Der Deutsche Behindertensportverband (DBS) hat sich für die Ausrichtung der Blindenfußball-Europameisterschaft 2017 beworben. Als Spielort soll Berlin dienen. Der Berliner Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband legte dem Blind Football Subcommittee des Weltverbandes IBSA ein Konzept vor.
Stattfinden soll die Europameisterschaft vom 17. bis 27. August. 2017 wird bereits die elfte Auflage der Kontinentalmeisterschaft ausgetragen.
Bundestrainer Ulrich Pfisterer, der zudem seit zwei Jahren Chairman des Football Subcommittee des Weltverbandes IBSA ist, räumt der Berliner Bewerbung große Chancen ein.
„Deutschland hat gleich auf mehreren Ebenen gute Aussichten, die EM zu erhalten. Zum einen fand in der Bundesrepublik noch kein Blindenfußball-Großereignis statt und zum anderen feiern wir 2016 zehn Jahre Blindenfußball in Deutschland. Ein perfekter Zeitpunkt, um den Zuschlag für eine EM ein Jahr später zu erhalten. Konkurrenzbewerber gibt es bisher auch noch nicht.“
Mit dem Wissen um die Bedingungen in Ländern, in denen der Blindenfußball deutlich professioneller aufgestellt und international erfolgreicher ist, spricht Pfisterer aber im nächsten Atemzug über die „notwendige Professionalisierung des Sports hierzulande“. Ein „fest angestellter Trainerstab“ sowie „mindestens semiprofessionelle, blinde Fußballer“ seien erforderlich, „um in die Weltspitze vorzudringen“, so Pfisterer.
Dr. Rolf Husmann, Teammanager der Deutschen Blindenfußball-Nationalmannschaft, bezeichnet die Berliner Bewerbung als „eine exzellente Chance, Blindenfußball in der deutschen Öffentlichkeit noch bekannter zu machen.“
„Sportlich ist es eine riesige Chance für unsere Mannschaft, sich gezielt und durch eine Art Neuaufbau vorzubereiten und die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2018 zu schaffen“, so Husmann weiter. Nach aktuellem Stand qualifizieren sich die ersten Vier Europas für die WM.
Laut Husmann sei es bei einem Zuschlag für Berlin wahrscheinlich, dass die Nationalmannschaft ein- oder zweimal Vorbereitungsspiele in der Hauptstadt absolviert. „Quasi als Werbung.“
Als erster Vorsitzender des Freundeskreises der Deutschen Blindenfußball-Nationalmannschaft e.V. (FDBFN) wirft der Göttinger bereits einen Blick in die Zukunft. „Für das, was ich da gern alles machen würde, bräuchten wir so oder so weitere Finanzmittel und Unterstützung, z.B. von deutschen Veranstaltern, die Länderspiele nicht nur für den Gegner, sondern auch für uns finanzieren.“
Alexander Fangmann, Kapitän der Deutschen Blindenfußball-Nationalmannschaft und gleichzeitig Athletenvertreter des Subcommittees, hofft auf eine breite Unterstützung. „Eine Europameisterschaft im eigenen Land ist genial. Und genau das, was der Blindenfußball in Deutschland braucht. Die Entwicklung war bisher gigantisch, aber jetzt müssen wir dafür sorgen, dass wir den Sport auf professionellere Füße stellen. International hinken wir hier leider hinterher und diesen Rückstand gilt es aufzuholen.“
Neben dem heiß begehrten Europameistertitel werden zudem Qualifikationsplätze für die Weltmeisterschaft 2018 vergeben. Einen Ausrichter für die WM gibt es noch nicht.
Bei der diesjährigen Europameisterschaft im englischen Hereford waren erstmals zehn Nationen an den Start gegangen. Sieger der bis dato größten EM war die Türkei. Zusammen mit Endspielgegner Russland hatte sich die Türkei für die Paralympics in Rio im nächsten Jahr qualifiziert.
In Berlin 2017 könnten durchaus zwölf Nationen an den Start gehen. Die IBSA hat in ihrem von der UEFA finanziell unterstützten Entwicklungsprogramm in den letzten Jahren enorme Aufbauarbeit in kleineren Ländern Europas unternommen und wird dies 2016 fortführen.