Der 1. FC Köln stieg in die zweite Fußball-Bundesliga ab, die Blindenfußballer des PSV Köln konnten diese Saison ebenfalls nicht an der Blindenfußball-Bundesliga Teilnehmen, doch jetzt erscheint Köln wieder auf der Bildfläche – und dies gleich auf internationalem Parkett. (Text: Taime Kuttig)
Sporthochschule bietet beste Bedingungen
Unter dem Namen „NRW Spoho Köln“ reiste am vorletzten Wochenende ein Blindenfußball Team ins belgische Charleroi, um ein hochklassig besetztes internationales Turnier gegen den Gastgeber, sowie die Nationalmannschaften von Japan und Paralympics-Silbermedaillengewinner Iran zu bestreiten und erste Erfahrungen zu sammeln.
Liest man die Namen des Kölner Aufgebots, so erscheinen doch einige bekannte Namen aus der DBFL. So wurden mit Hasan Koparan (FC Schalke 04), Björn Hoppmann, Taime kuttig und Katharina Kühnlein (SF/BG Blista Marburg), sowie Marco Hornbacher (PSV Köln) durch aus bekannte Gesichter von Pia Laukamp (Seitenguidin), Andreas Pauls als Guide (PSV Köln) und Max Wolf (Torwart) unterstützt.
Zufällig ergibt sich diese Konstellation nicht. Mit Ausnahme von Björn Hoppmann sind derzeit nämlich alle Teilnehmer in Köln bzw. Nordrhein-Westphalen wohnhaft und haben sich zu einer Trainingsgruppe/Team zusammengeschlossen.
So findet seit Januar 2018 bereits ein wöchentliches Training auf dem Gelände der deutschen Sporthochschule Köln statt, welches von taime Kuttig initiiert wurde: „Die große Anzahl an regional ansässigen Blindenfußballern ist derart hoch, dass in Köln das Potential für eine Blindenfußball Mannschaft in jedem Fall vorhanden ist. Die Sporthochschule bietet hierfür den perfekten Rahmen, um die Lage bezüglich Blindenfußball in Köln neu zu errichten und zu festigen.“
Mit den örtlichen Sportanlagen, wie einem kleinen Kunstrasenplatz nach Blindenfußballmaßen, einem Leichtathletikstadion, einem Schwimmzentrum, sowie dem Leichtathletikzentrum konnten optimale Bedingungen vorgefunden werden, um die Idee eines neuen Standortes in die Tat umzusetzen.
Als im Juni letzten Jahres dann mit Katharina Kühnlein, Adriani Botez und Taime Kuttig auf Grund von Wechsel des Studien- bzw. Arbeitsortes gleich drei versierte Blindenfußballer nach Köln umzogen, begannen die Vorbereitungen für die Etablierung eines neuen Trainingsstandortes in Köln.
Wie Kuttig, der jüngst erst von Borussia Dortmund zurück nach Marburg wechselte, beschreibt, sei ein Standort in Köln eine absolute Notwendigkeit. „Knapp zwei bis drei Stunden dauerte die Fahrt von Köln nach Dortmund zum Training, während es Hasan mit Gelsenkirchen nicht anders ging. Dies dann zweimal die Woche regelmäßig zu leisten, wo doch Trainingsanlagen praktisch vor der Tür waren, schien mir hinsichtlich der Ambitionen in der Nationalmannschaft unmöglich“, ergänzt Kuttig.
Präsenz zeigen und Interessenten gewinnen
Aus dieser Idee wurde dann tatsächlich Realität, als die Bemühungen in einer Hospitationsgruppe an der Sporthochschule mündeten. Dies eröffnete neue Möglichkeiten: Der Kunstrasenplatz konnte regelmäßig für ein Mannschaftstraining genutzt werden, Sportstuderende werden auf den Sport aufmerksam gemacht, die Verbindung zur Sporthochschule begann zu wachsen und die Trainingstermine konnten verdoppelt werden.
Kooperationen für die Zukunft
Darüber hinaus trat die Trainingsgruppe in Gespräche mit dem Fußballverein Vorwärts Spoho 98 und stieß auf großes Interesse, welches schließlich von nun an dafür sorgte, dass innerhalb des Vereines eine Mannschaft Blindenfußball gegründet wird. Aber nicht nur mit dem Breitensportverein wurden Gespräche geführt, vielmehr wurde der langjährige DBFL-Teilnehmer PSV Köln mit ins Boot geholt. So kam der PSV-Verantwortliche Dieter Wolf, PSV-Spieler Daniel hoss, PSV-Guide Andreas Pauls, sowie Hasan Koparan als Interessenvertreter der „Spoho“-Trainingsgruppe zu einem ersten Gespräch zusammen. Am Ende stand die Vereinbarung über annähernde gemeinschaftliche Trainingseinheiten beider Parteien zu Buche.
Ziel ist die Bundesliga
Die positive Entwicklung soll nun immer mehr Gestalt annehmen: ein Einführungstag Blindenfußball soll am 04.06.2018 auf dem Gelände der Sporthochschule stattfinden, um sowohl interessierte Spieler, als auch die zahlreichen Sportstudenten auf die neuen Entwicklungen aufmerksam zu machen und bis 2019 ein ligafähiges Team stellen zu können.
„Es ist unser Ziel, langfristig einen stabilen Blindenfußballbetrieb in Köln zu sichern und den hier ansässigen Spielern ein Trainingsumfeld, sowie eine Wettbewerbsfähige Mannschaft bieten zu können.“, beschrieb Kuttig die Vision des ganzen Projektes. Als Herausforderungen nannte er jedoch insbesondere die finanzielle Situation, welche nicht durch den Verein Vorwärts Spoho 98 getragen werden kann: „Es ist an uns, nun auf Sponsorensuche zu gehen, um die Bundesligateilnahme finanziell abzusichern“.
Direkt gegen internationale Gegner
Mit diesen neuen Grundlagen gelang es dann auch, das erste Mal unter dem Namen der Sporthochschule ein Team nach Belgien zu schicken.:
Zunächst trafen die Grün-Schwarzen Kölner auf das Nationalteam von Japan. In konzentrierter Defensievarbeit und einem taktisch starken Spiel gelang es der Spoho-Auswahl Japan vor Probleme zu stellen. Das Endresultat viel demnach wohl mit einem 5:1 etwas zu hoch aus: „Vier der fünf Tore wurden nahezu von der Seitenbande erzielt, einen Strafstoß konnten wir nicht verwandeln, so hätten wir mit mehr Glück auch ein knapperes Ergebnis erzielen können“, so Koparan nach dem Spiel. (Tore Köln: Taime Kuttig)
Gegen den Iran wurde dann versucht, die taktischen Arbeiten aus dem Spiel gegen Japan zu transferieren, der Paralympics-Finalist präsentierte sich jedoch in seiner vollen Spielstärke und konnte das Spoho-Team mit 7:1 bezwingen. (Tore Köln: Marco Hornbacher per Strafstoß)
Das letzte Spiel gegen die Zebras aus Charleroi konnte das Kölner Team aus organisatorischen Gründen nicht mehr bestreiten.
„Alles in allem haben wir mit diesen beiden Spielen einen echt guten Start hingelegt. Wir haben Erfahrungen gesammelt und in Betracht dessen, dass wir noch nie so zusammen gespielt haben, ist vieles gelungen.“, so Kuttig weiter.
Im September plant das Kölner Team neben dieser Turnierteilnahme auch an dem Keep your Mind wide open Turnier auf ST. Pauli teilzunehmen. Die Blindenfußball Gemeinschaft darf sich allem Anschein nach auf ein neues Kölner Team freuen.