3. Spieltag: Spannung bis zum letzten Spiel

Am vergangenen Wochenende fand der dritte Spieltag der Blindenfußball-Bundesliga 2017 in Stuttgart statt. Durch die Verkürzung der Serie auf vier Spieltage bekamen die Zuschauer am Kräherwald an zwei Tagen 12 Begegnungen zu sehen. Am Ende steht fest: Marburg und St. Pauli werden bei den Play-Off Spielen in Halle um den diesjährigen Meistertitel gegeneinander antreten. Spannend blieb die Tabellenkonstellation trotzdem bis zum letzten Abpfiff.

SF/BG Blista Marburg – FC St. Pauli 2:1

In der ersten Partie des Spieltags traf der Tabellenführer aus Marburg auf den Dritten FC St. Pauli. Marburg war von Anfang an um Spielkontrolle bemüht und schnürte die Hamburger in der Anfangsphase regelrecht in deren Hälfte ein. Alican Pektas suchte immer wieder den Weg durch die Mitte, blieb aber zunächst immer wieder in der Deckung um Rasmus Narjes hängen. St. Pauli kämpfte sich nach und nach besser in die Begegnung und erzielte unmittelbar vor der Pause die etwas glückliche Führung nach einem doppelt abgefälschten Schuss von Jonathan Tönsing. Nach Wiederanpfiff glich Pektas schnell aus und legte wenig später die Führung nach. Im Anschluss kontrollierte Marburg die Partie. St. Pauli konnte nicht die gewohnte Offensivkraft entwickeln und verlor die Partie am Ende weil sie Pektas zweimal nicht im Griff hatten.

Borussia Dortmund – Chemnitzer FC 1:1

Ein leistungsgerechtes Unentschieden, mit dem die Dortmunder besser leben können, als die Chemnitzer. Für die Sachsen galt es, die tolle Saison weiterzuführen  und an Marburg dran zu bleiben. Mit dem Remis ließen sie aber wichtige Punkte im Meisterschaftsrennen liegen. Dabei fing die Partie für Chemnitz klasse an. Ein schnelles Tor von Jörg Fetzer stellte die Weichen früh auf Sieg. In der Folge rannten die Dortmunder an, vor allem in Person von Sebastian Schäfer und Taime Kuttig. Gerade der wieder genesene Kuttig versprühte viel Spielfreude und kam immer wieder gefährlich vors Tor. Der Ausgleich durch eben Taime Kuttig war dann aber kein spielerisches Highlight, sondern eine Mischung aus einer puren Willensleistung und schlechtem Defensiv-Verhalten. Kuttig stand gleich drei Chemnitzern gegenüber, aber an statt abzudrehen tankte er sich im Stile eines Bulldozers durch und brachte den Ball im Tor unter. Die Chemnitzer sahen dabei schlecht aus. Im weiteren Verlauf drängten beide Mannschaften auf den Sieg, Dortmund  hatte kurz vor Ende sogar noch einen Double-Penalty; Ein weiteres Tor sollte aber nicht fallen.

SG PSV Köln / SV Teutonia Köppern – SG TSV 1860 München / Viktoria Berlin 2:0

Zwei satte Linksschüsse entschieden am Ende eine Partie, die spielerisch zu den schlechteren des Tages gehörte. Nico Hornbacher traf zweimal aus der Distanz, erst direkt nach einem Freistoß, dann aus dem Spiel heraus. „Ich hatte meinen Fuß wieder richtig angeschraubt“ resümierte Hornbacher nach dem Spiel. Nebenbei hatte er auch noch die dritte Großchance im Spiel. Der Pfosten verhinderte eine noch höhere Niederlage für die Berliner, die bemüht waren, aber spielerisch wenig darboten. Nach vorne sorgte einzig der junge Nico Rother für Entlastung und auch für die einzige Torchance des Hauptstadtclubs.  Beim Abschluss fehlte dann allerdings die nötige Präzision. Die fehlte in den meisten Fällen auch den Kölnern, denen mehrmals frei vor dem Tor kein gezielter Abschluss gelang. Insgesamt war es ein Spiel mit  wenigen Glanzmomenten, aber zwei Toren, die Lust auf mehr machen. Unrühmlich zu erwähnen ist außerdem noch der Feldverweis für Ramon Pryssok von München/ Berlin wegen Nachtretens kurz nach dem 0:2 dem ein Spiel Sperre folgte. Köln/ Köppern siegt am Ende dank zwei herausragenden Einzelaktionen.

FC St. Pauli – FC Schalke 04 4:2

Der FC St. Pauli suchte von vornherein den Weg nach vorne und erspielte sich mehrere Chancen. Überraschend konnte Hasan Koparan mit einem Außenristschuss Torhüter Sven Gronau überlisten und seine Farben in Führung bringen. Die St. Paulianer ließen sich allerdings nicht hängen und spielten weiter zielstrebig nach vorne. Dies wurde zunächst mit dem Ausgleich durch Tönsing belohnt, bevor Ruge per 6 Meter und Versen die Partie endgültig zu Gunsten der Hamburger drehten. Nach der Pause legte der neue Tabellenzweite das 4:1 durch einen Distanzschuss von Celebi nach, ehe Hasan Koparan mit seinem zweiten Treffer immerhin noch auf 2:4 verkürzen konnte. St. Pauli feierte einen verdienten Sieg, in dem die offensive Flexibilität des Teams einmal mehr deutlich wurde.

MTV Stuttgart – Chemnitzer FC 2:0

Erstes Heimspiel des Spieltags für die Stuttgarter, etwa 150 Zuschauer sahen eine umkämpfte, aber nicht unfaire Partie in der ein Doppelpack von Alexander Fangmann die Entscheidung brachte. Chemnitz, die vor dem Spiel noch gute Chancen auf das Saisonfinale um die Meisterschaft hatten, fand nur selten die spielerischen Mittel, um mit den Hausherren mitzuhalten. Nach vorne konnte Fetzer sich nur selten gegen Russom durchsetzen und auch hinten zeigte sich das Team von Trainer Michael Falb mehrmals ungeordnet. Herausragend war indes die Leistung von Torhüter Sebastian Themel, der sein Team mit mehreren Glanzparaden vor einer noch höheren Niederlage bewahrte. Der MTV hatte seinen besten Spieler in Doppeltorschütze Fangmann. Dieser brachte immer wieder Unordnung in die neu formierte Defensive der Chemnitzer. Darüber hinaus kehrte mit dem zuletzt verletzten Lukas Smirek weitere Stabilität und Kreativität ins Stuttgarter Spiel zurück.

SF/BG Blista Marburg – SG PSV Köln / SV Teutonia Köppern 3:1

Die Marburger haben sich als erstes Team für die „Meister-Play-Offs“ qualifiziert. Nach dem Sieg gegen die Spielvereinigung Köln/Köppern sind die Marburger nicht mehr von den ersten beiden Plätzen zu verdrängen. Dabei wurden die Blau-Gelben, trotz einer teilweise aufgebotenen B-Elf  ihrer Favoritenrolle fast über die gesamte Spielzeit gerecht. Zwei frühe Tore von Alican Pectas entschieden die Partie frühzeitig. Danach schaltete Marburg zurück und verwaltete den Vorsprung in der ersten Halbzeit. Köln/Köppern schien sich in sein Schicksal zu ergeben. Mit Beginn der zweiten Halbzeit flammte nochmal Hoffnung bei den Kölnern auf. Thomas Horn erzielte für die Marburger ein unglückliches Eigentor. In der Folge war Köln/Köppern noch einmal bemüht, schaffte es aber  nicht, gefährliche Torchancen zu kreieren. Kurz vor Schluss wechselten die Marburger noch einmal ihre Topspieler ein. Alican Pectas sorgte mit seinem  dritten Tor in diesem Spiel für die Entscheidung. Ein insgesamt verdienter und nie gefährdeter Sieg für die Blista aus Marburg.

SG TSV 1860 München / Viktoria Berlin – Borussia Dortmund 0:5

Der BVB benötigte in der Abschlussbegegnung des Samstags zunächst ein wenig Geduld. Die ersten Abschlüsse der Schwarz-gelben flogen am Tor vorbei. Taime Kuttig und Sebastian Schäfer erspielten sich immer wieder Torchancen und so war es nur eine Frage der Zeit, bis das erste Tor fallen würde. Kuttig brachte die Dortmunder in Front und schnürte in der ersten Halbzeit einen lupenreinen Hattrick. In den zweiten 20 Minuten stemmte sich die Spielgemeinschaft aus Berlin und München weiter mit aller Kraft gegen die überlegenen Borussen konnten dem Tor von Nick Leidecker aber selbst nicht gefährlich werden. Stattdessen legte Kuttig noch zwei Tore nach. Die Spielgemeinschaft, die auf Grund der Sperre von Pryssok nur mit vier Feldspielern, darunter Trainer Oliver Heise, antreten konnten, zollten dem Personalmangel Tribut und hätten bei größerer Zielgenauigkeit von Schäfer noch mehr Gegentore bekommen können.

MTV Stuttgart – FC Schalke 04 1:2

Die Auftaktbegegnung des zweiten Tages bot in der ersten Halbzeit hohes Tempo und Intensität aber wenige Torchancen. Beide Mannschaften suchten zwar immer wieder den Weg nach vorne, bissen sich aber an der gut gestaffelten Defensive des Gegners immer wieder die Zähne aus. Nach Wiederanpfiff erzielte Alexander Fangmann schnell den Führungstreffer für die Heimmannschaft. Die Gelsenkirchener kamen in Person von Hasan Koparan wenige Minuten später zurück, da Stuttgarts Torhüter Tim van Aken den Ball zwischen seinen Beinen passieren lassen musste. Im Anschluss drängte Stuttgart auf die erneute Führung und kam in Person von Fangmann und Smirek zu reichlich guten Torchancen, die aber von Schlussmann Gerlich oder dem Aluminium vereitelt wurden. In dieser Phase wurde es dann auf einmal kurios. Gerlich stand mit dem Ball in den Händen deutlich außerhalb der Torwartzone. Nach einem Zweikampf zwischen einem Stuttgarter und einem Schalker Feldspieler schob zweiterer den eigenen Torhüter aus seiner Zone. Die Schiedsrichter pfiffen nicht. Kurz vor Ende des Spiels erzielte Cengiz Koparan nach einem schnellen Konter der Schalker die überraschende Führung für die Knappen. Stuttgart versuchte in den letzten Minuten alles um den Ausgleich zu erzielen, was letztendlich nicht mehr gelang.

FC St. Pauli – SG PSV Köln / SV Teutonia Köppern 3:0

Der Mannschaft des FC St. Pauli merkte man sofort an, dass sie durch einen Sieg den Einzug ins Finale um die Deutsche Meisterschaft perfekt machen wollten. Sie spielten immer wieder über Versen und Tönsing nach vorne, waren aber zunächst zu ungenau im Abschluss. Kurz vor der Pause gelang dann der befreiende Führungstreffer durch Jonathan Tönsing. Die zweite Halbzeit war erst wenige Minuten alt, als Cerdal Celebi auf 2:0 stellte und keine Zweifel mehr daran ließ wer die Partie gewinnen würde. Köln versuchte weiterhin die Offensive der Kiezkicker zu stoppen und spielte ebenfalls immer wieder nach vorne, ohne die ganz großen Chancen zu kreieren. Rasmus Narjes stellte mittels Sechsmeter auf 3:0. Der FC St. Pauli ist damit der Gegner der blista Marburg im Finale um den Meistertitel. Dementsprechend groß war der Jubel.

Chemnitzer FC – SG TSV 1860 München / Viktoria Berlin 6:0

Der erste Treffer fiel nach kürzester Zeit, auf der Uhr standen keine 5 Sekunden. Da hatte sich Fetzer direkt nach dem Anstoß an der rechten Seite durchgedribbelt. Sein Abschluss landete dann halbhoch in der langen Ecke, ein bemerkenswerter Treffer. Spielerisch lief ansonsten bei beiden Teams wenig zusammen, Berlin konzentrierte sich auf die Verteidigung, alleine der junge Nico Rother sorgte mehrfach für Entlastung nach vorne und war dem ersten Tor der Berliner in dieser Saison am nächsten. Chemnitz‘ Torhüter Sebastian Themel sah sich aber nie ernsthaft in Bedrängnis. Chemnitz insgesamt mit mehr Ballbesitz und vielen Toraktionen, die sie auch regelmäßig vor allem in Person von Jörg Fetzer in Tore ummünzen konnten. Zur Halbzeit stand es 4:0, am Ende waren es sechs Treffer: 5 mal Fetzer 1 mal Lippmann.

SF/BG Blista Marburg- FC Schalke 04 2:3

Während den Marburgern der erste Platz nicht mehr zu nehmen war, kämpften die Schalker noch um den vierten Platz und damit das Platzierungsspiel um den dritten Platz. Nichtsdestotrotz bot die blista mit Pektas, Horn und Warzecha drei Stammkräfte auf. Es entwickelte sich eine ansehnliche Partie, in der beide Mannschaften den Weg nach vorne suchten. Schalke tat dies vornehmlich über schnelles Umschalten aus der Abwehr, welche von Yücel nach Kräften zusammengehalten wurde. Gegen einen Spieler wie Alican Pektas gelingt so etwas natürlich nicht immer. Immer wieder versuchte er Lücken zu reißen und Schlussmann Gerlich zu prüfen. Trotz Chancenplus gingen die in schwarz-grün spielenden Schalker nach einer starken Einzelleistung durch Hasan Koparan in Führung. Marburg spielte weiter nach vorne und belohnte sich wenige Minuten später mit dem Ausgleich durch Pektas, der von einem Fehler von Gerlich begünstigt wurde. Dieser verließ das Spielfeld auf Grund von Schmerzen im Knie noch vor der Pause. Schalke witterte Morgenluft und gestaltete die Partie nun ausgeglichener. Nach einem sehenswerten Freistoßtor von Björn Hoppmann hatte der Tabellenführer die Partie erfolgreich gedreht. Die Knappen steckten jedoch nicht auf und konnten durch einen straff geschossenen Sechsmeter von Hasan Koparan die Partie ausgleichen. Fortan wurde Schalke immer stärker und wollte den Sieg nun unbedingt. Als die Spielzeit sich dem Ende entgegen neigte, gab es erneut Sechsmeter für die Gelsenkirchener. Erneut trat Koparan gegen Kärcher an und überwand ihn dieses Mal durch einen platzierten Schuss unten rechts. Schalke siegte in einer turbulenten Partie mit 3:2 und rutschte auf Platz 4. Für Marburg hatte die erste Saisonniederlage keine Auswirkungen mehr.

MTV Stuttgart – Borussia Dortmund 1:1

Durch den Schalker Sieg hatte der MTV keine Chance mehr auf den 4. Platz. Dortmund war zum Siegen verdonnert, wenn sie vor dem Reviernachbarn landen wollten. In der Folge entwickelte sich eine muntere Partie, in der beide Mannschaften immer wieder gefällig nach vorne spielten. In der letzten Begegnung der regulären Saison wollten sich die Stuttgarter offenbar mit einem engagierten Auftritt von ihrem Publikum verabschieden und legten durch den Treffer von Martin Oswald einen guten Grundstein. Dortmund drängte anschließend auf den Ausgleich und dieser gelang dann auch durch Sebastian Schäfer. Noch vor dem Seitenwechsel hatte Taime Kuttig durch einen Sechsmeter die große Chance seine Mannschaft auf die Siegesstraße zu führen. Der Führungstreffer war dem Dortmunder Goalgetter jedoch nicht vergönnt und so ging es mit 1:1 in die Pause. In der zweiten Halbzeit spielten beide Mannschaften weiter nach vorne und bekamen gegen Ende der Partie Probleme mit der Teamfoulgrenze. Den Double Penalty sollte es nicht mehr geben dafür aber die große Möglichkeit für Kuttig, als er 20 Sekunden vor Spielende nach einer Ecke noch einmal die Führung auf dem Fuß hatte. Der Ball wollte jedoch einfach nicht mehr den Weg über die Linie finden. So blieb es beim Unentschieden und die beiden Mannschaften werden sich Anfang September im Spiel um Platz 5 in Halle erneut begegnen.

Tabelle und Play-Off Spiele

Nach allen Spielen den ersten Tabellenplatz inne zu haben reicht diese Saison nicht aus, um die Meisterschale überreicht zu bekommen. Die Sportfreunde aus Marburg werden sich in Halle ein zweites Mal mit dem FC St. Pauli messen müssen, der durch die Saison immer stärker geworden ist. Alle Ergebnisse im Überblick, sowie die weiteren Partien des letzten Spieltags in Halle und ein überblick der Tabelle sind im Liga-Bereich zu finden.