Der sogenannte „Artikel“ der TAZ hat für viel Aufsehen und Missfallen gesorgt. Wir haben nachfolgend einige Reaktionen von Spielern, Trainern und Gremien zusammengestellt:
Alexander Fangmann (Kapitän der deutschen Blindenfussball-Nationalmannschaft)
Diese „Gurken-Affäre“ spiegelt im Kern eine Haltung wider, gegen die viele Spitzensportler mit einer Behinderung Tag täglich ankämpfen. Behindertensport, so denken viele, ist „ja ganz nett“ und fürs soziale Zusammengehörigkeitsgefühl im Sinne des viel zitierten Inklusionsgedankens wichtig, aber wird nur selten als wahrer Wettkampf angesehen.
Die breite Öffentlichkeit bekommt ja auch nur alle vier Jahre durch die Fernsehübertragungen der paralympischen Spiele etwas aus diesem Bereich des Sports mit. Zwar ist die mediale Begleitung während den Paralympics stark gestiegen, aber sobald das olympische bzw. paralympische Feuer erlischt, erlischt auch schnell das Interesse am Behindertensport und an den behinderten Sportlern. Diese Situation ist jedem Sportler, der eine olympische oder paralympische Sportart betreibt, nur allzu gut bekannt. Doch das Bewusstsein, dass der Teilnahme an einer solchen Großveranstaltung ein langer Weg vom regelmäßigen Training bis hin zur Erfüllung von Qualifikationsmodi vorangeht, das fehlt bei der Wahrnehmung des Leistungssports in Deutschland. Andere Nationen sind uns in der Wertschätzung der Leistungen im Spitzensport und der Spitzensportler deutlich voraus.So kommen dann solche als „Satire“ verpackten Äußerungen zustande, die – und das stimmt uns als Blindenfußballer sehr positiv – auf so großen Widerspruch stoßen. Das zeigt uns, dass solche Vorfälle die Ausnahme sind und zukünftig hoffentlich noch seltener vorkommen. Es zeigt uns auch, dass wir stellvertretend für den Behindertensport allgemein für eine größere Anerkennung sportlicher Leistungen eintreten können und damit unseren Unterstützern, unseren Fans nur wiederholt danken können. Schließlich sind wir auch nur ein Teil der Bevölkerung, die sich von Sommermärchen und jeglicher Sporteuphorie begeistern lassen. Obwohl wir sehr gerne, um der Fußballnation Deutschland etwas zurückzugeben, selbst für das ein oder andere Fußballmärchen in Zukunft verantwortlich sein möchten.
Niclas Schubert (Mitglied des Liga-Ausschusses der DBFL und Torwart der SF Blau-Gelb Marburg)
Wenn wir versuchen den Blindenfussball in Deutschland bekannter zu machen, müssen wir auch damit leben, wenn manche Leute unseren Sport nicht spannend finden. Dieser Artikel in der TAZ überschreitet aber sämtliche Grenzen. Es ist ein Unding zu behaupten, dass ein Blinder einen Torpfosten nicht von einem Schiedsrichter unterscheiden kann. Dieser Autor hat vom Blindenfußball genauso wenig Ahnung wie im Umgang mit Behinderten! Meiner Meinung nach sollte dieser Typ mal ein paar Tage blind erleben! Auch gerne beim Blindenfußball! Eine Entschuldigung an Robert und an alle anderen aktiven Sportler, sowie eigentlich bei allen Sehbehinderte und Blinden, ist fällig.
Ulrich Pfisterer (Trainer der deutschen Blindenfussball-Nationalmannschaft)
Es ist ja schon viel dazu geschrieben worden, nur soviel: es liest sich wie Worte eines unsensitiven pubertären Jungen,der von nichts eine Ahnung hat. Mehr kann ich dazu nicht sagen, da ich es gar nicht fassen kann, wie man so etwas schreiben kann.
Enrico Göbel (Torwart der deutschen Blindenfußball-Nationalmannschaft)
Ich konnte über den taz-Artikel nicht lachen. Vielmehr war ich erschrocken ob der mitschwingenden Bösartigkeit und Ignoranz. Zum Glück ist Robert ein sehr intelligenter und souveräner Mensch, der sich weder auf noch neben dem Platz leicht aus der Ruhe bringen lässt. Ich kann jedem nur raten, einfach mal einen Bundesliga-Spieltag oder ein Training unserer Nationalmannschaft zu besuchen. Die Ballfertigkeit, Orientierung und der unglaubliche Mut von Spielern, wie Robert, ist atemberaubend und der eine oder andere könnte sich auch von der menschlichen Seite der Akteure eine Scheibe abschneiden.
Der Liga-Ausschuss der Blindenfußball Bundesliga
Der Ligaausschuss ist der Meinung, dass die sportlichen Leistungen
unserer Blindenfussballer, insbesondere solche wie vom Nationalspieler
Robert mehr zur Integration beitragen als eine Satire, die angeblich das
gleiche Ziel hat, aber meint, jemanden persönlich beleidigen zu müssen.
Um den notwendigen Respekt in künftigen Berichterstattungen zu
gewährleisten und den Sport Blindenfußball ausreichend zu würdigen, möchten
wir die Verfasser kritischer Presse im Namen der Teams gern zu einem
künftigen Spieltag einladen, sich selbst einmal „blind“ auf einem
Fußballplatz zu bewegen und das Tor zu treffen.
Eine Antwort auf „Reaktionen aus der Blindenfußball-Gemeinde“
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