Zwei Mal 0:2: Deutschland unterliegt Argentinien

Drei Spiele in acht Tagen gegen den Vizeweltmeister – drei Niederlagen und im Schnitt drei Gegentore. So liest sich die nüchterne Bilanz der letzten deutschen Länderspiele. Was die Zahlen nicht verraten: Deutschland hat sich von Spiel zu Spiel gesteigert.

Defensive First

Nach der 0:5-Finalspiel-Niederlage beim Vier-Länder-Turnier in Regensburg trafen Deutschland und Argentinien am Wochenende in Göttingen erneut aufeinander. Im ersten von zwei Testländerspielen im Rahmen des Niedersächsischen Erlebnisturnfestes lief das DBS-Team im Vergleich zu Regensburg nur auf einer Position verändert auf. Taime Kuttig fehlte wegen einer anstehenden Uniklausur. Lukas Smirek rückte zu seinen Stuttgarter Teamkollegen Mulgheta Russom und Alex Fangmann in die Defensive. Im Tor stand der Chemnitzer Sebastian Themel und die Spitze bildete Alican Pektas.

In den ersten Spielminuten war die DBS-Auswahl zwar ähnlich wie in Regensburg in die Defensive gedrängt, schaffte es aber, die „Gauchos“ mit Kampf und Leidenschaft vom eigenen Tor fernzuhalten. Dies konnte das Team jedoch mit zunehmender Spieldauer nicht aufrechterhalten. Argentinien wurde stärker und erzielte in der 10. Spielminute durch Maxi Espenillo das 0:1. Einen verlorener Ball im Abwehrdrittel eroberte der Argentinier, zog in die Mitte und versenkte durch die Beine der Abwehr mit einem satten Piekenschuss das Leder im deutschen Gehäuse. Da die DBS-Auswahl bereits früh die Teamfoulgrenze überschritt, hatten die „Fledermäuse“ durch zwei Penalties die Chance, ihren Vorsprung auf zwei Tore auszubauen, schossen aber jeweils knapp am Kasten von Themel vorbei. Die alleinige deutsche Sturmspitze Pektas tat sich gegen die argentinische Abwehr sehr schwer. Im ersten Durchgang konnte keine Torchancen herausgespielt werden – es blieb beim 0:1-Rückstand.

Im zweiten Spielabschnitt stellte sich Deutschland besser auf die Angriffe der Südamerikaner ein und kam seinerseits zu ersten kleineren Möglichkeiten. Die beste Chance hatte Mulgheta Russom, als er nach einem Freistoß den Ball gefährlich auf das Gaucho-Gehäuse brachte. Ein argentinischer Spieler warf sich in den Schuss und konnte so zur Ecke klären. Argentinien blieb dennoch durch Konter und eine hervorragende Eingespieltheit gefährlich. Schlussmann Themel bewahrte sein Team mehrfach vor einem höheren Rückstand. Bei dem Schuss, den Velez nach einem Abwehrfehler der Deutschen aus allerkürzester Distanz abgab, war aber auch er machtlos. Einen Höhepunkt hielt die Partie noch parat: Jonathan Tönsing vom FC St. Pauli erhielt seine ersten Länderspielminuten. Genau wie Gudin Claudia Mathony vom FC Schalke 04 absolvierte er damit sein erstes Länderspiel. Das 0:2-Endergebnis war im Vergleich zur Vorwoche ein deutlicher Sprung nach vorne. Wobei der Vizeweltmeister den Deutschen deutlich die noch vorhandenen Schwachstellen aufgezeigt hat. In puncto Kommunikation und Technik gibt es noch einiges zu tun. Wir wollen dennoch nicht vergessen, dass Argentinien in zehn Wochen um paralympisches Gold mitspielen will und Deutschland die lange Vorbereitung auf die Heim-Europameisterschaft 2017 gerade erst begonnen hat.

Mitspielen ist angesagt

Im zweiten Aufeinandertreffen am Sonntagvormittag starteten die Deutschen mit derselben Aufstellung. Argentinien drückte wieder früh aufs offensive Gaspedal, diesmal stand die deutsche Abwehr aber wesentlich sortierter und erwehrte sich sämtlicher Angriffe. Die gut 500 Zuschauer sahen bei gutem Wetter auch ein spielfreudigeres deutsches Team. Mit mehr Ballbesitz und mehr Mut erspielten sie sich auch eigene Chancen. Einen Linksschuss von Kapitän Fangmann lenkte Argentinien-Keeper Darîo Lencina um den Pfosten. Auf der Gegenseite bekamen die Südamerikaner nach einem Foul von Russom im Strafraum einen Sechs-Meter-Strafstoß zugesprochen. Beim strammen und platzierten Schuss zum Führungstreffer hatte Themel keine Chance. So ging Deutschland zwar wieder mit einem 0:1-Rückstand in die Pause, konnte aber mit den ersten 25 Minuten schon wesentlich zufriedener sein als noch am Samstag.

Politische Unterstützung

In der Halbzeitpause ergriff Teammanager und Vorsitzender des Freundeskreises der Deutschen Blindenfußball-Nationalmannschaft (FDBFN), Dr. Rolf Husmann, das Mikrofon. Er erläuterte den Zuschauern einige Zusammenhänge im Blindenfußball und stellte das Engagement des Freundeskreises vor. Unterstützung erhielt Husmann vom Göttinger Ehrenmitglied Thomas Oppermann. Der Fraktionsvorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion bekräftigte seine Unterstützung bei den Bemühungen den Blindenfußball allgemein und die Nationalmannschaft im Besonderen weiter zu fördern. Mitmachaktionen des FDBFN und des Niedersächsischen Behindertensportverbandes (BSN) am Rande der Spiele hielten für Interessierte weitere Informationen zur Sportart bereit.

Weitere Lichtblicke

Die Anfangsphase des zweiten Durchgangs gehörte den Deutschen. Ballbesitz, Passspiel, eine Reihe von Eckbällen – Argentinien kam kaum aus der eigenen Hälfte heraus. Als Argentinien dann doch wieder die Angriffsmaschine anwarf, blockte die deutsche Defensive die Sturmläufe größtenteils ab. Wenn nicht, stand immer noch ein glänzend reagierender Themel zwischen den Pfosten. An eben diesen Pfosten klärte der Chemnitzer einen gefährlichen Schuss nach einem Freistoß und stand ein ums andere Mal goldrichtig.
Leider führte ein Fehler im deutschen Spielaufbau zu einem folgenreichen Ballverlust und dem 0:2. In den letzten Minuten, zwischenzeitlich stand Hasan Koparan für Alican Pektas auf dem Platz, verließen die Deutschen langsam die Kräfte. Dennoch retteten sie das Ergebnis über die Zeit. Die deutliche Leistungssteigerung zahlte sich zwar nicht im Endergebnis aus, aber fürs eigene Selbstvertrauen dürfte das Sonntagsspiel viel gebracht haben. Die Haupterkenntnis des Wochenendes ist, dass Weltklasse-Teams wie Argentinien kleine Fehler gnadenlos ausnutzen und man diese nur durch viel Training und verstärktes Zusammenspiel abstellen kann.

Die nächste Chance, ihr Zusammenspiel weiter zu verbessern, hat Deutschland am 23. und 24. Juli. Dann spielt die DBS-Auswahl in Bad Oyenhausen gegen den Afrikameister Marokko, der ebenfalls für die Pralympics in Rio Mitte September qualifiziert ist.

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