Ein weiterer Schritt zu den Paralympics – Germany goes Japan

Im achten Jahr nach der Einführung des Blindenfußballs in der Bundesrepublik hat Deutschland den Weg auf die ganz große Bühne geschafft. Im vergangenen Jahr nahm die deutsche Blindenfußball-Nationalmannschaft zum vierten Mal an den kontinentalen Meisterschaften teil, fest mit dem Ziel ins Halbfinale einzuziehen. Denn nur über das Halbfinale und dem mit etwas Glück möglichen Sprung aufs Treppchen ermöglichte bisher das Ticket für die Weltmeisterschaft. Am Ende war die Enttäuschung groß als die deutschen Jungs als Gruppensieger im Halbfinale gegen den späteren Europameister Spanien ausschieden und nach der Niederlage gegen die Türkei „nur“ Platz vier erreichten. Knapp am Podium gescheitert und Teilnahme an der WM verpasst, so dachte man. Dennoch war es das bis dahin beste Ergebnis einer deutschen Nationalmannschaft.
Doch was schon seit einigen Monaten im Raum stand wurde Anfang Januar zur Gewissheit: Deutschland darf zur WM nach Japan und wird sich im November mit den besten der Welt messen!

Eine Veränderung bei den Teilnahmebestimmungen des Dachverbandes im Blindensport (IBSA) ist es zu verdanken, dass das Teilnehmerfeld bei IBSA-Weltmeisterschaften erweitert wird. Bei der letzten Auflage 2010 im englischen Hereford nahmen zehn Nationen teil; drei Länder aus Europa, Asien und Amerika sowie ein Vertreter des afrikanischen Kontinents. Afrika nahm den Platz letztlich nicht wahr, sodass Griechenland als Vierter Europa nachrückte. Schon vor vier Jahren sollte das WM-Teilnehmerfeld auf zwölf Teams erweitert werden, was nunmehr erst zu den diesjährigen World Championships durchgeführt wird.

Schwammige Qualifikationsregelungen von Seiten des internationalen Verbandes ließen die Teams oft lange über Austragungsorte, Termine und Teilnehmerfelder im Unklaren. Das neu zusammengesetzte IBSA Blind Football Subcommittee, an dessen Spitze seit November 2013 Deutschlands Coach Ulrich Pfisterer als Chairman sitzt und das mit Nationalmannschaftskapitän Alexander Fangmann einen weiteren Deutschen in der Funktion des Athletenvertreters beinhaltet, möchte dem ein Ende setzen und zukünftig früh für Klarheit sorgen.
Das IBSA-Subcommitee hat bei seiner ersten Zusammenkunft zu Jahresbeginn in Stuttgart die Erweiterung auf nun insgesamt zwölf Teilnehmer ausgearbeitet.
Für die kommende WM in Japan wurde als Neuerung festgelegt, dass Afrika und Ozeanien einen festen Startplatz im Wettbewerb erhalten.
Europa und Südamerika werden je vier Nationen zur Weltmeisterschaft entsenden. Das entspricht bei jeweils acht Teilnehmern an den Kontinentalmeisterschaften den oberen 50 Prozent, die zur Qualifikation berechtigen. Asien erhält neben dem fixen Gastgeberplatz Japans ebenfalls 50 Prozent zugesprochen. Doch da bloß drei Nationen an den Asienmeisterschaften teilgenommen haben, ist es vorerst lediglich China, welches über dem Qualifikationsstrich steht und nach Japan fährt.
Sollte keine Nation Ozeaniens den zugesicherten Platz unter Einhaltung der gesetzten Fristen in Anspruch nehmen, fällt der dadurch entstandene freie Platz an Asien und somit an Südkorea als Dritter bei den letzten Asienmeisterschaften. Da es für Ozeanien noch keine Kontinentalmeisterschaft gab und der Blindenfußball sich dort auch nur wenigerorts wie beispielsweise in Australien im Aufbau befindet, ist ein Wegfall dieses pro Forma vergebenen Startplatzes sehr wahrscheinlich.
Eine Afrikameisterschaft kam ebenso bislang nicht zustande. Sollten sich hier jedoch mehr als eine Nation fristgerecht melden, so wird ein Entscheidungsspiel oder bei drei Teams ein Entscheidungsturnier organisiert. Sollte auch Afrika den Platz bei der WM verstreichen lassen, so wird die WM mit den über die Kontinentalmeisterschaften qualifizierten zehn Teilnehmern ausgetragen.
Neben Deutschland nehmen der Drittplatzierte Türkei, der Vizeeuropameister Frankreich und der siebenmalige Europameister Spanien teil. England, das 2010 noch Ausrichter der WM war, konnte sich aufgrund seiner schwachen Leistung bei der EM in Italien diesmal nicht qualifizieren. Gleiches gilt für die Griechen, welche 2010 noch als Nachrücker für Kamerun dazustießen.
Aus Asien ist China und der Gastgeber japan im Teilnehmerfeld.
Amerika entsendet den amtierenden Welt- und Amerikameister sowie Paralympicssieger Brasilien, Vizeamerikameister Argentinien, das zuletzt 2006 Weltmeister wurde, Paraguay und Kolumbien.

Von der Erweiterung verspricht man sich mehr frischen Wind in den Wettbewerb zu bringen, gleichzeitig bei kontinentalen Meisterschaften einen stärkeren Anreiz für „kleinere“ Nationen zu bieten und vor allem eine stärkere Aufwertung der Weltmeisterschaft durch ein größeres Teilnehmerfeld.

Für das deutsche Nationalteam steht jedoch schon zu Beginn dieses Jahres ein Termin fest im Kalender: vom 13. bis 25. November heißt der Aufenthaltsort der Blindenfußball-Elite Deutschlands Tokyo.

Blindenfussball.net wird über alles Wissenswerte zur Weltmeisterschaft und über die Vorbereitung der Deutschen auf dieses Großereignis berichten.
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