Acht blinde Feldspieler, zwei sehende Torhüter, Guides hinter den Toren und Coaches an der Mittellinie. So wird die Besetzung eines Blindenfußballspiels oft beschrieben. Doch vollständig ist diese Aufzählung nicht: Es fehlen die zwei Schiedsrichter, die das Geschehen auf dem Platz leiten und das Ensemble des rasselnden Balletts komplettieren.
Am letzten Märzwochenende trafen sich die Schiedsrichter der Blindenfußball-Bundesliga in der Akademie des Sports in Hannover, um sich auf die neue Saison vorzubereiten. Insgesamt werden dieses Jahr 14 Schiedsrichter und erstmals auch eine Schiedsrichterin aller Altersklassen in der Liga aktiv sein. Im Vergleich zu den Vorjahren ist dies eine niedrige Zahl, jedoch beendete manch ein Unparteiischer seine Tätigkeit oder nimmt ein Auszeitjahr. Umso erfreulicher ist daher der weibliche Neuzugang Julia Kalbau aus Lübeck, die in dieser Saison das erste Mal als Referee in der Blindenfußball-Bundesliga antreten wird und gleichzeitig das einzige neue Gesicht in dieser Spielzeit ist. Obmann bleibt Niels Haupt.
Das Wochenende hielt ein abwechslungsreiches Programm parat. So durften die aus allen Richtungen Deutschlands in die niedersächsische Landeshauptstadt angereisten Schiedsrichter am Freitagabend Toni Hoxha von Eintracht Braunschweig begrüßen. Perspektivwechsel war angesagt. Er schilderte seine Eindrücke vom Blindenfußball und war für Fragen offen. Dadurch entstand ein interessanter Dialog, der den Schiedsrichtern nützliche Aspekte für künftige Spielleitungen einbrachte und einen Blick in die Ansichten eines Spielers ermöglichte. Zusätzlich erhielten alle Schiedsrichter bei diesem Dialog eine Dunkelbrille, um sich besser in die Lage eines nicht sehenden Menschen versetzen zu können.
Den Abend ließen die Schiedsrichter in der zur Akademie zugehörigen Bar ausklingen.
Am Samstagmorgen wartete direkt nach dem Frühstück die körperliche Leistungsprüfung. Diese enthält Auszüge aus dem FIFA- Futsal Leistungstest. Hier waren viermal 10 Meter sowie ein 80 Meter langer Parcours mit verschiedenen Laufübungen abzuliefern. Diese Prüfung wurde von allen teilnehmenden Schiedsrichtern sehr gut abgelegt.
Vor das Mittagessen schob sich ein gemütlicher Teil. Die Teilnehmer machten einen Ausflug auf das ca. 20 Kilometer entfernte Schloss Marienburg. Inmitten dieses herrlichen Landschaftsfleckens genoss die Truppe im Schlosshof die Frühjahrssonne und konnte vor dem arbeitsreichen Nachmittag nochmal Durchatmen; denn dieser hatte es in sich.
Nach dem Mittagessen begrüßten die Teilnehmer Lars Stetten vom Liga-Ausschuss. Bei diesem interessanten Programmpunkt wurde eine unter den Mannschaften durchgeführte Umfrage besprochen, in der Spieler und Offizielle ihre Anliegen zur DBFL-Saison 2014 äußern konnten. Dabei waren auch Anmerkungen zu den Schiedsrichtern. Die Umfrage enthielt sehr viele wertvolle Informationen für die Referees. Bei diesem Austausch ist zudem das Bestreben der DBFL- Schiedsrichter zu erkennen, sich mit den Mannschaften auszutauschen und Verbesserungsvorschläge soweit möglich aufzunehmen. Klar ist dennoch, dass es auch in der neuen Saison wieder strittige Entscheidungen geben wird und diese von verschiedenen Seiten differenziert wahrgenommen werden. Insgesamt können die DBFL- Schiedsrichter mit ihrer Bewertung zufrieden sein, wenn auch nicht nur positive Kommentare zu lesen waren.
Nach Durcharbeiten dieses wichtigen Themas waren interne Themen der Schiedsrichter an der Tagesordnung. Dazu gehörten der letztes Jahr eingeführte Ehrenkodex sowie Ansetzungen an den künftigen Spieltagen. Das Durcharbeiten der Blindenfußballregeln und die zugehörige Umsetzung in der neuen Saison waren ebenfalls Teil des Programms. Eine Pause gönnten sich die Blindenfußballreferees in Form des Abendessens. Danach folgte noch ein Ausflug in die Hannoveraner Innenstadt. In gemütlicher Runde wurde das ein oder andere Wort gewechselt.
Der Sonntagmorgen hatte nach dem Frühstück eine Übung parat, bei der im Team eine Aufgabe gelöst werden musste und die beteiligten hierbei nichts sahen. Interessant waren vor allem die Überlegungen der Beteiligten, um zu einer Lösung zu kommen. Im Anschluss folgte der alljährliche Regeltest, den alle ohne Probleme bestanden.
Nach dem Mittagessen gab es ein Videocoaching, bei dem ein Spiel der Blindenfußball WM 2014 in Japan aus Schiedsrichtersicht analysiert wurde. Eine sehr nützliche Methode zum Aufzeigen von Hinweisen für Spielleitungen.
Als Resultat kann Obmann Niels Haupt aus Teilnehmersicht ein sehr gelungener Lehrgang bescheinigt werden. Es wurden wichtige Themen behandelt, um in der kommenden Saison den Anforderungen des Blindenfußballs gerecht zu werden. Außerdem kam auch die Kameradschaft nicht zu kurz. Die Stimmung innerhalb des DBFL-Schiedsrichterteams ist sehr gut und die Vorfreude auf die neue Saison riesengroß.
Bei der Abschlussbesprechung erhielt Günther Mankel noch eine Ehrung durch Obmann Niels Haupt, die er sich auf Grund seiner jahrelangen Arbeit für den Blindenfußball verdient hatte.