Viel zu tun bis Japan

Die deutsche Blindenfußball-Nationalmannschaft kam beim Länderspiel im Rahmen des Insel-Cups in Ilvesheim nicht über ein 1:1-Unentschieden gegen England hinaus. Nach den Kantersiegen über Rumänien (10:0 und 6:0) stand im WM-Jahr dem Team von Ulrich Pfisterer mit England ein echter erster Prüfstein bevor.

Die Engländer während der Aufwärmphase (Foto: Julitta Harms)
Die Engländer während der Aufwärmphase (Foto: Julitta Harms)

Nach den verpatzten Paralympischen Spielen 2012 sowie der desaströsen EM in Italien im vergangenen Jahr machten die „Three Lions“ mit einem Sieg über Europameister Spanien und einem Unentschieden gegen Weltmeister Brasilien vor Kurzem wieder auf sich aufmerksam. Mit neuem Trainer sowie einer verjüngten Mannschaft traten die Briten der Deutschen Nationalmannschaft um Kapitän Alexander Fangmann entgegen.

[podloveaudio src=“http://blindenfussball.thoxha.de/spielbeschreibungen/podcast/2014-07-26_Deutschland-England.mp3″ title=“England vs. Deutschland“ subtitle=“Testländerspiel in Ilvesheim“ duration=“01:28:49″]

Unter Leitung des Schiedsrichterduos Niels Haupt und Christian Jung entwickelte sich am Samstag bei sommerlichen Temperaturen in Ilvesheim ein kampfbetontes Spiel. Das englische Team präsentierte sich von Beginn an mit einer kompakten Defensive und mit gefährlichen Konterangriffen über die schnellen Stürmer Dan English und Robin Williams.

Bei dem von Anfang an kampfbetonten Spiel blieb auch der eine oder andere Sturz nicht aus (Foto: Julitta Harms)
Bei dem von Anfang an kampfbetonten Spiel blieb auch der eine oder andere Sturz nicht aus (Foto: Julitta Harms)

Ulrich Pfisterer setzte bei der Deutschen Mannschaft hingegen auf Ballkontrolle und das gewohnte sichere Passspiel. Jedoch gelang es insbesondere in der Anfangsphase kaum gefährlich vor das gegnerische Tor zu kommen. So bedurfte es für die erste Großchance auch einer Standardsituation. Nach einem taktischen Foul von Keryn Seal an dem aufs Tor dribbelnden Vedat Sarikaya trat Mulgheta Russom aus acht Metern halblinker Position zum Freistoß an. Sein kraftvoller Schuss fand den Weg durch die Mauer in die rechte untere Ecke und ließ Englands Schlussmann Dan James keine Chance.

Doch auch mit der Führung im Rücken gelang es der deutschen Mannschaft nicht, entscheidend das Spiel zu kontrollieren und so bot man den Gegnern trotz Überzahlsituation in der Defensive zu viel Raum. So auch in der 21. Spielminute, als im Anschluss an eine Ecke Robin Williams durch die gesamte Hintermannschaft marschieren und halblinks frei vor Keeper Basti Schleich zum 1:1-Ausgleich einschieben konnte.

Dieser Zusammenstoß zwischen Kapitän Fangmann und dem Torschützen Mulgheta Russom ermöglichte den Engländern eine - zum Glück folgenlose - Chance. (Foto: Julitta Harms)
Dieser Zusammenstoß zwischen Kapitän Fangmann und dem Torschützen Mulgheta Russom ermöglichte den Engländern eine – zum Glück folgenlose – Chance. (Foto: Julitta Harms)

Turbulent wurde es nochmals in der letzten Spielminute der ersten Hälfte, als Deutschland nach dem vierten Teamfoul der Engländer einen Doppelpenalty zugesprochen bekam. So bot sich Mulgheta Russom erneut die Möglichkeit zur Führung. Seinen platzierten Flachschuss konnte der glänzend reagierende James allerdings um den Pfosten lenken. Aus der daraus resultierenden Ecke entstand eine vielversprechende Konterchance für die Engländer, weil der zurückeilende Fangmann mit Russom kollidierte und so Englands Angreifer von der Mittellinie allein auf Schleich zulief. Dessen harten, aber unplatzierten Schuss, konnte die Nummer Eins aus Marburg parieren und so ging es mit einem 1:1 in die Pause.

Auch der in den letzten Minuten eingewechselte Sebastian Schäfer konnte keinen Treffer erzielen. (Foto: Julitta Harms)
Auch der in den letzten Minuten eingewechselte Sebastian Schäfer konnte keinen Treffer erzielen. (Foto: Julitta Harms)

Mit Beginn der zweiten Halbzeit versuchte sich die Deutsche Mannschaft im gewohnten Diagonalspiel in der Offensive. Durch ungenaue Pässe oder Ballannahmen gelang es allerdings zu selten die Stürmer gefährlich in Szene zu setzen. So gelang es in der Folge England die Spielkontrolle zu übernehmen. Der nun anstelle von Schleich agierende Stuttgarter Torwart Tim van Aaken musste sein ganzes Können unter Beweis stellen, um sein Team vor dem Rückstand zu bewahren. Lediglich in den Schlussminuten gelang es der DBS-Auswahl wieder etwas Druck aufzubauen – allerdings ohne zu zwingenden Chancen zu kommen. Beide Mannschaften schienen sich schon mit einem Unentschieden abgefunden zu haben, als England die Teamfoulgrenze überschritt und sich Mulgheta Russom vom Punkt doch noch mal die Möglichkeit bot den Siegtreffer zu erzielen. Wie in der ersten Halbzeit ahnte James die Ecke, tauchte ab und verhinderte den Gegentreffer.

Torwart Tim van Aaken gab sein Bestes und verteidigte das 1:1 Unentschieden (Foto: Julitta Harms)
Torwart Tim van Aaken gab sein Bestes und verteidigte das 1:1 Unentschieden (Foto: Julitta Harms)

Gegen eine stark verbesserte Englische Mannschaft zeigte das Deutsche Team gute Ansätze, auch wenn deutlich wurde, dass auf Ulrich Pfisterer und sein Team bis zur Weltmeisterschaft im November in Japan noch einiges an Arbeit zukommen wird.

Update:
Im zweiten Testspiel am Sonntagvormittag unterlag die DBS-Auswahl den Gästen aus England mit 0:1. Zwar zeigte sich das Pfisterer-Team im Spielaufbau geordnete, konnte jedoch erneut nur selten gefährliche Torschüsse absetzen. Der Siegtreffer Englands fiel in der zweiten Hälfte, als wiederum Robin Williams zu einem starken Dribbling ansetzte und die Abstimmungsschwierigkeiten in der deutschen Hintermannschaft ausnutzte und Keeper Milan Jurkovic aus Nahdistanz überwand. Auch am Sonntag fanden viele Zuschauer den Weg an die Banden und ließen sich von der Faszination des Sports anstecken. Zwar ging dieses Testländerspiel verloren, aber an den zwei Tagen hat der Blindenfußball viele neue Fans gewonnen.
Das deutsche Trainerteam wird nun mit den gewonnenen Erkenntnissen gezielt die Vorbereitung auf die Mitte November stattfindende Weltmeisterschaft angehen können.

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