die Maschen. In einer Partie in der es an klaren Torchancen mangelte war dies die Vorentscheidung. Am Ende siegten die Mannen in hellblau mit ihren ersten beiden Toren der Saison und sprangen so dank der Platzierungsspiele noch auf Platz 7 und reichten die rote Laterne trotz einer Bilanz von 0 Punkten und 0:41 Toren in der regulären Saison noch nach Köln und Köppern weiter.

 

Borussia Dortmund 1:0 MTV Stuttgart

1:0 Hasan Altunbas (28.)

Hasan Altunbas (BVB) trifft gegen Stuttgart per Sechsmeter.

In einer ausgeglichenen ersten Halbzeit zeigte Dortmund ein wenig mehr Zug zum Tor und zwang Stuttgarts Torhüter Tim van Aken zu zwei starken Paraden. Der MTV hatte in Abwesenheit von Alexander Fangmann leichte Probleme mit dem Spielaufbau und kam nur durch Lukas Smirek gefährlich vors Tor. Ansonsten egalisierten sich beide Teams über weite Strecken im Mittelfeld. Immer wieder liefen sich die Akteure am Gegner fest und mussten das Spiel neu aufziehen. Dies wurde zu allem Übel auch noch vom einsetzenden Regen erschwert, der den Kunstrasen in eine rutschige Schlittschuhbahn verwandelte. Zur Halbzeit wechselte der MTV den Torhüter und verschaffte Hendrik Lessner Spielzeit. Eine Entscheidung die Einfluss auf die Begegnung haben sollte. In der 28. Minute rollte der Ball ohne Gefahr durch den Sechsmeterraum. Lessner zögerte bei der Klärungsaktion aus dem Torwartraum einen Augenblick zu lang und spielte den Ball letztlich klar außerhalb. Folgerichtig gab es Sechsmeter und diese Chance ließ sich Hasan Altunbas nicht entgehen. Sowohl Stuttgart als auch der BVB waren in der Folge um weitere Tore bemüht. Dabei blieb es dann aber auch. Unter schwierigen Witterungsbedingungen siegte Schwarzgelb am Ende nicht unverdient auf Grund eines Stuttgarter Blackouts und sichert sich so Platz 5.

 

Chemnitzer FC 2:3 FC Schalke 04

1:0 Jörg Fetzer (13.), 1:1 Hasan Koparan (16.), 1:2 Hasan Koparan (20.), 1:3 Hasan Koparan (27.), 2:3 Jörg Fetzer (36.)

Einer gegen alle. Hasan Koparan beim Freistoß gegen den Chemnitzer FC.

Der Chemnitzer FC musste erneut auf Robert Matthies verzichten, fand aber dennoch gut in die Partie. David Lippmann traf in der Anfangsphase den Pfosten und setzte das erste Ausrufezeichen der Begegnung. Schalke war insbesondere in Person von Hasan Koparan um Spielkontrolle bemüht, während der CFC immer wieder versuchte Nadelstiche zu setzen. Ein solcher führte letztlich auf kuriose Art und Weise zum Führungstreffer. Jörg Fetzer prallte im Torwartraum mit Keeper Michael Gehrlich zusammen, stand auf und hatte den Ball hinter seinem rechten Fuß. Mit der Hacke schob er ihn ins Tor und ließ einen verdutzten Schalker Keeper zurück. Ein Tor das in Erinnerung bleiben wird. Schalke drängte auf den Ausgleich und wurde noch vor der Halbzeit belohnt. Hasan Koparan zog über links Richtung Strafraum und schloss mit rechts in die lange Ecke ab. Die Partie lag nun endgültig in den Händen von Königsblau und Koparan drehte sie in der letzten Minute vor der Halbzeit. Wieder kam er über links und tauchte unter gütiger Mithilfe der Chemnitzer Abwehr frei vor Schlussmann Sebastian Themel auf. In der zweiten Halbzeit machte der Doppeltorschütze den Sack mit dem Treffer zum 3:1 zu. Fetzer konnte auf Vorlage von Jana Schlegel zwar nochmal verkürzen, die Himmelblauen bekamen aber letztlich keine Möglichkeit mehr zum Ausgleich. Die Kicker aus Gelsenkirchen belegen damit erstmals in ihrer Geschichte einen Platz unter den ersten drei, während die Himmelblauen nach drei Jahren auf dem Podium mit Platz vier vorliebnehmen mussten.

 

SF/ BG Marburg 2:3 n.S. (1:1) FC St. Pauli

0:1 Paul Ruge (25.), 1:1 Niklas Schubert (35.)

Packendes Finale vor vollen Rängen.

Der FC St. Pauli begann die Partie sehr abwartend. Man bildete einen massiven Abwehrblock, aus dem sich wahlweise nur Jonathan Tönsing oder Paul Ruge herauslösten, um für Entlastungsangriffe zu sorgen. Marburg hatte große Probleme, sich gegen die dichte Abwehr der Kiezkicker durchzusetzen. Alican Pektas rannte sich immer wieder zwischen mehreren Spielern fest. Die Partie war zudem in den ersten 10 Minuten von vielen Voy-Fouls geprägt. Immer wieder Pfiffen Haupt und Greeske, sodass beide Mannschaften früh ein gut gefülltes Teamfoulkonto hatten. Nichtsdestotrotz galt bei den St. Paulianern offenbar die Devise hinten erst einmal die Null zu halten. Dies gelang auch, nachdem Pektas das Spielfeld verletzungsbedingt verlassen hatte und Schubert mit seiner deutlich körperbetonteren Spielweise die Abwehr mehr forderte. Dennoch sahen die vielen Zuschauer auf dem Markt in Halle einen vor allem taktisch geprägten ersten Durchgang mit wenigen klaren Torszenen. In den zweiten zwanzig Minuten veränderte sich die Partie. Der FC St. Pauli igelte sich zunächst weniger ein, sodass sich nun ein abwechslungsreiches Spiel entwickelte. Ruge brachte in der 25. Minute seine Farben nach einem schönen Solo in Front. Marburgs Schlussmann Niklas Kärcher war mit der linken Hand noch dran und sah dabei nicht allzu gut aus. Die Mannen in Blau-Gelb hatten am Rückstand zu knabbern und brauchten eine Weile um wieder in die Partie zu finden. St. Pauli fokussierte sich nun wieder auf die Abwehrarbeit und war damit weiterhin erfolgreich. Marburg musste ein weiteres Mal verletzungsbedingt wechseln. Pektas kam für Schubert zurück in die Partie und hatte erneut Probleme gegen den dichten Abwehrriegel. Dem amtierenden Meister drohte die Zeit davonzulaufen. In der 35. Minute betrat Schubert erneut den Platz, nachdem den Sportfreunden ein aussichtsreicher Freistoß zugesprochen wurde. Dieser Wechsel machte sich umgehend bezahlt. Schubert fand die Lücke in der Mauer und schoss den Ball in die kurze Ecke. Das Spiel kippte nun abermals. Der FC St. Pauli verlor den Zugriff in der Defensive und wusste sich nur noch mit Fouls zu helfen. Ein weiteres Tor fiel nicht mehr und so wurde der deutsche Meister 2017 im Sechsmeterschießen bestimmt. Marburg begann mit Thomas Horn, der unten links nur den Außenpfosten traf. Rasmus Narjes besorgte anschließend mit einem halbhohen Schuss die Führung für St. Pauli. Björn Hoppmann trat als zweiter Marburger an und tunnelte Sven Gronau – Ausgleich. Ruge erhöhte den Druck und brachte St. Pauli wieder in Führung. Kärcher hatte wieder die Finger drann, ließ den Ball aber erneut drüberrutschen. Der ganze Druck lastete nun auf Schubert, der bei seinem Sechsmeter relativ lange wartete. Der Schuss flog halbhoch leicht nach rechts. Gronau hatte die Hand dran und der FC St. Pauli war erstmalig Deutscher Meister im Blindenfußball.