Im Mai Tschechien, im August Irland und im Dezember Griechenland, so hießen die Fußballreiseziele von Michael Löffler in diesem Jahr. Das St. Pauli-Urgestein erlebte eine aufregende Saison 2014, die ihm und seinem Klub in der Blindenfußball-Bundesliga einen historisch guten fünften Platz bescherte. Der Trip nach Thessaloniki war dennoch etwas ganz besonderes für den 39-Jährigen.
Zum 18. Mal fand am Nikolauswochenende das internationale Blindenfußball-Turnier in Thessaloniki statt und zum zweiten Mal nahm Löffler daran teil. Bereits 2006 war der Wahlhamburger Teil des deutschen Teams, das sich nach dem Workshop im Mai in Berlin nur vier Monate später zu seinem ersten Turnier nach Griechenland aufmachte. „Damals war halt alles Aufregend, die Reise nach Griechenland, nur um dort Fußball zu spielen, die Spiele an sich und es war halt alles neu“, erinnert er sich an die ersten Schritte mit dem Rasselball. Mittlerweile habe sich für ihn geändert, „dass ich heute in der Lage bin ein Spiel konditionell gut durchzustehen und dass ich den Ball nicht mehr als ein mir unbekanntes und unbeherrschbares Flugobjekt sehe, sondern durchaus von Zeit zu Zeit diesem meinen Willen aufzwingen kann.“ Aus der Pioniermannschaft sind neben Löffler noch die Stuttgarter Alexander Fangmann und Ulrich Pfisterer engagiert im Blindenfußball aktiv. Die deutsche Nationalmannschaft war 2009 und 2010 jeweils mit mäßigem Erfolg Teilnehmer des Traditionsturniers.
Unter der Flagge eines europäischen „Dreamteams“ flog Löffler zusammen mit seiner Frau Katja in den Norden Griechenlands. Das Dreamteam setzte sich aus Spielern aus Tschechien, England, Belgien und eben Deutschland zusammen. Neben dem Dreamteam waren die russische Nationalmannschaft und die zwei griechischen Vertreter von Keravnos Athen und BSU Pirsos Thessaloniki am Start. Das Vier-Nationen-Team spielte zudem sehr erfolgreich. Erst im Finale musste man sich Russland mit 3:1 geschlagen geben, landete aber vor Athen und Gastgeber Thessaloniki.
„Wir hoffen alle sehr, dass wir nochmal zusammen als „Dreamteam“, so haben wir uns genannt, weil es für uns alle traumhaft war miteinander zu spielen, irgendwohin eingeladen werden“, so Löffler zu möglichen weiteren Auftritten der internationalen Auswahl. Zur Rückkehr an einen der „Ausgangspunkte“ seiner Blindenfußballkarriere zog der Kiezkicker ein euphorisches Fazit:“Das war mit unserem Team einfach nur geil!“ Zudem war es für ihn „richtig schön, dieses Mal mit Katja zusammen dort zu spielen.“ Katja, die genau wie ihr Mann seit Beginn des Blindenfußballs in Deutschland am Ball ist und das Team beim Kiezklub aufgebaut und etabliert hat, war in der 18-jährigen Turniergeschichte die erste Frau, die in Thessaloniki mitgespielt hat.
„Das war mein Highlight, fußballerisch, ganz klar. Aber es war ja nicht mit unserem Team und daher was ganz anderes. Mit unserem Team – da gibt’s so viele Dinge, die geil waren. Beispielhaft möchte ich hier nur die Besuche in Bucovice und den Hitzespieltag in Marburg erwähnen.“
Der FC St. Pauli ist in der glücklichen Lage vermehrt jugendliche und junge Spieler in seinen Reihen zu haben und blindenfußballerisch auszubilden. Die Teenager Jonathan Tönsing und Rasmus Narjes zählen bei den Paulianern mittlerweile neben Löffler und Neunationalspieler Serdal Celebi zu den Stammkräften. Für den erfahrenen Löffler sind die Unbekümmertheit und der Ehrgeiz der Jungen „Motiwation pur“.
„Aber wir haben ja nicht nur jugendliche Spieler, sondern auch den einen oder anderen, sehenden Teamplayer neben dem Platz und auch Ü25-Spieler auf dem Platz dazu bekommen“, freut sich Löffler über den Aufschwung des Hamburger Blindenfußballs.
Den Youngstern in seinem Team möchte er beibringen, „dass Fußball der geilste Sport für blinde Menschen ist, den einen oder anderen Trick, wie man sich auf dem Feld verhält, und dass man auch ruig mal ’nen Fehler machen darf so lange man alles gibt, um seinen Teamkollegen auf und neben dem Platz zu helfen.“