Nun ist es endlich vollbracht und die Überraschung ist mehr als groß. China und der Paralympics-Gastgeber England sind aus dem Rennen um die goldmedaille ausgeschieden. Frankreich, Spanien, Argentinien und Brasilien stehen im Halbfinale …
Im Spitzenspiel des letzten Vorrundenspieltags zwischen Brasilien und China agierten beide Teams mit drei Defensivspielern und nur einem Offensiven. Brasilien verzichtete auf die Flügelzange Jefinho/Ricardinho und schickte immer nur einen der beiden Topstars auf den Platz.
Aber Jefinho alleine reichte aus, um Brasilien in der 22. Minute in Front zu schießen. Bis dato traf Ricardinho einmal den Pfosten. Für China stürmten abwechselnd Yafeng Wang, Zhiobin Wang und der gegen die Türkei noch zweifache Torschütze Wenfa Zheng. China erhöhte in der zweiten Hälfte notwendigerweise den Druck, kam aber selten zu gefährlichen Torszenen. Die größte Ausgleichsmöglichkeit hatte Zhioubin Wang als er den Pfosten traf.
Die brasilianische Defensive um Routinier Severino da Silva, Cassio Reis und Gledson Barros verteidigte die für China so typischen langen Dribblings hervorragend und setzte dann Ricardinho oder Jefinho im Angriff in Szene. Die brasilianische Nummer Sieben, Jefinho, erwischte wieder einen sehr guten Tag und sein drittes Turniertor markierte in diesem Match den Unterschied zwischen den beiden Finalisten von 2008.
Nach diesem Ergebnis reichte Frankreich ein einfacher Sieg über die Türkei, die in ihren ersten zwei Spielen bereits acht Gegentore kassiert hatten und noch keinen eigenen Treffer verbuchen konnte.
EinFoul im türkischen Strafraum ermöglichte Frankreich bereits in der 4. Minute per Sechsmeterstrafstoß in Führung zu gehen. David Labarre trat an den Punkt und verwandelte zum 1:0. In der Folge entwickelte sich eine höhepunktarme erste Hälfte, in der auf beiden Seitenlediglich eine Torchance notiert werden konnte.
Die zweiten 25 Minuten begannen die Türken mit deutlich gesteigertem Elan. Sie versuchten endlich ihr erstes Tor im laufenden Turnier zu erzielen. Kahraman Kurbetoglu kam zweimal zu guten Torchancen. Huseyin Uslu prüfte ebenfalls Grangiir im französischen Tor. Frankreich, bei denen Kapitän Frederic Villeroux geschont wurde und wenig zum Einsatz kam, schaffte es nicht ein zweites Tor nachzulegen, hatte hingegen Glück nicht den Ausgleich hinnehmen zu müssen. Am Ende blieb es bei diesem äußerst knappen Resultat, das für die Franzosen aber die Halbfinalteilnahme bei ihren ersten Paralympics bedeutete.
In Gruppe A trafen Spanien und Argentinien aufeinander. Die Ausgangslage war relativ eindeutig: Ein Sieg hätte für beide Teams den Gruppensieg bedeutet, ein Unentschieden oder eine Niederlage Großbritanniens gegen den Iran im Folgespiel hätte ebenso den Halbfinaleinzug für Spanien und Argentinien gebracht.
Die Südamerikaner investierten etwas mehr ins Spiel, kamen aber genau wie der Vize-Europameister nur zu sehr wenigen klaren Torchancen. Weder nach den zehn gegebenen Eckbällen, noch nach zwei Achtmeterstrafstößen gelang den „Murcielagos“ ein Treffer. Als der Schlusspfiff in der Riverbank Arena ertönte, lautete das Ergebnis 0:0. Spaniens und Argentinien hatten fünf Zähler auf ihrem Punktekonto und mussten nun abwarten, was Großbritannien gegen Iran auf den Platz brachte.
Mit dem Wissen siegen zu müssen ging der Gastgeber in sein letztes Gruppenspiel. Großbritannien sah sich jedoch einem Gegner gegenüber, der seinerseits die Jagd nach dem ersten Tor und dem ersten Sieg ausgegeben hatte. Im Vergleich zu den vorangegangenen Partien sahen die 2.273 Zuschauer in dieser Begegnung eine wahre Flut an Achtmeterstrafstößen. Zur Freude des iranischen Trainers Javad Felfeli versenkte sein Schützling Ahmadreza Hosseini Shah Ardekani in der 21. Minute einen der zwei iranischen Achtmeter zur 1:0-Führung.
Großbritannien ließ dagegen drei Achtmeter und einen Sechsmeterstrafstoß ungenutzt. Hier bewahrheitete sich die Prognose von Keryn Seal, die der Großbritannienspieler vorm Turnierbeginn bezüglich Penalties – damals noch eher im Spaß – abgab. So verlor Großbritannien mit 0:1 statt einen deutlichen Sieg einzufahren. Das auch vom britischen Kapitän David Clarke vollmundig ausgegebene Ziel, die Goldmedaille zu gewinnen, wird nun deutlich verfehlt werden. Im Überkreuzspiel trifft Großbritannien am Donnerstag auf den Dritten der Gruppe B, keinen geringeren als China. Sollte dieses Spiel auch verloren gehen, so wird Großbritannien sich am Finaltag im Spiel um Platz Sieben und am Ende womöglich noch auf dem letzten Platz wiederfinden. Der Iran spielt dank seines ersten Sieges am Donnerstag gegen die Türkei und hat gute Chancen, nach einem Sieg gegen den Gruppenvierten der Gruppe B am Samstag im Spiel um Platz fünf auf Erzrivale China zu treffen.
Für die Halbfinalspiele bedeuten die Ergbenisse des 3. Vorrundenspieltags, dass es zu zwei richtig heißen Duellen kommen wird. Spanien und Frankreich ermitteln am Donnerstag in einer Neuauflage des letztjähgen EM-Finals den ersten Finalteilnehmer der Paralympics 2012. Im türkischen Aksaray bezwang Frankreich in einem hart umkämpften Spiel Spanien am Ende mit einem knappen 1:0. Der Stachel bei den Spaniern dürfte entsprechend tief sitzen und will gezogen werden. Der zweite Finalist wir zwischen Brasilien und Argentinien ermittelt. Diese beiden Teams trafen sich zuletzt ebenfalls in einem Finale. Im letzten Jahr unterlag Argentinien dem zweifachen Goldmedaillengewinner aus Brasilien im Finale der Parapan Games. Diese offene Rechnung, die gespickt mit einer ordentlichen Portion Dauerrivalismus eine hochbrisante Partie verspricht, wollen die Argentinier gerne begleichen und den Topfavoriten Brasilien in das Spiel um Bronze schießen.
Eines ist jetzt schon sicher: Im Finale wird es ein interkontinentales Kräftemessen geben!