Zum ersten Mal in der Geschichte des weltweiten Blindenfußballs findet ein reines Qualifikationsturnier für eine Kontinentalmeisterschaft statt. In Rumänien kämpfen vom 1. bis zum 9. April acht Teams um die letzten zwei Startplätze für die diesjährige Europameisterschaft in Berlin.
Zweite Liga Europas
An der Europameisterschaft vom 18. bis 26. August nehmen zehn Nationen teil. Die ersten acht Startplätze belegen die besten acht Teams der vorangegangenen Euro 2015, darunter auch Gastgeber Deutschland. Die zwei verbliebenen Slots gehen an die Finalisten des Qualifikationsturniers, das im Nordosten Rumäniens in Bacau ausgetragen wird. Es trägt zudem den Namen „Division B“, als eine Art Meisterschaft der zweiten Liga.
Auslosung für das Qualifikationsturnier
Turniergastgeber Rumänien trifft in Gruppe A auf Georgien, Irland und Albanien. In Gruppe B spielen Griechenland, Weißrussland, Moldawien und Tschechien. Die Spiele beginnen am 4. April.
Als Losfee betätigten sich der rumänische Ex-Nationalspieler Ion Vladoiu, der Kapitän des rumänischen Blindenfußballnationalteams Mihai Nistor sowie Sorin Lapadatu als Vizepräsident des rumänischen NPCs.
„Ein großer Schritt“
“Die IBSA Blind Football European Qualifier in Bacau sind das erste größere Blindenfußballevent in Rumänien und ein großer Schritt, um den paralympischen Sport der Öffentlichkeit näherzubringen“, sagt Sally Wood-Lamont, die Präsidentin des NPC Rumänien und IBSA Europe Chairwoman.
Erstmals engagierte sich auch der Fußballverband Rumäniens für den Blindenfußball. Mit der Auslosung in den eigenen Räumen verhalf man dem Sport zu großer Aufmerksamkeit. Auch die Trophäen des Turniers sponsert der Verband.
Ein Blick auf die Teams
Rumänien
Bei der ersten Auflage des IBSA Euro Challenge Cup in Prag 2014 landete Rumänien noch auf dem sechsten Platz. Damals absolvierte das Team auch zwei Testländerspiele gegen Deutschland und verlor diese deutlich mit 10:0 un 6:0. Doch seither nahm die Entwicklung des Blindenfußballs in Rumänien einen sehr positiven Verlauf. Die letztjährige Edition des Challenge Cup im griechischen Thessaloniki gewann man und auch das deutsche Team kam bei einem Turnier im letzten Herbst nur noch zu einem knappen 1:0-Sieg.
Auf der IBSA-Weltrangliste belegt Rumänien aktuell den 34. Platz, aber als Gastgeber und mit dem Rückenwind der jüngsten Vergangenheit zählt das Team zu den Favoriten.
Georgien
Etwas überraschend nahm Georgien 2015 an den IBSA World Games in Südkorea teil. Dort bewies man sich gegen Spitzennationen wie England und Argentinien als chancenlos. Besser lief es 2016 beim zweiten Challenge Cup in Griechenland, wo man sich nur im Finale Rumänien geschlagen geben musste. Es könnte also wieder zu diesem Duell um die begehrten EM-Tickets kommen.
Irland
Der irische Hauptstadtklub aus Dublin zeigte sich bereits mehrfach auf der internationalen Blindenfußballbühne. Fürs Nationalteam ist die Teilnahme am Qualifier allerdings die Premiere. Ob die „Boys in Green“ in Rumänien groß auftrumpfen können, bleibt abzuwarten.
Albanien
Die Nation mit der geringsten Bevölkerungszahl ist Albanien. Rund 2,8 Millionen Einwohner hat das südosteuropäische Land. Sein Debüt feierte Albanien 2016 beim zweiten Challenge Cup im Nachbarland Griechenland. Dort spielte man sich auf den fünften Platz, was zu Rang 41 auf der Weltrangliste führte.
Griechenland
Der Topfavorit in Gruppe B ist Griechenland. Seit der ersten Europameisterschaft 1997 war Griechenland immer dabei. Doch der zehnte Platz bei der Euro 2015 zwingt Hellas nun den Weg über das Qualifikationsturnier gehen zu müssen. Die Griechen gelten als alterndes Team und in Griechenland gibt es mit Athen und Thessaloniki auch bloß zwei aktive Blindenfußballmannschaften, trotzdem sollte gerade diese Erfahrung ein Vorteil gegenüber den vielen Neulingen sein. Darauf vertrauen darf der 24. der Weltrangliste nicht. Eine Europameisterschaft ohne Griechenland wäre historisch.
Tschechien
Aus Tschechien sind vor allem die Klubmannschaften von Avoy MU Brno und BFC Prag international bekannt. Das Nationalteam trat hingegen lediglich beim ersten Challenge Cup 2014 in Prag in Erscheinung. Zwar sicherte man sich den zweiten Platz, aber zur Europameisterschaft 2015 in England entsandte man dennoch keine Auswahl. Das möchte der 39. der Weltrangliste in diesem Jahr ändern.
Moldawien
Die moldawische Nationalmannschaft belegte beim Challenge Cup 2016 den dritten Rang und verbesserte sich damit um zwei Plätze im Vergleich zur Premiere 2014 in Prag. Für ein kleines Land wie Moldawien mit etwas mehr als drei Millionen Einwohnern wäre die Qualifikation zur Europameisterschaft sensationell. In der Weltrangliste liegt Moldawien auf Platz 35.
Weißrussland
Weißrussland kehrt nach langer Abstinenz zurück auf die internationale Bühne. Bei seiner letzten und bisher einzigen Teilnahme an einer Europameisterschaft belegte das Team 2009 in Frankreich den neunten Platz. Da es in den letzten vier Jahren an keinem internationalen Turnier teilgenommen hat, ist es momentan auch nicht auf der Weltrangliste zu finden.