St. Pauli und Stuttgart greifen nach dem Meistertitel

Nach dem Spieltag in Dortmund haben alle Teams der diesjährigen Blindenfußball-Bundesliga ihre sechs Spiele auf dem Konto. Es ergeben sich nach den bisherigen Platzierungen die Platzierungsspiele, die am 25. August auf dem Burgplatz in Düsseldorf stattfinden werden. Höhepunkt ist dabei natürlich das Finale zwischen dem amtierenden Deutschen Meister FC St. Pauli und dem Rekordmeister MTV Stuttgart. Vor diesem Wochenende waren die meisten Entscheidungen allerdings noch nicht gefallen. Vor allem der Samstag versprach noch einige Spannung.

Im ersten Spiel trafen die Hausherren aus Dortmund auf ihrem gewohnten Trainingsplatz auf den Ligaprimus FC St. Pauli. Auf den Norddeutschen lag auch der Fokus, denn bei einem Unetschieden hätte man nicht nur die Tabellenführung, sondern auch das Saisonfinale verpassen können. Emsige Rechner haben erkannt, dass zwei Siege von Marburg und ein Sieg vom Zweitplatzierten Stuttgart an diesem Wochenende gereicht hätten, um die Hamburger ins unliebsame Spiel um Platz drei zu zwingen. So kam es dann allerdings nicht. Grund dafür: Der Torhunger von Jonathan Tönsing, dem wieder einsatzbereiten Nationalspieler in Reihen der Kiezkicker. In seinem ersten Saisonspiel erzielte der 19-Jährige beide Treffer zum 2:0-Endstand und darf sich mit seinem Team und einer 200%-Trefferquote erneut auf das Spiel um die Deutsche Meisterschaft einstellen. (Zum detaillierten Spielbericht)

Im zweiten Spiel am Samstag trafen die beiden schwächsten Teams der diesjährigen Saison im direkten Duell aufeinander. Sowohl die Viktoria aus Berlin als auch der Chemnitzer FC hatten in ihren bisherigen Spielen erst ein einziges Tor erzielt. So passte es auch, dass am Ende ein einziger Treffer dieses Spiel entschied. Nach tollem Sololauf vollendete Philipp Tauscher aus sechs Metern halbhoch links im Eck. Ein unhaltbarer Ball und der goldene Schuss hin zur letzten Chance, diese Saison “zum Abhaken” für den Vorjahresvierten doch noch einigermaßen glimpflich zu Ende gehen zu lassen. Nun erschien das Spiel um Platz fünf zum Greifen nahe. Voraussetzung: Berlin verliert auch seine anderen beiden Spiele an diesem Spieltag gegen Marburg und Stuttgart. (Zum detaillierten Spielbericht)

Die Abwehr dicht: Drei Chemnitzer verteidigen Berlins Angreifer Nico Rother.  Der CFC blieb erstmals in dieser Saison ohne Gegentreffer.  Foto: Jonas Bargmann

Vor heimischem Publikum hatte sich Dortmund an diesem Spieltag gegen den Erzrivalen Schalke 04 natürlich Einiges vorgenommen. Bei brütend warmen Temperaturen entwickelte sich auch tatsächlich ein in vielerlei Hinsicht hitziges Duell. Etwa 150 Zuschauer waren Zeuge eines bis zuletzt ausgeglichenen und spannenden Fußballspiels. Vier gelbe Karten, zwei Pfostenschüssen, energische Abwehraktionen, ein vermeintliches Handspiel – das Revierderby ließ kaum Wünsche offen, einzig ein im Netz zappelnder Ball konnte nicht bejubelt werden – 0:0 – freilich zuletzt für die Blau-Weißen das passendere Ergebnis. Schalke sicherte so Rang vier, wie im vergangenen Jahr, vor Dortmund und darf am Finalspieltag in Düsseldorf noch auf das Treppchen hoffen. (Zum detaillierten Spielbericht)

Zentimeter fehlten: Die beste Chance für Borussia Dortmund vergab Jonas Fuhrmann Ende der ersten Halbzeit. Guter Schuss, links unten ins Eck – Der Ball sprang aber vom Innenpfosten wieder zurück ins Feld.  Foto: Jari Schaller

Als Ehrengast konnten wir übrigens während des Derbys auch den Präsidenten von Borussia Dortmund Dr. Reinhard Rauball bei uns am Mikrofon begrüßen. Florian Eib hat mit ihm über Perspektiven und die Rolle von Blindenfußball bei Borussia Dortmund gesprochen.

Seit 2004 Präsident des BVB – Dr. Reinhard Rauball stellt sich den Fragen von Spielbeschreiber Florian Eib.  Foto: Julitta Schäfer
Vor zehn Jahren bereits Gast bei der ersten Blindenfußball-Bundesligasaison: BVB-Präsident Dr. Reinhard Rauball begrüßt die Dortmunder Spieler

Das letzte Spiel des Samstags bestritt erneut die Viktoria aus Berlin. Gegner diesmal: Blista Marburg, die ihre zumindest theoretische Chance auf das Saisonfinale noch wahren wollten. Gewohnt stark besetzt in Offensive mit Pektas und Kuttig ließen die Südhessen den Hauptstädtern, die bereits früher am Tag gegen Chemnitz sichtlich ihre Körner verspielt hatten, keine Chance. Ein 9:0-Kantersieg hübschte das ohnehin schon gute Torverhältnis der Marburger weiter auf. Insgesamt 19 Treffer in bis dahin fünf Saisonspielen stellen einen absoluten Spitzenwert dar. (Zum detaillierten Spielbericht)

Defensive pur: Aus der Hintertorperspektive ist die Berliner Dreier-Abwehrreihe gut zu sehen. Berlins Torhüter Josef Weber erwartet indes einen Fernschuss.  Foto: Jonas Bargmann

Gleich am Sonntagmorgen standen die Südhessen vor der Gelegenheit, sich zumindest für ein paar Minuten auf den zweiten Tabellenplatz vorzuschieben. Voraussetzung hierfür war ein Sieg gegen den FC Schalke 04. Frühaufsteher scheinen die Marburger allerdings nicht zu sein, denn schon in der ersten Minute landete der Ball im eigenen Tor. Den Start „verschlafen“, könnte man meinen oder man erkennt einfach an, dass Torschütze und Kapitän der Schalker, Hasan Koparan, den vorherigen Freistoß satt traf und der Ball noch abgefälscht wurde. Unhaltbar erschien er allerdings nicht.

In der Folge stürmten die in Rot aufspielenden Marburger dann gewohnt offensivfreudig dem gegnerischen Tor entgegen. Aber wie so häufig in dieser Saison fehlte ihnen in den entscheidenden Momenten das nötige Glück. Bis zuletzt gelang trotz zahlreicher Chancen kein Tor aus dem Spiel. Letzte Chance: ein Double-Penalty nach sechs Mannschaftsfouls. Thomas Horn scheiterte allerdings am gut aufgelegten Mihael Tunjič, der wohl ahnte, dass der Ball halbhoch kommen würde und die richtige Ecke anvisierte.  Ein Siegtor in der ersten Spielminute rundete ein gelungenes Blau-Weißes Wochenende ab. Für Marburg stand nach diesem Spiel indes fest, dass mehr als Platz drei in diesem Jahr nicht mehr möglich ist. Immerhin: Die Revanche für das verlorene Spiel kann es schon in Düsseldorf geben. Denn da spielen beide Teams das Treppchen aus. (Zum detaillierten Spielbericht)

Gespannt hören die Marburger Akteure ihrem Guide Sebastian Schleich bei der Halbzeit-Teamansprache zu.  Foto: Florian Eib

Nach diesem Ergebnis war die einzige spannende Frage vor dem letzten Spiel: Schafft Berlin die Sensation und gibt die Rote Laterne mit einem Sieg gegen den Rekordmeister und Zweitplatzierten Stuttgart erneut in die Hände der Chemnitzer? Sicher hatte sich die Viktoria viel vorgenommen, gebracht hat das aber nichts. Stuttgart zeigte von der ersten Minute an, wer der Favorit ist. Wörtlich gesprochen. Denn schon nach 42 Sekunden brachte Kapitän Alexander Fangmann die Schwaben in Führung. Das bisher schnellste Tor der Saison. Auch in der Folge ließen die Stuttgarter nichts anbrennen und fuhren letztlich einen deutlichen 7:0-Erfolg ein. Dabei erzielte Fangmann wohl den schönsten Treffer des Wochenendes, als er Rychelski mit einem Hackenschuss tunnelte. In der zweiten Halbzeit ließen es die Stuttgarter dann ruhiger angehen, erzielten nur noch ein weiteres Tor und lieferten eine erfolgreiche Generalprobe für das Meisterschaftsfinale gegen St. Pauli ab. Die Berliner kommen wie im Vorjahr als Tabellenletzter ins Ziel. (Zum detaillierten Spielbericht)

Straffes Programm: Die Mannschaft von Viktoria Berlin in hellblauen Trikots während einer kurzen Trinkpause. Die hohe Belastung durch Spielzeit und Temperaturen war den Spielern anzumerken.  Foto: Jari Schaller

Platzierungsspiele im Überblick:

09.00 Uhr: Borussia Dortmund – Chemnitzer FC (Spiel um Platz fünf)
12.00 Uhr: Blau-Gelb Marburg – FC Schalke 04 (Spiel um Platz drei)
15.30 Uhr: FC St. Pauli – MTV Stuttgart (Finale)

Um 11 Uhr erfolgt ein Einlagespiel der Amputierten-Fußballer, um 14 Uhr ertönt der Anpfiff des Einlagespiels von Viktoria Berlin gegen einen bislang noch unbekannten Gegner.

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