Dortmund, Marburg und Gelsenkirchen heißt überraschenderweise das Führungstrio nach dem 1. Spieltag der DBFL-Saison 2013 im niedersächsischen Braunschweig. Während die Westdeutschen in ihrer Comeback-Saison als eigenständiges Team ihre Spile gegen Chemnitz und St. Pauli siegreich gestalten konnten, ließ der Vorjahresmeister von der Lahn im Sonntagsspiel gegen leidenschaftlich kämpfende Würzburger Punkte liegen. Gelsenkirchen zeigte sich dagegen durch den Zugang der beiden Koparan-Brüder verstärkt und siegte am Samstag etwas überraschend gegen die gastgebende SG Braunschweig/Berlin.
Dass dies keine Eintagsfliege war, zeigte sich auch beim Remis gegen Würzburg.
Um 9 Uhr wurde am Samstagmorgen die 6. auflage der DBFL mit der Partie des Deutschen Meisters 2012 aus Marburg und den Gastgebern der SG Eintracht Braunschweig/LFC Berlin eröffnet.
Bei stürmischem Wetter begann die Spielgemeinschaft mit einer defensiven Taktik, bei der zunächst nur Edis Veljkovic im Sturm war.
Mit dem nötigen Rückenwind als Deutscher Meister und in Bestbesetzung auf dem Platz begannen die Marburger furios. So erzielte bereits Taime Kuttig in der ersten Minute das 1:0, indem er die noch etwas schläfrige Verteidigung überwand. Die weiter defensiv eingestellten Berlin-Braunschweiger kamen auch danach nicht in Schwung und liessen ihre spielerischen Fähigkeiten vermissen. So dauerte es nicht lange und die Hessen erhöhten mit einem etwas glücklichen Tor auf 2:0. Auch danach zauberten nur die Marburger und erhöhten ihren Vorsprung bis zur Halbzeit auf 4:0.
In der zweiten Halbzeit kam die Spielgemeinschaft zwar etwas besser ins Spiel, konnte aber zwei weitere Treffer nicht verhindern. So erzielten die Marburger einen Kantersieg von 6:0. Die ohne Kofi Osei angetretene Spielgemeinschaft spielte über die gesamte Spieltzeit zu zaghaft und mussten so die mit Abstand höchste Niederlage des ersten Spieltags hinnehmen.
Im zweiten Spiel traten die mit Nationalspielern gespickte Stuttgarter Mannschaft auf die mit vielen Nachwuchskräften antretenden St. Paulianer. Wer nun dachte, dass dies eine klare Angelegenheit für die Schwaben werde, der wurde eines Besseren belehrt. Die Stuttgarter erarbeiteten sich zwar viele Torchancen, aber die beherzt kämpfenden Hamburger konnten gut dagegen halten. So unterbanden sie immer wieder die Angriffskombinationen insbesondere von Vedat Sarikaya und Mulgheta Russom und konnten das Unentschieden bis zur Halbzeitpause halten. Insbesondere der Hamburger Keeper Sven Gronau trieb die schwäbische Offensive mit vielen Glanzparaden zur Verzweiflung. In der zweiten Halbzeit hätte Stürmer Serdal Celebi sogar die Hamburger in Führung bringen können. Auch danach ging der heiße Fight weiter. Als die kleine Sensation schon in der Luft lag, schafften es die Stuttgarter doch, in Person von Nationalstürmer Vedat Sarikaya durch einen mustergültig herausgespielten Angriff das entscheidene Tor zu schiessen. So kam es zu einem etwas glücklichem, aber wegen der klaren Feldüberlegenheit verdienten Sieg der Stuttgarter.
Das dritte Spiel des Tages wurde zwischen dem ISC Viktoria Dortmund-Kirchderne und den sächsischen Blindenfußballern des Chemnitzer FC ausgetragen. Die Westdeutschen waren in diesem Spiel unter anderem auf Grund ihrer drei Neuzugänge leicht favorisiert. Dortmund benötigte gut 10 Minuten, um in die Partie zu kommen. Nach einem Foul am Viktoria-Stürmer Michael Meyer wurde dem Team von Trainer Caglikalp ein Sechsmeter zugesprochen, den jedoch Hasan Altunbas knapp neben das Tor setzte. Auf der anderen Seite versuchte die Chemnitzer Sturmspitze Jörg Fetzer immer wieder durchzukommen, aber die ISC-Abwehr stand relativ sicher. Da Chemnitz sich zwar gute Torchancen erspielen, aber keine davon nutzen konnte, stand es zur Halbzeit folgerichtig 0:0.
Zu beginn der 2. Halbzeit kam der ISC mit mehr druck aus der Kabine. Rückkehrer Cengiz Dinc erziehlte Mitte der 2. Halbzeit nach Querpass von Sturmpartner Michael Meyer mit einem Flachschuss aus 6 Metern das mittlerweile verdiente 1:0. Altunbas verwandelte kurz vor Schluss durch den vierten Achtmeter durch die Beine des Chemnitzer Keepers zum Endstand von 2:0.
Im Nachmittagsspiel trat die Spielgemeinschaft Braunschweig/Berlin in ihrem zweiten Spiel auf die Mannen aus Gelsenkirchen. Die auf dem Papier etwas favorisierte Spielgemeinschaft begann mit ihren beiden Jungstürmern Fatih Talay und Edis Veljkovic. Auf der anderen Seite spielten die aus Köln gekommenden Koparan-Brüder im Sturm. Die Partie gestaltete sich als sehr ausgeglichen, beide Mannschaften kamen immer wieder zu Torchancen.
Die bekannt körperlich spielenden Gelsenkirchener konnten so verhindern, dass die Spielgemeinschaft in Fhart kam. Im Spielverlauf kam es auf beiden Seiten immer wieder zu Fouls, was der Mannschaft um Trainer Otfried Morin und Moritz Klotz in der zweiten Halbzeit zum Verhängnis werden sollte. Bei einem Angriff von Hasan Koparan konnte der westdeutsche Angreifer nur per Foul im Sechsmeterraum gestoppt werden, was zwangsläufig zu einem Penalty führte. Mit einem platzierten Schuss an den linken Innenpfosten kamen die Gelsenkirchener zur 1:0-Führung Mitte der zweiten Halbzeit. Der anschliessende Sturmlauf der Gastgeber brachte keine Treffer, so dass diese ihre zweite Niederlage des Tages einstecken mussten und die Gelsenkirchener die Überraschung perfekt machten.
Im letzten Spiel des Tages trafen zwei ehemalige Spielgemeinschaftspartner aufeinander. Traten der ISC Viktoria Dortmund-Kirchderne und der FC St. Pauli in der Vorsaison noch gemeinsam an, kreuzten sie diesmal die Klingen. Es entwickelte sich die zu erwartende kampfbetonte Partie mit leichter Feldüberlegenheit für die Mannen rund um Coach Hasan Caglikalp. Angreifer Hasan Altunbas brachte die Westfalen gegen Mitte der ersten Halbzeit nach einem schön herausgespielten Angriff durch die Mitte in Führung. Nach einem Alleingang erhöhte er kurz vor der Halbzeit gar auf 2:0. Unmittelbar nach Wiederanpfiff konnte der St. Paulianer Angriffsmotor Serdal Celebi nach einem Missverständnis in der Dortmunder Defensive noch den Anschlusstreffer markieren. Zum Ausgleich reichte es für die Schützlinge von Trainer Wolf Schmidt jedoch nicht mehr. Die beste Chance vergab erneut Celebi durch einen verschossenen Achtmeter. Wie schon in der ersten Begegnung gegen Stuttgart zeigten sich die Hamburger als sehr kompaktes Team, dem es beeindruckend gut gelungen ist, viele neue Kicker ans rasselnde Leder und den Ligaspielbetrieb heranzuführen. Vor allem sei hier der 14-jährige Rasmus Narjes zu nennen, der sich unerschrocken den etablierten DBFL-Kickern der anderen Teams entgegenstellte. Die Dortmunder können nach zwei Siegen aus zwei Spielen und mit der Tabellenführung im Koffer sicherlich sehr zufrieden wieder in den Ruhrpott fahren.
Am Samstagabend hatte die Stadt Braunschweig sowie die gastgebende Eintracht Braunschweig in die Dornse des Braunschweiger Rathauses zu einem Empfang für alle Teams geladen. In der „guten Stube der Stadt“ bot es den Teams so eine sehr angenehme Möglichkeit, in lockerer Atmosphäre bei Speis und Trank den ersten Spieltag Revue passieren zu lassen und sich in lockerem Rahmen auszutauschen. Vertreter der Stadt Braunschweig, der Präsident von Eintracht Braunschweig, der Vizepräsident des Niedersächsischen Fußballverbands (NFV) sowie des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbands (DBSV) und des Behinderten-Sportverbands Niedersachsen betonten die besondere Leistung der blinden Kicker und zeigten sich sehr erfreut darüber, einen Ligaspieltag in Braunschweig ausrichten zu dürfen. Schließlich sei die Löwenstadt die Wiege des deutschen Fußballs, nachdem Konrad Koch 1874 die Regeln aus England mitbrachte und erstmalig präsentierte.
Den Sonntag eröffneten die Kicker der SF/BG Blista Marburg sowie des BFW und VSV Würzburg. Von Beginn an entwickelte sich eine hochklassige Partie mit Chancen hüben wie drüben. Auch wenn die Lahnstädter eine leichte Feldüberlegenheit besaßen, parierte Neu-Nationalkeeper Enrico Göbel reihenweise gute Einschussgelegenheiten der Marburger Ali-Can Pektas und Taime Kuttig. Auf der anderen Seite musste der Marburger Keeper Sebastian Schleich seine Abwehr stets sehr gut dirigieren,da Nationalangreifer Sebastian Schäfer bei Gegenangriffen immer wieder gefährlich vors hessische Tor kam und gute Chancen hatte. Eine dieser Chancen nutzte er im Anschluss an eine Ecke zu Beginn der zweiten Halbzeit zur überraschenden Führung der Franken. Er feierte diese mit seinen Mitspielern mit mit einem überschwenglichen Jubellauf bis zum eigenen Tor. Nun rannen die Marburger wütend aufs fränkische Tor an, doch die vielbeinige Würzburger Abwehr sowie der herausragende Keeper Göbel vereitelten Chance um Chance. Fünf Minuten vor Schluss nagelte dann jedoch Taime Kuttig den Ball aus fünf Metern unhaltbar unter die Latte des Würzburger Gehäuses und somit zum Ausgleich für die Gößmann-Schützlinge. Weitere Angriffe auf beiden Seiten führten zu keinen weiteren Treffern, so dass sich nach dem Schlusspfiff insbesondere die BFW-Kicker über einen verdient erkämpften Punkt freuen konnten. Marburg hatte sicherlich mit mehr gerechnet.
Zum Mittagsspiel trafen der Chemnitzer FC sowie der Gastgeber der SG Braunschweig/Berlin aufeinander. Vor sehr gut besuchtem Spielfeldrand konnte man den Mannen von Trainer Morin und Klotz sofort anmerken, dass sie die große Enttäuschung des Vortages vergessen machen und ihren Zuschauern eine sehr gute Leistung zeigen wollten. Die beiden Angreifer Edis Veljkovic und Fathi Talay zogen gleich von Anfang an ihr Passspiel auf. Ein Freistoß von Kapitän Heinrich Niehaus, der sich in diesem Spiel eher um defensive Aufgaben kümmerte, führte zur viel umjubelten frühen Führung für die Blau-Gelben. Mit dem nächsten Angriff erzielte Angreifer Talay mit einem sehenswerten Schuss ins lange Eck bereits das 2:0. Diese schnelle Führung beflügete das Heimteam, so dass sie weitere gute Chancen besaßen und die Schützlinge von Trainer Michael Falb kaum zur Entfaltung kommen ließen. Die große Chance zum Anschlusstreffer konnte Stürmer David Lippmann kurz vor dem Pausenpfiff nicht nutzen. In der zweiten Halbzeit hatten beide Teams noch weitere Chancen auf Tore. Jedoch wurden diese jeweils von den Keepern Moritz Klotz auf der Seite der SG bzw. Frank Leschke bei den Chemnitzern vereitelt. So konnten sich die Löwenkicker am Ende mit einem Sieg und La Ola-Welle von ihrem Publikum am Heimspieltag verabschieden.
Den ersten Spieltag beschlossen die Teams aus Gelsenkirchen sowie aus Würzburg, die beide jeweils ihr zweites Saisonspiel bestritten. Nach dem überraschenden Remis gegen den favorisierten Meister aus Marburg gingen die Mannen rund um Trainer Ansgar Lipecki aus Franken als leichter Favorit in die Partie. Doch wie schon die Kicker der SG Braunschweig/Berlin am Vortag bissen sich die Würzburger Angreifer an der stabilen Defensive der Westdeutschen, die von Kapitän Bajram Dogan organisiert wurde, immer wieder die Zähne aus. Selbst wenn Angreifer Sebastian Schäfer doch einmal zum Torabschluss kam, war der beste Torhüter der Vorsaison, Daniel Soldanski, zur Stelle. Auf der anderen Seite kamen die Ruhrpott-Kicker dagegen durchaus gerade zu Beginn der zweiten Halbzeit insbesondere durch den Neuzugang Hasan Koparan gefährlich vor das Gehäuse von Enrico Göbel. Letztlich gelang es jedoch keinem der beiden Teams, einen Treffer zu erzielen, wodurch es beim gerechten torlosen Remis blieb.
Mit Eintracht Braunschweig als Ausrichter und der Bezirkssportanlage Franzsches Feld als Spielstätte fand die DBFL sicherlich einen würdigen Ausrichter des Auftaktspieltags der Saison 2013. Erste Erkenntnise konnten gewonnen werden und erste Überraschungen waren bereits auch dabei. Insbesondere scheint der Leistungsabstand zwischen den Teams kleiner zu werden, wofür die relativ knappen Spielresultate ein Indiz sind. Allen Beteiligten konnte man anmerken, dass sie froh waren, dass die Saison nach der Winterpause endlich wieder losgeht und das rasselnde Leder wieder durch deutsche Landen rollt. Am Sonntag spielte dann sogar das Wetter mit und zeigte sich als Eintracht-Anhänger in blau und gelb: Blauer Himmel und gelber Sonnenschein.
der 2. Spieltag findet am 11. Mai 2013 auf dem Hamburger Rathausmarkt statt.
Ergebnisse:
Samstag, 13. April 2013
- 09:00 Uhr: SF BG Blista Marburg – SG Eintracht Braunschweig/LFC Berlin6:0
- 11:00 Uhr: MTV Stuttgart – FC St. Pauli 1:0
- 13:00 Uhr: ISC Viktoria Dortmund-Kirchderne – Chemnitzer FC 2:0
- 15:00 Uhr: SG Eintracht Braunschweig/LFC Berlin – VfB 09/13 Gelsenkirchen 0:1
- 17:00 Uhr: FC St. Pauli – ISC Viktoria Dortmund-Kirchderne 1:2
Sonntag, 14. April 2013
- 10:00 Uhr: SF/BG Blista Marburg – BFW/VSV Würzburg 1:1
- 12:00 Uhr: SG Eintracht Braunschweig/LFC Berlin – Chemnitzer FC 2:0
- 14:00 Uhr: BFW/VSV Würzburg – VfB 09/13 Gelsenkirchen 0:0
Tabelle:
- ISC Viktoria Dortmund-Kirchderne
- SF/BG Blista Marburg
- VfB 09/13 Gelsenkirchen
- MTV Stuttgart
- SG Eintracht Braunschweig/LFC Berlin
- BFW/VSV Würzburg
- SG PSV Köln/RBSSV Düren
- FC St. Pauli
- Chemnitzer FC
Wollte mal nur fragen, wo man die Spiel Beschreibungen sich von der Liga von Samstag und Sonntag anhören kann? Liebe grüße Jürgen
Hallo,
schöne Berichte.
Rasmus ist genau 12 Jahre alt gewesen bei seinem Bundesliga Debut.
Er konnte mit einer Sondergenehmigung spielen. Danke DBS !
Das macht uns schon stolz, an einem Spieltag 3 neue Spieler zu ersten Bundeliga Einsätzen aufgebaut zu haben.
Wer erleben konnte, wie geflasht die Jungs nach den Spielen waren, weiß wie toll Blindenfußball auch und besonders für jüngere Spieler sein kann.
Herzliches Ahoi !
Wolf