Am gestrigen Samstag unterlag die Deutsche Blindenfußball Nationalmannschaft im Rahmen eines zweitägigen Leistungslehrgangs dem französischen Meister aus Bordeaux deutlich mit 4:1.
Bei sommerlichen Temperaturen auf dem Sportgelände der Uni Würzburg startete die DBS-Auswahl engagiert in die Anfangsphase der Begegnung, ohne sich jedoch zwingende Torchancen zu erarbeiten. In der Folgezeit übernahmen aber die Franzosen zunehmend die Spielkontrolle. Ein Großteil der Mannschaft holte vor zwei Jahren bei den Paralympischen Spielen in London die Silbermedaille und diese Klasse belegten sie nun angeführt durch ihren überragenden Kapitän Frederic Villeroux. Konnten Enrico Göbel und der eingewechselte Sebastian Schleich mit starken Reflexen zunächst noch einen Rückstand verhindern, traf kurze Zeit später Villeroux aus Nahdistanz in den Winkel zur verdienten Führung. Mit diesem Spielstand ging es unter der Leitung von Bundesligaschiedsrichter Felix Herkens, der die Partie alleine auf dem Feld gut im Griff hatte, in die Halbzeitpause.
Doch auch mit Wiederanpfiff spielte nur Bordeaux und stellte die deutsche Defensive mit ihrem beeindruckenden Kombinationsspiel immer wieder vor große Probleme. Und so war es erneut Villeroux, der nach einem Ballverlust von Lukas Smirek enteilte, Libero Alex Fangmann umkurvte und über dem zur Halbzeit eingewechselten Tim van Aken zum 2:0 einnetzte. Mitten hinein in diese französische Drangphase eroberte Smirek den Ball auf der rechten Seite, spielte zu Ali Pektas, der nach einem Tempodribbling per Beinschuss den Anschlusstreffer erzielte. Doch fast im Gegenzug war der alte Torabstand wieder hergestellt. Der deutschen Abwehr gelang es in einer Überzahlsituation an der Bande nicht richtig den Ball zu klären, erneut zog Villeroux in die Mitte und konnte die Kugel aus kurzer Distanz an Van Aken vorbei im kurzen Eck unterbringen. Deutschland hatte jetzt kaum noch was entgegenzusetzen und so war es dem überragenden Mann auf dem Platz vorbehalten, aus dem Gewühl mit seinem vierten Treffer den Endstand zu markieren.
Knapp zwei Monate vor der Weltmeisterschaft in Japan fällt es schwer aus diesem Spiel Schlüsse zu ziehen. Die Abwehr der Deutschen wirkte in Abwesenheit von Routinier Russom oft ungeordnet und bot dem Gegner zu viel Raum, was auf diesem Niveau dann eben auch eiskalt bestraft wird. In der Offensive präsentierten sich die international noch unerfahrenen Altunbas und Celebi zwar sehr bemüht, zeigten aber auch, dass sie sich an die Geschwindigkeit und die Mitspieler im Nationaldress noch gewöhnen müssen.
Insgesamt darf dieser Test gegen einen sehr starken Gegner aber auch nicht überbewertet werden. Fakt ist: das Team muss in den nächsten Wochen hart arbeiten, um in Japan die Gruppenphase zu überstehen.
Zweite Niederlage am Sonntagmorgen
Am Sonntag um 9.30 Uhr hatte die DBS-Auswahl von Coach Pfisterer die Möglichkeit, nochmals gegen die Gäste aus Frankreich zu spielen und erste Ideen umzusetzen. Da die Franzosen auf Grund des Streiks von Air France eine längere Heimreise vor sich hatten, wurde die Partie auf 30 Minuten Spielzeit – ohne Halbzeitpause – verkürzt. Auch in diesem Spiel mussten sich die Spieler um Kapitän Fangmann der Mannschaft aus Bordeaux mit 0:2 geschlagen geben, zeigte sich aber vor allem defensiv besser geordnet als noch am Vortag.
Am Ende der Partie waren sich alle Beteiligten darüber einig, dass dies garantiert nicht das letzte Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften war und man sich sicher bald bei einem Freundschaftsspiel oder einem Turnier erneut gegenüber stehen wird.
Nachdem die Gäste ihren Heimweg angetreten hatten, folgten für die deutsche Mannschaft noch eine Besprechung und ein paar Trainingseinheiten. Bei beidem stand die bis zur WM noch auszubauende Kommunikation der Spieler untereinander stark im Vordergrund.
Das nächste Lehrgangswochenende der Nationalmannschaft lässt nicht lange auf sich warten. Bereits in zwei Wochen treffen sich die Spieler erneut zur WM-Vorbereitung – diesmal in Gelsenkirchen.