Ein wichtiges Spiel für die Stuttgarter – ein Blick auf die Tabelle zeigt, dass ein Punktgewinn schon den (fast) sicheren Einzug ins Finale um die Deutsche Meisterschaft bedeuten würde. Was wäre das für ein Comeback nach einer verkorksten vergangenen Saison für den Deutschen Rekordmeister.
Halbzeit 1 – Hohes Tempo, das Tor liegt in der Luft
Mit entsprechendem Tempo starteten die Stuttgarter in die Partie. Von Beginn an mussten sich die Dortmunder voll auf den Rückwärtsgang konzentrieren. Engagiert und mit viel Tempo liefen Stuttgarts Routiniers Fangmann, Smirek und Sarikaya von Beginn an abwechselnd auf die Abwehrreihen der Schwarz-Gelben auf. Beste Chance in der Anfangsphase: 6. Spielminute, Fangmann mit einem satten Flachschuss, der nur um Zentimeter rechts am Tor vorbeiging.
Erstes Ausrufezeichen der Dortmunder dann in der 13. Spielminute – Das Team wollte sichtlich über den Kampf ins Spiel kommen. Wie bereits am Samstag ging Kapitän Ted Altunbas voran. Der sonst eher defensiv stehende Spielgestalter suchte und fand die wenigen Lücken in der Stuttgarter Hintermannschaft und prüfte Tim van Aken im Stuttgarter Tor mit einem wuchtigen Flachschuss von halbrechts, sechs Meter vor dem Tor. Da fehlte nicht viel…
Ein „Hallo-Wach“-Signal? Tatsächlich gestaltete sich das Spiel in der Folge ausgeglichener. Beide Mannschaften mit viel Offensivdrang und hohem Tempo, trotz bereits am Morgen sommerlich warmer Temperaturen. Kurz vor der Pause, musste sich van Aken dann noch einmal richtig strecken. Einen halbhohen Schuss von Hornbacher konnte der Stuttgarter Hintermann noch gerade an den Pfosten lenken. Es blieb dann bis zur Pause beim 0:0 in einem äußerst unterhaltsamen Spiel.
Halbzeit 2 – Viel Kampf, viel Herz, Tore Fehlanzeige
Wir sind in der Tat schon lange beim Blindenfußball dabei, aber auch für uns gibt es immer wieder neue Erkenntnisse in diesem Sport. Eine taktische Änderung der besonderen Art bot der MTV Stuttgart zu Halbzeit 2 auf. Mit Mulgheta Russom, stellten sie einen blinden Guide hinter das gegnerische Tor. Fragende Blicke auch bei den Schiedsrichtern, ein Blick in die Regeln verrät: Im englischen Originaltext ist das nicht erlaubt, in der deutschen Übersetzung fehlt dieser Passus allerdings, sodass es sich hierbei um eine Grauzone in Regelauslegung zu handeln scheint. Kein Grund also, die taktische Neuausrichtung der Stuttgarter zu unterbinden.
Beide Teams agierten in der zweiten Spielhälfte weiterhin engagiert und mit viel Herz. Werbung für den Sport. Eine Doppelchance in der 26. Minute gehörte wiederum den Dortmundern. Nach einem Freistoß aus dem Halbfeld links an der Bande prüft Ted Altunbas den Stuttgarter Schlussmann erneut, van Aken kann sich aber ein weiteres Mal auszeichnen und zwei Abschlüsse kurz hintereinander parieren. Beeindruckend immer wieder auch die Schusstechnik vom Dortmunder Kapitän, der in der 36. Spielminute zu einer weiteren Großchance kam. Altunbas gegen drei Stuttgarter, ließ alle mit einer geschickten Körperdrehung stehen und kam in der Folge halb links am Strafraum zum Abschluss – ein toller Schuss auf den rechten Winkel gezogen, mit Innen-Effet, es fehlten allein die berühmte Zentimeter zum Goldenen Treffer. In dieser Situation hätte van Aken im Stuttgarter Tor keine Chance gehabt.
Beide Mannschaften rieben sich in der zweiten Halbzeit auf. Einige Unterbrechungen durch Zusammenstöße und zahlreiche Freistöße in Tornähe zeugen davon. Es zeichnete sich ein offenes Spiel ab – zahlreiche Chancen auf beiden Seiten. Allen voran Alex Fangmann (Stuttgart) und Ted Altunbas (Dortmund) als Zugpferde, allein die Präzision fehlte und so endete die Partie torlos.
Stimmen nach dem Spiel
Lukas Smirek für den MTV Stuttgart: „Für uns war klar, wir wollten eigentlich die drei Punkte mitnehmen, hat nicht geklappt, das ist schade. Aber ein Punkt ist besser als gar nichts. Das ist okay, wir haben das Saisonfinale noch in der eigenen Hand, wenn wir das nächste Spiel gewinnen. Aber auch gegen Berlin müssen wir aufpassen, Dortmund hat ja bereits die Erfahrung mit den Berlinern gemacht. Da dürfen wir nicht schlafen. Hätte natürlich ein super Wochenende für uns werden können nach dem Sieg gestern, aber so ist es nur okay.“
Sebastian Schäfer für den BVB: „Gegen Stuttgart kann man nicht davon ausgehen, dass man mit einem Sieg aus dem Spiel geht, deshalb wollten wir uns erstmal auf die Defensive konzentrieren und Nadelstiche setzen. Je länger das Spiel gedauert hat, da wusste wir natürlich dann auch, dass die Stuttgarter nervöser werden. Uns blieb dann nichts anderes übrig, als eben auch einfach mal aus der Entfernung zu schießen und das haben wir dann auch versucht, da hat uns heute vielleicht ein bisschen das Glück gefehlt, dann würden wir mit einem noch umjubelteren 1:0 hier raus gehen. Aber wir sind trotzdem zufrieden, der Punkt ist für uns mehr wert, als das vielleicht für den MTV der Fall ist. In Dortmund haben wir nun die Möglichkeit mit dem FC St. Pauli noch mal einen der Großen zu ärgern und gegen Schalke wird für uns sowieso ein besonderes Spiel, das weiß jeder hier im Ruhrgebiet. Wir sind als Mannschaft noch in einer Findungsphase mit mehreren Neuzugängen und dass es heute so mit dem Spiel geklappt hat, ist für uns auch deshalb schon ein Erfolg.“